Dr. Werner Gruber ist Experimentalphysiker an der Universität Wien.
Durch Bücher und Bühnenauftritte ist er als "Physiklehrer der Nation"
bekannt.
Nun könnte man meinen, dass in Frankreich die Bosse der
Automobilindustrie bei jedem Arbeitsessen Froschschenkel verspeisen,
aber der Sachverhalt ist diffiziler. Einerseits sind Froschschenkel
nicht mehr ganz so angesagt und andererseits geht es um Batterien.
Luigi Galvani wollte den Funken des Lebens erforschen und so
experimentierte er mit toten Fröschen. Durch Zufall beobachtete er,
dass die Froschschenkel zu zucken begannen, wenn er sie gleichzeitig
mit zwei unterschiedlichen Metallen berührte.
Tatsächlich fand Galvani den Funken des Lebens. Ohne diese
elektrische Erregung könnte kein Mensch leben, denn sowohl der
Herzschlag wird über diesen "Funken" gesteuert als auch alle unsere
Gedanken.
Die Automobilindustrie möchte nun von Benzinmotoren auf
Elektromotoren umstellen. Dazu benötigt sie viel elektrische Energie,
die aber nicht von Froschschenkeln kommen soll, sondern von
Akkumulatoren. Besonders beliebt sind im Moment Lithium-Akkus. Sie
haben einerseits eine hohe Energiedichte und andererseits zeigen sieauch keinen Memory-Effekt, also sie können zu jeder Zeit geladen und
entladen werden, ohne dass es schädliche Folgen gibt. Wie aber
funktionieren solche Lithium-Akkumulatoren?
Im Prinzip geht es um ein Ungleichgewicht von Ladungen. An einem Pol
der Batterie gibt es viele Elektronen, der Minuspol, am anderen Pol
gibt es wenige Elektronen, der Pluspol. Befinden sich an den Polen
gleich viel Elektronen, dann ist die Batterie entladen. Je mehr
Elektronen von einem Pol zum anderen Pol wandern, umso stärker ist
der Strom, umso stärker die Elektronen zum anderen Pol wandern
möchten, umso stärker ist die Spannung.
Vom Atom zum Ion
Bei einem Lithium-Akku besteht der Minuspol aus Graphit und der
Pluspol aus Kobalt und Sauerstoff. Damit wird sich der geneigte Leser
die Frage stellen, wo ist nun das Lithium? Also, das Lithium ist im
Graphit gespeichert. Der Graphit hat diese Atome aufgesogen wie ein
Schwamm. Lithium ist ein sehr kleines Atom, es kann im richtigen
Milieu sogar durch Metall wandern. Kommt nun ein elektrischer
Verbraucher, so gibt das Lithium Elektronen am Minuspol ab, damit
befinden sich dort viele Elektronen. Gleichzeitig werden aus den
Lithium-Atomen nun Lithium-Ionen. Das heißt, den einzelnen Atomen
fehlt ein Elektron. Dieses Lithium-Ion wandert nun zu dem Bereich, in
dem sich der Kobalt und der Sauerstoff befinden.
Aufladen braucht Zeit
Befinden sich nun alle Lithium-Ionen im Kobalt-Sauerstoffbereich,
also dem Pluspol, dann ist der Akku entladen. Das Tolle ist nun, dass
man die Lithium-Ionen wieder zurücktreiben kann. Dazu ist es nur
notwendig, Strom durch den Akku zu schicken. Die Elektronen am
Pluspol drängen die Lithium-Ionen wieder in den Kohlenstoff zurück,
das braucht allerdings auch etwas an Zeit.
Auch andere Metalle
Nun kann man anstelle von Graphit oder Kobalt auch andere Metalle
oder chemische Verbindungen verwenden. Das führt dazu, dass es die
unterschiedlichsten Typen von Lithium-Akkus gibt, die auch
unterschiedliche elektrische Eigenschaften aufweisen.
Warum man allerdings diese Akkus nicht mit Wasser löschen darf,
erfahren Sie im Februar in "FLOTTE&Wirtschaft".