Test: VW ID.7 Tourer
Auch wenn der Passat gerade neu auf den Markt gebracht wurde, der ID.7 Tourer ist so etwas wie der legitime Nachfolger. ...
Der Genfer Automobilsalon ist zurückgekommen, aber wohl nicht, um zu bleiben. Ein Kondolenzbericht eines Erstbesuchers.
Er wirkte fast ein wenig traurig. So schlicht und einfach, so wie aus einer anderen Welt, so wirkte der ursprüngliche Renault 5 in seiner angedeuteten Verpackung. Wie ein Blechspielzeug aus einer anderen Zeit, die lange zurückliegt, steht er gleich neben der wohl wichtigsten und nahezu einzigen echten Neuheit des heurigen Genfer Automobilsalons, der ebenfalls Renault 5 heißt, rein elektrisch fährt und auch überraschend hübsch geraten ist. Und dennoch kann auch er nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Veranstaltung irgendwie zum süßen Oldie von 1972 passt: Ein wenig im Abseits.
Man muss sich das einmal vor Augen führen: Fünf Hersteller, das war’s. Mehr hat sich heuer in der Halle nicht eingefunden. Und wer es wirklich drastisch sehen möchte: Wären Renault und Dacia nicht da gewesen mit einem wirklich großen und liebevoll gemachten Auftritt, hätte man das Feld praktisch alleine den Chinesen überlassen. Die Expertenmarken mit ihren Kleinstserien auf Basis uralter europäischer Sportwagen kann man da jetzt nicht mitzählen. Isuzu gesellt sich mit drei Autos auch noch zu der illustren Runde bestehend aus BYD und MG mit ihren Sub-Marken, die in einer fast schon unüberschaubaren Modellvielfalt über Europa schwappen wie Ahornsirup: Einer makelloser und glänzender als der andere.
Warum die europäischen Hersteller praktisch geschlossen dieser Veranstaltung den Rücken gekehrt haben, lässt sich so nicht ganz nachvollziehen. Die Rahmenbedingungen, die angenehme Größe, die Nähe zum Flughafen, all das hätte zumindest dafür gesprochen, es noch einmal zu versuchen. So aber wirken die delikat ausgesuchten Oldtimer aus allen Epochen, in denen es den Genfer Automobilsalon gab, fast schon wie ein Kondolenztreffen der alten Garde. Damals, als die alte Welt noch groß war in der Industrie, Menschenskind, was waren das für Zeiten! Dass die Zeitreise im ersten Stock praktisch so viel Platz eingenommen hat wie die Fläche aller Neuwagen zusammen, gibt der Vermutung, dass wir hier das letzte Lebenszeichen einer todkranken Events erleben, nur noch mehr Auftrieb.
Was kann man also von dieser nicht wirklich geglückten Wiederbelebung der klassischen Frühlingsveranstaltung Europas Autowelt nun mitnehmen? Vielleicht, dass die Zukunft in der Vergangenheit liegt, wenn nicht nur Oldtimer so gut ankommen, sondern der neue E-Renault auch fast so aussieht wie sein Pendant von 1972. Aber auch, dass der Plan von BYD und Co definitiv aufzugehen scheint. Der U8 etwa wirkt in seinem Gigantismus wie ein Frontalangriff auf alle, die jemals das Wort Umwelt in den Mund genommen haben. Der offen demonstrierte Perfektionismus im Innenraum, im Design, in all den Details zeigt aber, dass man keine Scheu hat, zu zeigen, was man alles kann. MG mit ihrem Roadster und der Sub-Brand IM steht da um nichts nach.
Das hat definitiv nichts Schlimmes an sich. Im Gegenteil. Und auch Genf sollte sich von der Seite her keine Sorgen machen. Auch wenn Renault das nächste Mal nicht mehr dabei sein möchte. Aus dem Land der Mitte kommt die nächsten Jahre genug, um den Main Floor auch alleine bespielen zu können. Die schönen alten Europäer wird man sich auch dann noch im ersten Stock ansehen können.
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