Schon gefahren: Audi A5/S5
Bei Audi erkennt man die Antriebsart künftig an der Typenbezeichnung, gerade Zahlen für E-Antrieb, ungerade für Verbrenn...
Die derzeitigen Limitierungen am Fahrzeugmarkt und Umgestaltungen der Mobilitätsformen betreffen alle Fuhrparkleiter – oder? Die Situation kann sehr unterschiedlich wahrgenommen werden, wie das jüngste Zusammentreffen des Redaktionsbeirats zeigt.
Viel Einstimmigkeit herrschte bei dieser Sitzung des Redaktionsbeirats zwar nicht. In einem Punkt jedoch waren sich alle einig: Die letzten zwei Jahre brachten eine Menge an neuen Herausforderungen für die Branche. Halbleiter, Lieferzeiten, Dienstfahrräder, die E-Mobilität natürlich. Die Liste ist lang und dennoch: Der Gipfel des Berges dürfte nun erreicht sein. Und man kann sich hier oben jetzt einmal einen schönen Überblick verschaffen, was eigentlich alles zu tun ist.
Bitte warten
"Die Themen sind immer die gleichen, sie spitzen sich nur immer mehr zu", meint ein Mitglied dazu, "genauso wie die Preiserhöhungen, die kommen in allen Bereichen." Dass die Schwierigkeiten nicht weniger werden, da gehen die Meinungen auseinander, wobei sich herauskristallisiert hat, dass es sehr wohl eine Frage der Fuhrparkgröße ist. Und auch, welche Art von Fahrzeug man einsetzt. "Ich muss jetzt sehr stark in Richtung Mobilitätswende laufen", ist etwa vom anderen Ende des virtuellen Tisches zu hören. "Es gibt Vorgaben vom Konzern, welche manchmal hochfliegende Wünsche sind. Mir kommt vor, bisher war ich für alles zuständig, was ein Kennzeichen hat. Dann für alles, was Räder hat. Und künftig wohl für alles, wenn ein Mitarbeiter das Haus verlässt und Meter gemacht werden." Ein Bild, das immer mehr zur Regel wird. Fahrräder und Öffi-Tickets sind nun Teil des Aufgabengebiets. "Das geht so weit, dass Autos nicht mehr ausgegeben oder sogar weggenommen werden."
Aber greift man hier nicht ohnehin einen Trend auf, der sich bei der jüngeren Generation durchsetzt, dass man sowieso kein eigenes Dienstauto mehr möchte? Klare Antwort hier von einem Mitglied: "Also diese Generation, die keine Autos mehr möchte, ist bei mir noch nicht gelandet. Ich glaub das auch nicht so ganz und es ist zwar klischeehaft, aber Kollegen mit Migrationshintergrund, die wollen mit ihrem Fahrzeug dann in die alte Heimat fahren und da tut sich die E-Mobilität halt noch schwer." Womit wir bei einem der größten Schlagworte dieser Zeit angelangt sind. Wie steht es denn um die Stromer? Die erste Welle an Interessenten sei bereits bestückt. Jetzt ginge es um jene, die nicht so ganz freiwillig umsteigen möchten. "Ich arbeite mit Blankobestellungen. Wenn ich Autos habe, werden sie den Leuten umgehängt", meint ein Mitglied, "wenn ich warte, bis die Mitarbeiter auf mich zukommen, müsste ich lang warten."
Alles Öffi
Ein weiteres Mitglied macht sich schon länger Gedanken über die aktuellen Umbrüche und dass derzeit noch keiner so wirklich eine echte Idee hat, welcher Weg denn nun der schlaueste wäre. "Vor fünf Jahren war das alles kein Thema. Heute aber machen wir zum Beispiel Mobilitätsanalysen, wo wer mit Autos unterwegs ist, ob man diese Fahrzeuge vielleicht sharen oder auf E-Mobilität umstellen könnte, vielleicht sogar ganz weglassen." Ein wichtiges Mittel für diese Forschung auch: Mitarbeiterbewegungsströme, um zu erkennen, wo man zu Fuß geht oder die Öffis benützt. "Das könnte zum Beispiel zu Fahrgemeinschaften führen, am effizientesten vielleicht sogar mit dem eigenen Auto, um auch da etwas abzuleiten."
