Rein, raus geht ruck, zuck: Durchschnittlich 15 Sekunden benötigen
Profis, um ein Auto zu knacken. Ein gezielter Schlag und die
Fensterscheibe ist hinüber. In jedem sechsten Fahrzeug, so eine
Erhebung der Polizei, laden herumliegende Gegenstände mutmaßliche
Täter förmlich zur Selbstbedienung ein.
Drei Mal seit April vergangenen Jahres schlugen die Einbrecher zu.
Immer in der Nacht, und immer waren Werkzeug und Maschinen Ziele der
Täter. Daniel Knezevic, Fuhrparkmanager der Firma
Korkisch-Haustechnik in Wien-Hietzing, ist für 54 Fahrzeuge
verantwortlich und froh, relativ glimpflich davon gekommen zu sein.
Der Schaden ist mit zirka 4.000 Euro überschaubar und durch die
Versicherung gedeckt. Dennoch -der Ärger, die entgangene
Nutzungsmöglichkeit während der Reparaturzeit, die teils aufwändige
Wiederbeschaffung der gestohlenen Gegenstände, all das ist durch
Versicherungsleistungen kaum wettzumachen.
Gelegenheit macht Diebe
Firmengelände sind besonders beliebte Schauplätze von Kfz-Einbrüchen
und Diebstählen: Abgeschieden, selten bewacht,meist frei zugänglich
oder durch Zäune nur ungenügend ge-sichert. Oft aber wird nicht nur
eingebrochen, sondern gleich„Tabula rasa“ gemacht. Das Jahr 2009 galt
als „Diebstahls-jahr“schlechthin. 802 Diebstähle, allein von Lkws,
wurdenzur Anzeige gebracht. Dank mehrerer Schwerpunktaktionender
Polizei waren es 2010 „nur“ mehr 223, von Jänner bis Sep-tember 2011
wurden ganze 211 Diebstähle gemeldet. DerSchaden geht in die
Millionen. Meist wird der Weg des geringsten Widerstandes gegangen
und nur simpel „geknackt“.Besonders beliebt sind Handys,
Sonnenbrillen und Laptops,aber auch Jacken und vor allem Werkzeug
jedweder Art. Zu-nehmender Beliebtheit erfreut sich der Diebstahl von
Autoersatzteilen, von Airbags über Motorsteuerungseinheiten bishin zu
Scheinwerfern. Alles, was halbwegs schnell auszu-bauen ist, wird –
meist im Auftrag – gestohlen.
Tipps vom Fuhrparkprofi
"Besonders groß war die Überraschung bei einem Servicetermin. Nicht
immer wo Allrad d"rauf steht, ist auch Allrad zwingend eingebaut",
wundert sich Andreas Kral, Geschäftsführer von Arval Austria und mit
3.200 Fahrzeugen einer der führenden Full-Service-Leasing-Anbieter,
über die Dreistigkeit mancher Täter: "Der Grund dafür war eine
gestohlene Kardanwelle an einem Direktionsfahrzeug."
Sieben von 1.000 Fahrzeugen geben Langfingern in Form eines
geöffneten Fensters noch eine zusätzliche Einladung. Nur knapp
vierzehn Prozent aller von der Polizei untersuchten Pkws sind mit
einer Alarmanlage ausgestattet. Ein minimaler Anteil aller Lenker
(0,13 Prozent) sichert das Auto mit einer abschreckenden
Lenkradsperre. "Wir weisen natürlich jeden Kunden auf die
Möglichkeiten einer besseren Absicherung hin -, und es hat sich auch
herumgesprochen, dass die Verantwortung nicht beim Vertragsabschluss
endet. Wir legen größten Wert auf Kundenzufriedenheit und informieren
jeden Einzelnen unserer Leasingnehmer über Risiken und
Verbesserungs-maßnahmen", so Kral. Dabei reicht es schon, den Zutritt
zum Kraftfahrzeug zu erschweren. Eine Gitterlösung oder geschlossene
Heckansicht eines Lieferwagens verhindern praktische Gelegenheiten;
und die machen ja bekanntlich Diebe. Hinzu kommt natürlich die
Eigenverantwortlichkeit des Fahrers, Wertgegenstände nicht offen im
Fahrgastraum herumliegen zu lassen. So kann eine Navi-Halterung schon
ein Hinweis auf das Gerät selbst sein und das Interesse wecken.
Geringster Widerstand
"Autodiebe gehen immer den Weg des geringsten Widerstands", weiß Mag.
Silvia Strasser vom Bundeskriminalamt. Ein Profi benötigt zehn,
höchstens zwanzig Sekunden, um ein Auto zu stehlen. Profiautoknacker
sind in der Lage, aus einem Rohling innerhalb von zehn Minuten einen
passenden Zündschlüssel nachzufeilen. Von gesicherten Fahrzeugen
lassen die meisten Täter lieber die Finger: "Die Auswahl an
ungeschützten Wagen ist groß genug", so Strasser.
Auslandserfahrung
Die Mär von Ostbanden, die sich gezielt auf„Einkaufstour“ begeben,
stimmt insofern,als mit der Einrichtung der „SOKO KFZ“ im Jahr 2009
zumindest ein Teil der Verbrechenzusätzlich aufgeklärt wurde. Die
Auswirkungen der Festnahme von mehreren orga-nisierten Tätergruppen
(aus Litauen, Polen, Tschechien und Ungarn), die im letztenQuartal
des Jahres 2011 durch die Landeskriminalämter Wien und
Niederösterreicherfolgten, werden allerdings erst heuer zumessen
sein. Immerhin –die Reduzierungvon rund 6.400 auf knapp 4.000
Einbrüchezeigt, dass der eingeschlagene Weg der richtige zu sein
scheint.
Versichern reicht nicht
Die Versicherungswirtschaft ist in enger Kooperation mit Behörden um
Aufklärung und Stärkung des Sicherheitsbewusstseins bemüht. Wenn
allerdings ein Versicherungsfall grob fahrlässig herbeigeführt wurde,
kann die Versicherung auch den Fahrzeuglenker in die Pflicht nehmen,
das heißt, die Versicherungsleistung zurückfordern. Handelt zum
Beispiel auch der Fuhrparkmanager grob fahrlässig, ist die
Versicherung von ihrer Leistungspflicht entbunden. Die "Ausrede", es
wäre ohnedies alles versichert, darf also schon aus
betriebswirtschaftlichen Gründen keinen Gedanken mehr wert sein.
Versicherungsprämien sind betriebliche Kosten -je höher sie sind,umso schlechter fällt das Betriebsergebnis aus.
Daniel Knezevic hat jedenfalls die ersten Maßnahmen ergriffen: "Alle
Firmen-Lieferwagen haben keine ungesicherte Durchreiche zum
Fahrgastraum mehr." Damit die Gelegenheit eben keine Diebe mehr
macht.
Die wichtigsten Vorkehrungen:
Niemals Schlüssel einem Dritten überlassen (Kopiergefahr)
Radios mit Code oder abnehmbarem Bedienteil verwenden
Keine Gegenstände im Fahrerraum lassen (auch Navi-Halterungen
entfernen)
Fenster mit einbruchshemmender Folie beschichten lassen
Wegfahrsperre und Alarmanlage ordern
Lenkradsperre einrasten lassen
Maschinen und Autos immer versperren