Test: BMW i5 Touring
Der BMW 5er Touring erfreut sich in Unternehmen großer Beliebtheit, nun gibt es den edlen Bayern auch vollelektrisch und...
Im Gegensatz zu Pkw haben leichte Nutzfahrzeuge mitunter deutlich längere Modellzyklen. Umso interessanter, wenn dann ein ganz neues Modell auf den Markt kommt, wie das beim Ford Transit Custom der Fall ist. Wir haben ihn mit den überarbeiteten Modellen Mercedes-Benz Vito und Toyota Proace verglichen.
Auch wenn die E-Transporter auf dem Vormarsch sind, der klassische Dieselmotor hat wohl noch länger nicht ausgedient. Somit überrascht es auch nicht, dass Ford beim neuen Transit Custom neben Plug-in-Hybrid und Vollelektro auch weiterhin einen Selbstzünder im Programm hat. Und man muss kein Prophet sein, um vorauszusagen, dass der den mit Abstand größten Anteil im Antriebsmix einnehmen wird. Zwar nicht ganz neu, aber facegeliftet sind vor Kurzem der Mercedes-Benz Vito und der Toyota Proace in den Markt gestartet. Grund genug, die drei Kastenwagen zum Vergleichstest zu bitten. Die auf den Toyota getätigten Aussagen treffen übrigens auch auf die nahezu baugleichen Modelle der Stellantis-Familie mit den Marken Peugeot, Citroën, Opel und Fiat zu, die gemeinsam vom Band laufen und sich hauptsächlich von der Frontansicht unterscheiden.
Groß, größer, am größten
Was gleich auf den ersten Blick auffällt: Der Ford ist groß geworden, spür- und sichtbar. Das wirkt sich auch auf den Laderaum aus, im Vergleich zum Vorgänger spürt und sieht man den Zuwachs. In der L1-Ausführung sind es nun 5,8 Kubikmeter, das sind immerhin um 0,5 mehr als etwa der Toyota Proace L1 unterbringt. Der Japaner ist allerdings in allen Außenabmessungen eine Spur kleiner. Anders der Mercedes, der mit 5,14 Metern der nominell längste der drei Testprobanden ist. Und damit auch 6,0 Kubikmeter in seinem Laderaum unterbringt. Deutlich größer fallen die Unterscheide bei der Nutzlast aus. Während der Toyota mit dem 144 PS starken Diesel standardmäßig auf 1,3 Tonnen aufgelastet wird, schafft der Mercedes in der Basis nur 857 Kilogramm, der Ford 939 Kilogramm. Gegen Aufpreis kann die Nutzlast aber erhöht werden. Wer längere Gegenstände wie etwa Rohre führen muss, diese aber nicht am Dach verstauen möchte, der hat bei allen drei Fahrzeugen gegen Aufpreis die Möglichkeit, den Stauraum zu verlängern und beifahrerseitig bis in den Fahrgastraum durchzuladen. Freilich begrenzt in Breite und Höhe. Das klappt im wahrsten Sinn des Wortes übrigens beim Toyota am besten, hier schwenkt die Sitzfläche des Beifahrers sogar nach oben. Und weil wir schon beim Beifahrer sind, eine Doppelsitzbank ist ebenso bei allen drei Modellen zu haben wie ein Einzelsitz.
Infotainment & Assistenzsysteme wie beim Pkw
Bleiben wir gleich im Innenraum. Vom Nutzfahrzeug-Mief vergangener Tage ist weder im Toyota noch im Mercedes oder im Ford mehr etwas zu spüren. Im Gegenteil, die Pkw-Modelle der jeweiligen Marken lassen grüßen. Und bieten je nach Konfiguration und Budget die Möglichkeit, modernes Infotainment und zahlreiche Assistenzsysteme zu ordern. Eigentlich ein Muss ist der Totwinkelwarner, der gerade bei Kastenwagen ein echtes Sicherheitsplus darstellt. Statt die Autofahrer mit piepsenden Tempowarnern zu bevormunden, täte die EU gut daran, dieses Feature verpflichtend einzuführen. Deutliche Unterschiede gibt es beim Navigationssystem. Bei der Bildschirmgröße und der Bedienbarkeit hat der Ford Transit Custom die Nase vorn, der Mercedes folgt mit etwas Abstand. Dem Toyota Proace merkt man ebenso an, dass das Modell schon ein paar Jahre auf dem Buckel hat und nur einem Facelift unterzogen wurde. Alle drei Transporter patzen im Hinblick auf Ablagen für Krimskrams. Zwar gibt es im Bereich des Armaturenbretts – offen oder geschlossen – etliche Ablageflächen und auch Getränke lassen sich gut verstauen, das war es dann aber auch schon. Besonders schade: Der Vorgänger des Transit Custom hatte eine geniale Handyhalterung stehend im Sichtfeld des Fahrers, jetzt muss dieser sein Smartphone im dunklen Souterrain verstauen.
Unterschiede in der Ergonomie
Ergonomisch lassen Ford und Toyota den Mercedes übrigens hinter sich, was einen einfachen Grund hat. Während die beiden Erstgenannten über klassische Tasten am Lenkrad verfügen, setzt Mercedes auf Touchflächen, die zwar gut aussehen, aber schlecht zu bedienen sind. Und der Ford wartet mit einem besonderen Clou auf: Gegen Aufpreis lässt sich das Lenkrad waagrecht stellen, womit sich ein kleiner Arbeitstisch ergibt, cool!