Ein weiteres Mitglied bestätigt die bisherigen Aussagen weitgehend. Dass der Job schon eher in Richtung Mobilitätsmanager geht. Auch die Idee mit Car Sharing ist durchaus überlegenswert und dennoch: "Bei uns will schon jeder einen Dienstwagen haben. Der Bedarf ist einfach da, weil was mache ich mit all den Schachteln und Prospekten, die ich tragen muss? Da fahr ich lieber mit dem Auto, selbst im städtischen Bereich." Die Branche setzt die neuen Möglichkeiten als sehr individuell ein, was nur einmal mehr zeigt, dass es von Fuhrpark zu Fuhrpark riesige Unterschiede gibt. Ein Mitglied zum Beispiel hat für Dienst-Öffi-Tickets keinen Bedarf. "Dafür ist die E-Mobilität heuer mein Projekt. Wir erstellen eine Machbarkeitsstudie, mit dem Eigentümer der Tiefgarage haben wir auch schon gesprochen, und was auch noch in der Begutachtung ist, ist das Thema E-Scooter." Keine schlechte Alternative zu Straßenbahn und Fahrrad, und gerade im urbanen Bereich vielleicht sogar schneller als das eigene Auto. Selber würden wir aber keine Scooter anschaffen. Dafür gibt es bei den Share-Anbietern eigene Business-Kontos. Der Mitarbeiter lädt sich die App auf sein Smartphone, die Firma zahlt die Rechnung, fertig." Ein Vorgehen, das in dieser Runde durchaus Anklang fand, da simpel und kostengünstig umzusetzen. Ein anderes Mitglied bringt es auf den Punkt: "Es wäre hingegen auch schon sehr hochtrabend, zu sagen, wir geben allen ein Öffi-Ticket. Das muss man erst einmal organisiert bekommen, vor allem, wenn man bei den Mitarbeitern eine hohe Fluktuation hat." Eine mögliche Lösung steuert gleich ein anderer Beiratler bei: Zum Beispiel gehen die Ausgaben gleich über die Lohnkosten mit.
Planungsfragen
Ein Mitglied lauscht interessiert, sieht die Situation aber völlig anders: "In meiner Welt ist das noch nicht so. Bei uns geht es noch um weitere Wege, da ist das Fahrrad kein Thema. Dafür ist die Lieferfähigkeit die Hölle." Bis zu 24 Monate muss auf die bestellte Ware gewartet werden, manche Modelle sind gar nicht mehr bestellbar. "Vor allem bei Nutzfahrzeugen, speziell Lkw, ist es schlimm. Nur das Fahrgestell dauert 24 Monate, bis es da ist. Da fehlt aber noch der Aufbau oder der Ladekran, dann geht das schon in Richtung 36 Monate Lieferzeit. Und auch im Ersatzteilbereich haben wir Themen, daher habe ich bereits jetzt schon die Winterreifen besorgt." (Anm. Redaktion: Das Gespräch fand Anfang Juni statt.) Drei Jahre, das ist natürlich ein Extremfall, aber dennoch Realität, aber nicht für jeden: "Wir haben nur Verbrenner, sogar nur Diesel, aber unsere Stammmarke kann sehr gut liefern. Die haben sich dafür entschieden, genau unser Wunschmodell zu bauen, andere Modelle eher nicht." Vier Monate, länger beträgt die Lieferzeit nicht, ergänzt dieses Mitglied. Interessant bei diesem Gespräch war aber die Tatsache, dass man sich mit vernünftiger Planung durchaus auf die Lieferschwierigkeiten einstellen kann. Rechtzeitig bestellen, andere Modelle bevorzugen, es gibt einige Möglichkeiten. Ärgerlich wird es nur dann, wenn der anberaumte Liefertermin dann nicht eingehalten wird. "Ein Problem ist beispielsweise, wenn der Händler sagt, dass die Wagen im Dezember kommen, dann aber doch schon im Juli geliefert werden. Da hat man natürlich aber schon die Leasingverträge für die abzulösenden Autos verlängert. Natürlich fragt man sich dann, was man jetzt am schlauesten macht, weil das alles mit viel Kosten und Mühen verbunden ist."
