ELECTRIC WOW

  • Motorline auf Facebook
  • Motorline auf Twitter

Der letzte Samurai reitet wieder

Startschuss für den Dauertest mit dem Lexus UX 250h F-Sport; zwar kein Raumriese, dafür viel Fahrdynamik und effiziente Hybridtechnik. Ein interessanter Ansatz in dem sonst so dieseldominierten Kompakt-SUV-Segment, der eine Frage förmlich aufdrängt: Ist das vielleicht das alternative Geheimrezept für Kilometerkönige?

Roland Scharf

Leicht hat man es heutzutage nicht in der Welt der Kompakt-SUV. Man muss sich an den Besten der Besten messen, hat eine schier unendliche Zahl an Konkurrenten vor einem - und deren Eckdaten liegen alle auch überraschend nah beieinander. Insofern kann man es dem Lexus UX schon positiv anrechnen, dass er mit vielen Regeln aus dem goldenen Buch der SUV-Bauregeln bewusst bricht. Man fällt auf, dafür sorgt allein schon das zackige Design. Der knackige Hintern schränkt dafür den Kofferraum mehr als nur ein wenig ein, Diesel gibt es im Toyota-Konzern aus Prinzip nicht mehr, und dann wäre da noch die Sache mit dem ungewohnten Bedienkonzept im Innenraum. - Versucht der Technik-Verwandte des souveränen RAV4 einfach zu hart, anders zu sein? Oder ist der bewusst schräge Zugang vielleicht sogar ein probates Mittel, um heutzutage noch aus der metallicgrauen Masse hervorzustechen? Genau das gilt es herauszufinden, weswegen wir uns den UX für ein halbes Jahr in den Teststall holen, manche Qualitäten brauchen schließlich eine Weile, bis sie sich wirklich bewähren können. Und so fair muss man sein: Die Japaner haben mit dem bereits erwähnten Toyota RAV4 ohnehin einen Vertreter dieses Segments im Programm, das von viel Platz über schlaue Ausstattungsdetails bis hin zu klassischen Designlinien all das bietet, was man sich von Fahrzeugen dieser Art erwartet. Warum sollte man sich also unnötige interne Konkurrenz züchten?

Ein Duo für alle Fälle
Was bietet der kleine Lexus also? 152 Benzin-PS treffen auf 109 E-Pferde, die gemeinsam 184 PS Systemleistung an die Vorderräder schicken. Typisch für die Japaner wird alles von einem stufenlosen Getriebe verwaltet, das keine fixen Gangabstufungen bietet. Selbstzünder sind wie schon erwähnt nicht mehr im Programm, genauso wenig wie reine Benzinversionen. Anfang 2021 folgt noch eine rein batterieelektrische Fassung mit dem Namen UX 300e, doch bis dahin gilt der Bi-Motor-Mix als einzige Antriebsoption.

Bleiben also nur mehr die Ausstattungen als Spielmöglichkeiten und da kann man zwischen vier Typen wählen: Bereits die "Basis" für 37.690 Euro kommt mit LED-Scheinwerfern, Klimaautomatik und Abstandsregeltempomat daher. Die 2.000 Euro Aufpreis auf den "Business" sind dennoch gut investiert, da es dann nicht nur eine Rückfahrkamera, sondern auch einen Regensensor, 18-statt 17-Zoll-Aluräder, DAB-Empfang und automatisch abblendende Rückspiegel gibt. Unser Modell ist der "F-Sport", der bei stolzen 47.390 Euro startet, dafür aber mit adaptivem Fernlicht, E-Heckklappe, Sitzheizung, Einparkhilfe und induktivem Handyladen nahezu vollbestückt ist. Der F-Sport ist also eine gute Wahl, der Top-UX "Executive" hat zwar noch Gimmicks wie Lenkradheizung oder Sitzlüftung an Bord, kostet aber schon knapp 51.000 Euro. Stattdessen investierten wir in das adaptive Fahrwerk (1.098 Euro) für mehr Fahrspaß, in das Premiumpaket (2.074 Euro) für Ledersitze und das Navigationssystem mit 10,4-Zoll-Display. Das reicht. Ach ja, und dann gäbe es noch den Allradler E-Four. Dessen 2.000 Euro Aufpreis kann man sich bei unseren lauen Wintern aber getrost sparen.

Fahren statt (be-)laden
Was jedenfalls gleich auf den ersten Metern klar wurde: Je nachdem, wie man den Lexus einsetzt, kann er begeistern oder ein wenig enttäuschen. Wer viel Platz benötigt, stößt beim Kofferraum (320 Liter inklusive Fach im Boden) schnell an seine Grenzen. Nicht nur das reine Volumen - die schräg stehende Heckscheibe und die geringe Bauhöhe -schränkt die Variabilität stark ein. Platz im Innenraum gibt es hingegen genug, der Ausflug zu viert ist kein Problem - und überhaupt: Das Fahren ist die wahre Domäne des 4,50 Meter langen SUV. Fahrwerk und Bremsen leisteten sich in den ersten Testwochen keine Schwächen, dämpfen Unebenheiten souverän weg, sorgen dennoch für erstaunliche Agilität und hohe Langstreckentauglichkeit. Gerade in Kombination mit dem Hybridantrieb sorgt das für interessante Einsichten. Spontaner Schub ist mehr als ausreichend vorhanden, natürlich bleibt der laut aufheulende Verbrennungsmotor bei Volllast Geschmacksache. Das Getriebe lässt den Vierzylinder systembedingt immer mit konstanten Drehzahlen laufen, was bei durchgetretenem Gaspedal nun einmal ziemlich wild klingt. Das clevere Zusammenspiel der zwei Motoren bescherte dafür schon auf den ersten Etappen ein entspanntes Geldbörserl. Verbräuche von rund sechs Litern sind zu erreichen. Wer nicht dauernd auf der Autobahn dahinbrettert, nähert sich sogar der Fünf-Liter-Grenze.