Die Möglichkeiten, Cockpit und Laderaum zu individualisieren, sind bei Nutzfahrzeugen übrigens schier unendlich, entsprechend lang sind die Preislisten. Die man beim Mercedes-Händler vergeblich sucht, hier muss man den Konfigurator bemühen, um sich ein Bild zu machen.
Sehr sparsamer Ford Transit Custom
In unserem Überblick der technischen Daten haben wir übrigens jene Modelle miteinander verglichen, die sich in Antrieb und Ausstattung am ähnlichsten sind. Bei den Testautos waren die Unterschiede größer. Der Ford ist mit einem Zweiliter-Turbodiesel ausgestattet, der es auf eine Leistung von 136 PS bringt, die Kraftübertragung erfolgt mittels eines Sechsgang-Schaltgetriebes. Die Kombination erwies sich als sehr harmonisch und zeigte ausreichend Biss, im Eco-Modus verlor der in der Türkei gebaute Transit Custom dann spürbar an Spritzigkeit. Beim Verbrauch war er aber vorbildlich und blieb auf unserer Testrunde mit 6,2 Litern sogar deutlich unter der WLTP-Angabe von 7,0 Litern.
7,1 Liter trotz Allradantriebs
Mercedes hat das Testauto ebenfalls mit einem Zweiliter-Turbodiesel bestückt, als 116 CDI bringt es der aber auf 163 PS. Dass der Vito somit noch etwas spritziger als der Ford war, überrascht daher nicht. Für 4.421 Euro zusätzlich wurde ein permanenter Allradantrieb eingebaut, was den Sternentransporter somit zum Klettermaxe im Testtrio macht. In Anbetracht der Mehrleistung, des Automatikgetriebes und des Allrads ist der Testverbrauch von 7,1 Litern mindestens genauso vorbildlich wie beim Ford. Auch der Toyota setzt – richtig geraten – auf einen Zweiliter-Turbodiesel, der in unserem Testauto 144 PS leistet und ebenfalls an ein Automatikgetriebe gekoppelt war. Eine sehr gute Beschleunigung um die zehn Sekunden auf 100 km/h kann sich sehen lassen, auch wenn der Verbrauch mit 7,2 Litern in Relation etwas über Ford und Mercedes liegt, schlecht ist auch dieser Wert nicht.
Alle drei Fahrzeuge sind übrigens ebenso in einer vollelektrischen Version erhältlich, der Ford darüber hinaus noch zusätzlich als Plug-in-Hybrid, der sowohl innerstädtisch Strecken emissionslos bewältigt wie auch längere Fahrwege mit dem Benzinmotor.
Überraschend: Mercedes mit günstigstem Listenpreis
Werfen wir abschließend einen Blick auf die Kosten der drei Kastenwagen, basierend auf den vergleichbaren Grundmodellen, wie in der Tabelle auf der folgenden Doppelseite ersichtlich. Etwas überraschend erwies sich der Mercedes-Benz Vito als die günstigste Wahl, als 114 CDI mit 136 PS, Handschalter und Hinterradantrieb sind es 33.585 Euro (alle Preise exkl. MwSt. und inkl. NoVA). Der Vito profitiert dabei auch von der niedrigsten Normverbrauchsabgabe, die einen Prozentpunkt unter dem Ford und sogar vier Prozentpunkte unter dem Toyota liegt. Mit 35.640 Euro reiht sich der Proace mit 144 PS etwas über dem Mercedes ein, der Ford ist mit 37.150 Euro der im Vergleich teuerste Kastenwagen. Wer nun vermutet, dass sich das durch die Serienausstattung wieder relativiert, der irrt. Denn just der günstigere Mercedes bringt auch noch die umfangreichste Serienmitgift mit, die man vor allem beim Toyota ordentlich extra berappen muss. Aber auch der Transit verlangt nach mehr Extras, um so ausgestattet zu sein wie der Vito. Allerdings handelt es sich bei diesen Preisen um Listenpreise, die durch unterschiedliche Aktionen mitunter deutlich nach unten wandern.
Das Resümee
Ein Nutzfahrzeug hat in erster Linie die Ansprüche an Laderaumgröße und Nutzlast zu erfüllen und möglichst ökonomisch im Unterhalt zu sein. Und das können alle drei Testmodelle durchwegs gut bis sehr gut. Der neue Ford Transit Custom überzeugt mit sehr niedrigem Verbrauch und großem Laderaum, auch das Cockpit – insbesondere der große Touchscreen und das sehr gut zu bedienende Navigationssystem – weiß zu gefallen. Der Listenpreis liegt über Vito und Proace, Ford hat aber immer wieder attraktive Angebote. Der Mercedes-Benz Vito Kastenwagen überrascht mit dem günstigsten Preis und der besten Ausstattung, die Stuttgarter gehen aggressiv in den Kampf um die Kunden. Zwar hat der Vito den größten Laderaum, allerdings auch die niedrigste Nutz- und Anhängelast im Vergleich.
Sowohl der Mercedes als auch der Ford können mit Allradantrieb geordert werden, den Toyota gibt es nur mit Frontantrieb ab Werk. Womit wir auch schon beim Proace wären. Der liegt preislich zwischen Ford und Mercedes, bietet zwar den kleinsten Laderaum, dafür mit 1.300 Kilogramm die bei Weitem größte Seriennutzlast. Die meistgekauften Extras gibt‘s im Paket, das aber preislich kein Schnäppchen ist.
Wie sich die technischen Daten und die Serienausstattung voneinander unterscheidet finden Sie in der Bildergalerie!
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