Sonderfall Treibstoffkosten
Sehr interessant war die am Rande der Diskussion entstandene Debatte, wie schlimm die gestiegenen Treibstoffkosten die Branche betreffen würden. Interessanterweise war dieses Detail für viele keine nennenswerte Erschwernis. In einem anderen Fall sind die hohen Spritpreise ein Grund für interne Reibereien, wenngleich nach Lösungen noch gesucht wird: "Die höheren Kosten sind unseren Chefs sehr wohl bewusst und natürlich soll entgegengesteuert werden, indem eingespart wird. Aber gemeinsam mit dem CO2-Thema ergibt das dann einen strengeren Blick auf die Frage, ob man Autos überhaupt noch ausgeben soll." Und tatsächlich bleibt einem nicht viel übrig, nüchtern betrachtet: "Es gibt eh nur drei Hebel: weniger, kleinere oder gar keine Autos, nur ist das nicht so leicht umzusetzen", ergänzt ein weiteres Mitglied. Man habe jetzt schon keine teure Flotte und wenn es einen gewissen Transportbedarf gibt, muss der ja schließlich gewährleistet werden können.
Doch auch hier können die Rahmenbedingungen völlig unterschiedlich ausfallen: "Ich beneide euch ein wenig. Ich habt Vorgaben, die ihr erfüllen müsst. Ich kann tun, was ich will", kontert ein Mitglied und ergänzt: "Bislang werde ich mit diesem Thema in Ruhe gelassen, aber Kollegen haben mich schon angesprochen, ob es jetzt nicht schlau wäre, auf E-Autos umzusteigen. Aber denen ist wohl nicht bewusst, dass die Strompreise auch steil nach oben gehen." Die Spritpreise im Auge zu behalten, ist aber mittlerweile eine der Standardaufgaben des Fuhrparkleiters geworden. Es wird, das hat sich im Laufe des Gesprächs herauskristallisiert, sich immer mehr einbürgern, vor allem bei großen Flotten, den Jahresverbrauch grob einzupreisen, der dann mit einem bestimmen Satz an die Kunden weiterverrechnet wird.
Systemrelevant
Und: Die Kostenwahrheit rückt gerade jetzt zu Zeiten der konkurrierenden Antriebstechniken noch stärker in den Vordergrund. Größere Unternehmen programmieren bereits an TCO-Berichten, mit denen man sich jedes einzelne Fahrzeug oder Gerät genau anschauen kann. Es gibt die Möglichkeit, nach Gruppen oder Position und Aufgabe einen bestimmten Verbrauch anzusetzen, und wenn dann einzelne Mitarbeiter von dieser Vorgabe um plus/minus zehn Prozent abweichen, schlägt das System Alarm. Das hört sich zwar nach brutaler Kontrolle an, aber CO2-Vorgaben vor allem großer Konzerne müssen schließlich irgendwie eingehalten werden. Und zudem kommt es jetzt darauf an, was man mit den gelieferten Daten so anstellt: "Wenn jemand vom Normverbrauch abbiegt, schaue ich mir das zuerst einmal an. Es kann ja auch sein, dass er in letzter Zeit vor allem bergauf gefahren ist", ergänzt ein Mitglied.
Ob dieses Konzept auch auf Elektroautos umzulegen ist? Das sorgte kurzweilig für Schweigen in der Runde, dieses Thema zählt also noch zu den Dingen, auf die niemand so recht eine Lösung hat. "Wir haben jetzt einmal Säulen installiert, um Daten und Erfahrung zu sammeln", meint einer, "wir müssen uns ja erst einmal kennenlernen." Was er damit meint, ist klar: Welche Werte werden überhaupt von Belang sein? Der Stromverbrauch vom Auto? Die gezapfte Strommenge am Ladepunkt? Oder was man dem Energiebetreiber am Monatsende überweisen muss? Viele Punkte sind noch offen, "und es stellt sich ja auch noch die Frage, was ich alles auslesen und in das bestehende System übernehmen kann."
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