Dass eine Organisation wie die Bundespolizei präzise strukturiert
ist, ja sein muss, und ebenso funktioniert, liegt auf der Hand.
Dennoch waren Auffahrt und Aufmarsch der Verantwortlichen und
natürlich Fahrzeuge für dieses Fuhrparkinterview äußerst
beeindruckend, und am Tisch saßen nicht ein, sondern gleich fünf Mann
hoch: Generalmajor Ing. Peter Skorsch, BA, Leiter der Abteilung IV/1
Technische Abteilung Innenministerium, Oberst Alois Rath, Leiter des
Referates IV/1/a Fahrzeugwesen Innenministerium, Roland Leitner,
Prokurist Hauptabteilungsleitung Flottenmanagement Porsche Bank AG,
Gerhard Welsch, Leiter Service und Technik Großund Direktkunden
Porsche Austria GmbH&Co OG und Harald Wöltzl,
Prokurist Leitung Direkt-und Behördenvertrieb. Letztlich nicht weiter
verwunderlich, handelt es sich doch bei den Fahrzeugen der Exekutive
um beachtliche 6.030 ein-und mehrspurige Fahrzeuge, die es
anzuschaffen, zum Einsatzfahrzeug hochzurüsten, zu verwalten, warten
und reparieren sowie weiter zu verwerten gilt. Denn ziemlich genau
5.000 davon sind Leasingfahrzeuge, vor allem Standardfahrzeuge wie
zum Beispiel Streifenwagen, Mannschaftstransporter oder
Arrestantenfahrzeuge. Wirklich im Eigentum der Polizei befinden sich
lediglich Spezialfahrzeuge, bei denen aufgrund der sehr speziellen
Umbauten ein Leasing nicht rentabel wäre, oder Schwer-Lkw und
Großraumbusse sowie die Motorräder.
Gut für die Staatskasse
Bei den meisten Einsatzfahrzeugen hat sich das Operatingleasing
bestens bewährt. "Gegenüber der früheren Kaufvariante haben wir durch
das Outsourcen des Fuhrparkmanagements eine deutliche Kostenreduktion
erreicht", erläutert Skorsch, "vorsichtig ausgedrückt circa 20
Prozent." Geleast wird seit nunmehr über zehn Jahren, der aktuelle
Vertrag läuft seit 2008 mit der Porsche Bank als
Fuhrparkdienstleistungspartner. Ermittelt wurde und wird der
jeweilige Fuhrparkpartner über eine Ausschreibung der
Bundesbeschaffung GmbH (BBG), die von der Bundespolizei einen sehr
umfangreichen Anforderungskatalog erhält. Jener Flottendienstleister,
der zu diesen Bedingungen das passende Dienstleistungsmodell mit den
geeigneten Fahrzeugen zum besten Cent-pro-Kilometer-Satz anbietet,
also das beste Angebot liefert, erhält den Zuschlag.
Richtlinien und "Must haves"
Alle Anforderungen an die Fahrzeuge anzuführen, die von der Polizei
vorgegeben sind, würden den Rahmen hier sprengen, handelt es sich
doch um einen mehr als 100 Seiten umfassenden Katalog mit sehr
spezifischen, auf die jeweiligen Einsatzbereiche abgestimmten
Bedingungen. Um sich jedoch ein grobes Bild davon machen zu können,
was alles berücksichtigt und mit einberechnet werden muss, haben wir
einige wichtige Aspekte herausgesiebt. Ein wesentlicher Faktor ist
die Motorleistung, dabei sind nicht nur PS-bzw. kW-Anzahl relevant,
sondern vor allem Beschleunigungsverhalten, Durchzugsvermögen oder
Höchstgeschwindigkeit; weiters Bodenfreiheit beziehungsweise
Allradantrieb, wenn es um den alpinen Bereich geht, die
Ladegutsicherung, also jene Einbauten, in denen die Einsatzmittel
untergebracht sind und, ganz wichtig, die Platzverhältnisse generell.
"Wir können von unseren Kolleginnen und Kollegen, die im täglichen
Einsatz stehen, ja nicht erwarten, dass sie möglichst groß und
kräftig sind - und dann passen sie nicht in den Streifenwagen
hinein", erläutert Skorsch.
