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E-Fuels: Wunsch und Wirklichkeit

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Es klingt verlockend, dass durch synthetisch erzeugten Kraftstoff Verbrennungsmotoren auch in Neuwagen nach 2035 CO2-neutral betrieben werden können. Doch die Sache hat zumindest einen Haken.

Mein Kommentar zum Thema E-Fuels in der letzten Ausgabe der FLOTTE hat die Gemüter erhitzt. Die einen haben mich ins Eck der Grünfanatiker gestellt, die anderen eine branchenzerstörerische Mission gesehen. Zeit, ein paar Dinge richtig- und klarzustellen. Zunächst einmal sei gesagt, dass ich keinesfalls gegen Technologieoffenheit bin, ich halte auch die E-Mobilität weder für den absoluten Heilsbringer noch für den Grund eines Weltuntergangs. Ich zweifle auch nicht an der Wissenschaft und daran, dass sich E-Fuels herstellen lassen. Dennoch möchte ich mehrere Denkanstöße geben.

Neue Abhängigkeiten
In Europa ergibt es keinen Sinn, E-Fuels herzustellen, der Energieaufwand dafür ist riesig und wir nutzen unseren Strom besser zum direkten Laden von E-Autos. Natürlich kann man E-Fuels in Ländern herstellen, wo es ungleich mehr Sonnen- und Windenergie gibt als hierzulande, wenngleich auch nicht so leicht wie manche meinen. Zudem muss uns aber auch klar sein, dass dies ausgerechnet jene Länder sind, von denen wir uns unabhängiger machen wollen, Saudi-Arabien als Beispiel genannt. Jene Länder, die uns derzeit großteils die Ölpreise diktieren, sagen uns dann, was die E-Fuels zu kosten haben. Aber – zugegeben – auch klar ist, dass es uns in Europa an grüner Energie fehlt. Und somit auch an grünem Wasserstoff, der Basis für die Produktion von E-Fuels ist.

Wichtig für Fahrzeugbestand
Und ja, es gibt zahlreiche Einsatzmöglichkeiten für diesen synthetischen Treibstoff. Flugzeuge, Schiffe und Schwerverkehr sind nur einige Beispiele, der aktuelle Fahrzeugbestand würde auch massiv davon profitieren. Zu Beginn könnte man die E-Fuels auch beimischen und würde zumindest eine teilweise CO2-Einsparung bewirken. Freilich – und das sollte auch allen klar sein – mit der Kehrseite, dass die Autos weiter Schadstoffe in die Luft unserer Städte emittieren. Die CO2-Kompensation erfolgt allerdings woanders, auch wenn die Gesamtbilanz global gesehen natürlich stimmt.

Autozulieferer müssen umdenken
Ich habe in meinem Kommentar auch davor gewarnt, E-Fuels als Argument zu nutzen, um nach 2035 weiter auf Neufahrzeuge mit Verbrennungsmotor zu setzen, so wie das von etlichen Politikern im In- und Ausland gerne argumentiert wird. "Der grüne Verbrennungsmotor", wie Bundeskanzler Karl Nehammer nicht müde ist zu propagieren, wird die heimische Autozulieferindustrie nicht retten, sondern in eine große Misere manövrieren. Schließlich sollten die Unternehmen sich nach den großen Autoherstellern orientieren, von denen die meisten ein klares Bekenntnis zur E-Mobilität abgegeben haben.

Absoluter Fokus auf E-Mobilität
Last but not least basiert der Traum vom grünen Verbrenner aber schlicht auf falschen Annahmen. Und das sage nicht ich, sondern niemand geringerer als Dipl.-Ing. Jürgen Rechberger, Vice President, Business Field Leader - Hydrogen&Fuel Cell bei AVL List und verantwortlich für die E-Fuel-Anlage in Graz sowie Podiumsdiskussionsteilnehmer bei der FLEET Convention am 27. Juni. Im Interview mit meinem Kollegen Gerald Weiss vom Fachmagazin AUTO & Wirtschaft betonte er: "Ob E-Fuels nach 2035 in großen Mengen für die On-Road-Verwendung zur Verfügung stehen, ist eine ganz andere Frage. Wir brauchen alles für Luft- und Schifffahrt und schon das wird eine irrsinnige Herausforderung. 2030 werden wir nur homöopathische Mengen zur Verfügung haben, 2035 können wir ein bis zwei Prozent des Verbrauchs in Europa verfügbar machen. In Europa muss es der absolute Fokus bleiben, batterieelektrische Pkw voranzutreiben."

Rechberger weiter: "Es wäre verheerend, E-Fuels in Autos einzuführen, aber gleichzeitig die Stahlproduktion aufgrund der begrenzten Ressourcen nicht zu dekarbonisieren. E-Fuels in der Straßenmobilität sind nur sinnvoll für Bestandsflotten und um Lücken der Elektromobilität zu schließen, weil sonst die Dekarbonisierung aufgrund begrenzter Ressourcen für andere Bereiche nicht möglich ist." Dem ist eigentlich nichts mehr hinzuzufügen.

Der A&W-Verlag bildet ein breites Meinungsspektrum ab. Kommentare müssen nicht der Meinung des Verlages entsprechen.

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