Die Sache mit der Ergonomie
Es kristallisiert sich also immer mehr heraus: Langstrecke, so lang man nicht zu viert auf Urlaub fahren möchte, liegt dem Lexus überaus gut und so bleibt als großer Wermutstropfen vorerst einmal nur das ungewohnte Infotainmentsystem. Die Bedienung funktioniert nach wie vor nicht über einen Touchscreen so wie etwa beim RAV4, sondern mittels Bedienfeld in der Mittelkonsole. Zwar hat Lexus dazugelerntund die lederbezogene Bedienmouse in der Mittelkonsole gegen ein Touchfeld ausgetauscht. Bis man sich durch die Untermenüs geklickt hat, vergeht dennoch eine Menge Zeit und während der Fahrt verdrückt man sich leider allzu leicht. Immerhin: Seit heuer sind Apple CarPlay und Android Auto in vielen Lexus-Modellen Standard oder per Software-Update nachrüstbar. Die Bedienung erfolgt zwar weiterhin über das Touchpad, geht aber deutlich einfacher vonstatten als mit der werksseitigen Lösung.

Technische Daten 250h F-Sport
Hubraum | Zylinder 1.987 cm3 | 4
Leistung 184 PS (135 kW)
Drehmoment 190 Nm bei 4.400/min
0–100 km/h | Vmax 8,5 s | 177 km/h
Getriebe | Antrieb stufenlos aut. | Vorderrad
Ø-Verbrauch | CO2 5,6 l B | 126 g/km (EU6)
Kofferraum | Zuladung 284/320–1.194 l | 570 kg
Basispreis | NoVA 47.390 € (inkl.) | 3 %

Das gefällt uns: Fahrdynamik, Sitzposition, Verarbeitung, Verbrauch
Das vermissen wir: mehr Kofferraumvolumen
Die Alternativen: Audi Q3 Sportback, BMW X2, Mercedes GLA

News aus anderen Motorline-Channels:

Dauertest-Auftakt: Lexus UX 250h F-Sport

Weitere Artikel:

Schon fast 25 Prozent Zuwachs an HPC-Ladepunkten

Q1 2024: 40 Schnellladepunkte errichtet

Smatrics EnBW legt eine rasante Entwicklung hin und hat in den ersten drei Monaten des Jahres in Wien und Arnoldstein je vier Ladepunkte eröffnet. In Vösendorf und St. Pölten waren es gleich 12 und in Vorchdorf und Vöcklabruck 20 neue Ladepunkte.

Veranstaltungstipp Fachkongress EL-MOTION

Fachvorträge und Ausstellung zur Elektromobilität

Am 23. und 24. April findet die EL-MOTION statt, als neue Location wurden die Wiener Werkshallen im 11. Bezirk in Wien gewählt. Der "Green Event Charakter" zeigt sich auch in der Parkplatzsituation: Bitte öffentlich anreisen.

Toyota bZ4X – im Test

Kommod unterwegs im futuristischen Look

Zwischen kantigem Äußeren und softem Wesen bewegt sich der Elektro-Crossover von Toyota. Wir fahren das 2WD-Modell mit 204 PS als Executive Style.

Hyundai Ioniq 5 N im Schnee quergetrieben

Wintertest: Achim Mörtl und der koreanische Elektro-Sportwagen

Die Emotion beim Autofahren ist für mich mitunter der wichtigste Faktor, um Fahrfreude zu empfinden, Fahrdynamik, Optik sowie Fahrleistungen schließen da fast nahtlos an. Und so herausragend die Fahrleistungen der meisten E-Fahrzeuge bisher waren, in Sachen Emotion war man meist in den Kinderschuhen stecken geblieben. Da schafft Hyundai mit dem Ioniq 5 N eine erste löbliche Ausnahme!

Renault Scenic – schon gefahren / mit Video

Mit dem Elektro-Crossover nach Paris

Neue Parkgebühren für zu schwere SUV-artige Autos in der französischen Hauptstadt? Kein Problem, der Renault Scenic bleibt auf der Waage dezent. Wir fuhren die Topmodelle mit 625 Kilometer WLTP-Reichweite dennoch lieber rund um Màlaga am Meer entlang.

Samt Kilometer-Abweichungen in Prozent

Weltgrößter Reichweiten- und Ladezeitentest für E-Autos

Zweimal pro Jahr lädt der NAF – der norwegische Partnerclub des ÖAMTC – zum "El Prix", dem weltgrößten Reichweiten- und Ladezeitentest für Elektroautos. Nun wurden die Ergebnisse von 23 E-Fahrzeugen mit zum Teil durchwachsenen Ergebnissen und einem Sieger aus China veröffentlicht.