Marke und Type selbst werden also nicht vorgegeben, sondern die
Anforderungen müssen erfüllt werden -derzeit ist es ein Modell mit
der Porsche Bank, bei dem eine durchschnittliche Behaltedauer von 38
Monaten besteht und das einzelne Fahrzeug in der Gesamtnutzungsdauer
jedenfalls unter 200.000 Kilometer Leistung bleibt. Heißt: Wenn ein
Auto eine besonders hohe Jahreskilometerlaufleistung hat, wie zum
Beispiel jene der Autobahnpolizei, die teilweise 80.000 bis 100.000
Kilometer pro Jahr zurücklegen, ist die Behaltedauer deutlich kürzer
als die 38 Monate. "Es soll allerdings nicht der Eindruck entstehen,
dass der Polizei beziehungsweise der einzelnen Dienststelle
vorgeschrieben wird, wie viele Kilometer gefahren werden dürfen",
wirft Skorsch ein. "Jedes Fahrzeug kann jederzeit so viel gefahren
werden, wie es die Einsätze erfordern. Falls erforderlich, wird
zwischen den Dienststellen getauscht, damit nicht ein Fahrzeug mit
viel zu vielen Kilometern und das andere dagegen mit nur 30.000
Kilometer nach der vereinbarten Behaltedauer zurückgeht."
Genug im Talon
Die - zum aktuellen Stand - 6.030 Stück sind daher auch die
Gesamtzahl, Ersatzwagen bereits eingerechnet. Die Höhe des Backup-
Prozentsatzes lässt sich nicht genau sagen, da auch diese Fahrzeuge
regelmäßig eingesetzt werden, um eine gleichmäßige Laufleistung zu
erreichen. "Wir haben eine so genannte Mindestmanövriermasse, wiedas
in der Polizeisprache heißt", erklärt Skorsch.
Eine absolute Notwendigkeit, da vor allem aus Sonderlagen heraus ein
sehr viel größerer Bedarf entstehen kann. Selbstverständlich gibt es
in solchen Situationen die Unterstützung und Hilfe von allen
Landespolizeikommanden untereinander, die grundsätzlich nicht nur
ihren Bedarf an Fahrzeugen planen, sondern auch budgetär selbst
verantworten. Einer der größeren Einsätze dahingehend in der nächsten
Zeit wird sicherlich Österreichs sechsmonatige EU- Präsidentschaft im
2. Halbjahr 2018 sein.
Tatütata
Standardmarken im Polizei-Fuhrpark sind VW, Skoda, Audi und Seat,
allerdings auch einige andere Marken, die nicht genannt werden und
insbesondere für verdeckte Ermittlungen oder auch als
Zivilstreifenwagen eingesetzt werden.
Klassische Mengenfahrzeuge sind VW Touran 2WD beziehungsweise Skoda
Octavia Combi 4x4, wo aufgrund des Geländes Allrad notwendig ist.
Diese Modelle steuern auch einen Großteil der jährlichen Kilometer
-im Jahr 2016 waren es 134.100.000! - bei.
Damit aus einem "gemeinen" Touran oder Skoda Octavia ein Polizeiauto
wird, braucht es als Mindestadaption Blaulicht, Funk,
Ladegutsicherung und die Folierung außen, bei den Zivilstreifen sind
es Funk und die Blaulicht-Magnetleuchte. Damit hat es sich jedoch
auch schon mit standardisierter Ausstattung, denn "es gibt immer
irgendeinen Spezialfall, immer wieder neue Anforderungen aus der
Organisation und daher keine typischen Standardfahrzeuge", so
Skorsch.Organisiert werden diese Standardein-bzw. umbauten ebenfalls
vom Fuhrparkdienstleister Porsche Bank. "Wir übernehmen die gesamte
Prozesskette", so Leitner, "und die Polizei bekommt das fertige
Fahrzeug, das sie mit wenigen eigenen Adaptierungen sofort in Betrieb
nehmen kann."
Durchgeführt werden die Umbauten bei den Porsche Inter Auto Betrieben
(PIA), wobei es für die komplexeren Umbauten bei Spezialfahrzeugen
wie zum Beispiel den Arrestantenfahrzeugen oder den
Verkehrsunfallkommandofahrzeugen auch weitere
Spezialpartnerunternehmen gibt. Die Dauer eines Standardumbaus nimmt
bei einem geübten Techniker etwa zwei Tage in Anspruch, in denen
Funkanlage, Blaulicht, Folgetonanlage und die Ladegutsicherung
eingebaut wird. Einen weiteren Tag benötigt die Spezialfolierung -in
drei Tagen ist ein normales Auto also in einen Streifenwagen
verwandelt.
Im Sinne der Umwelt
Alle Um-und Einbauten werden so vorgenommen, dass sie rückstandsfrei
wieder ausgebaut werden können, schließlich werden die hochwertigen
Autos nach Ablauf von der Porsche Bank weiter verwertet. Die
Ausstattungsgegenstände selbst, also Blaulicht, Funk und
Ladegutsicherung, werden je nach deren Zustand für das nächste
Polizeifahrzeug wieder verwendet, erforderlichenfalls aufbereitet
oder aber, wenn eine Wiederverwendung aufgrund des schlechten
Zustandes nicht mehr möglich ist, fachgerecht entsorgt.
Alles sehr effizient, ebenso der Verbrauch der Polizeiflotte, der
durchschnittlich 7,7 Liter beträgt -beachtlich, wenn man einerseits
die Einsatzleistung der Fahrzeuge bedenkt und andererseits deren
Gewicht und Aufbau mit Blaulicht, der nicht unbedingt als
aerodynamisch zu bezeichnen ist. Leitner: "Ich bin überzeugt, dass
die Polizei durch unser Modell einen der ökologischsten Fuhrparks
hat.Wir tauschen regelmäßig die Fahrzeuge und bringen somit die
Polizeifahrzeuge in der jeweils aktuell gültigen EU-Norm, derzeit
Euro 6, auf die Straße."
Ganz schön aufwendig
Wie viel Zeit nimmt denn die Verwaltung des gesamten Fuhrparks
inklusive Beschaffung, Umbau und Service in Anspruch, wollen wir
wissen. Schwer zu beantworten, lautet unisono die Antwort der
Verantwortlichen aus Innenministerium und Fuhrparkmanagement der
Porsche Bank.
Die jeweils Zuständigen auf den Dienststellen haben ebenso noch
weitere Aufgaben wie die maßgeblichen Personen der Technikabteilung
und im Referat Fahrzeugwesen im Innenministerium, die in erster
Linie, aber nicht ausschließlich am Thema Fuhrpark arbeiten. Ähnlich
bei der Porsche Bank, die zwar ein eigenes Behördenteam beschäftigt,
das das Innenministerium jedoch nicht exklusiv betreut.
Nach vor in die Zukunft
Dass die Polizei nicht nur in Sachen Leasing federführend unterwegs
ist, zeigt ein e-Golf, der im Vorfeld einer geplanten KIRAS-Studie
(österreichische Sicherheitsforschungsförderprogramm "KIRAS"
unterstützt nationale Forschungsvorhaben, deren Ergebnisse dazu
beitragen, die Sicherheit für alle Mitglieder der Gesellschaft zu
erhöhen) bei der Polizei im Testbetrieb läuft. Die Studie soll Mitte
2018 starten, wobei vor allem die Kernfrage "Sind die
Sicherheitsbedürfnisse der österreichischen Gesellschaft mit den
Möglichkeiten alternativer Antriebsformen -vor allem E-Mobilität -
vereinbar?", beantwortet werden soll. Der e-Golf wird derzeit rein
aus technischer Sicht getestet, denn "dass man mit einem E-Auto
Botendienste machen kann, wissen wir, aber derzeit tun wir uns
schwer, ein E-Car zu fin den, das unseren polizeilichen Anforderungen
entspricht", berichtet Skorsch. Und stellt auch infrage, ob wirklich
alle Fragen rund um die E-Mobilität mit Ende der einjährigen
Studiendauer beantwortet sein werden, da seitens der Polizei wirklich
die Gesamtthematik beleuchtet werden muss. Skorsch: "Das Thema ist
schon sehr umfassend, denken Sie nur daran, wenn ich eine große
Dienststelle mit etwa 100 E-Autos habe, die Batterien mit 100Kilowatt haben werden, und die sollen über Nacht alle aufgeladen
werden! Selbst bei fünf Fahrzeugen wäre das für einen
durchschnittlichen Mittelspannungstrafo bereits ein Problem, das
heißt, man bräuchte eine eigene Ladeinfrastruktur und auch wenn
Ökologie etwas kosten darf und soll, muss sie leistbar und
finanzierbar sein." Bis auf Weiteres werden also vorwiegend tüchtige,
leistungs-und reichweitenstarke, verlässliche und moderne
Polizeifahrzeuge mit Verbrennungsmotor als unsere Freunde und Helfer
auf Österreichs Straßen unterwegs sein.