Nach dem 2er Active und Gran Tourer vollzieht BMW nun auch beim X1
einen Paradigmenwechsel. Setzte man beim Vorgänger noch auf
Hinterradantrieb mit zuschaltbarer Vorderachse, ist es beim neuen
Einstiegs-SUV genau umgekehrt. Was das in der Praxis bedeutet und wie
sich der Bayer im Vergleich zum Mitbewerb schlägt, hat FLOTTE&Wirtschaft für Sie herausgefunden.
BMW stand jahrzehntelang für Hinterradantrieb und formidable
Sechszylinder-Benziner. Zwar sind beide Erfolgszutaten auch heute
noch zu haben, nicht zuletzt dank des Dieselbooms und des
Downsizing-Trends ist der Sechszylinder Benziner aber zumindest
hierzulande zum Nischenprodukt geworden. Und auch beim Antrieb hat
sich in den letzten Jahren viel getan. Der Allrad-Anteil steigt steil
und auch der Frontantrieb - für BMW-Fans ein Sakrileg - hält Einzug.
Erstes Modell war der 2er Active beziehungsweise Gran Tourer, der
sich dennoch großer Beliebtheit erfreut und zudem BMWs erster Minivan
ist.
Frontantriebsbasis kein Nachteil
Aber auch der neue X1 schickt seine Kraft ab sofort standardmäßig an
die Vorderräder. Wer zum xDrive-Allrad greift, der kann im Falle
eines Traktionsverlustes auf eine sich automatisch zuschaltende
Hinterachse verlassen. Bis dato war das umgekehrt, kein Wunder also,
dass sich der ein oder andere X1-Fahrer nun Sorgen um die
vermeintlich nur mit Hinterrad mögliche Agilität macht. Eines gleich
vorweg, wir können Entwarnung geben. BMW ist es gelungen, das
Fahrverhalten so auszulegen, dass man in der Praxis kaum etwas von
der Umstellung merkt, zumindest beim xDrive-Modell. Drohender
Traktionsverlust wird im Keim erstickt und ob sich nun die Hinterzur
Vorder- oder die Vorder- zur Hinterachse zuschaltet, am Ende des
Tages bleibt es Allradantrieb.
Spürbarer Mehrwert gegenüber dem Vorgänger
Das Modellangebot des neuen X1 ist groß, drei Benziner und drei
Diesel stehen zur Wahl, mit Ausnahme des jeweiligen Grundmodells ist
Allrad entweder serienmäßig oder optional. Unser xDrive20d hat sowohl
4x4 als auch das formidable 8-Gang-Automatikgetriebe serienmäßig mit
an Bord, was sich auch im Einstiegspreis niederschlägt. Unter 42.450
Euro geht nichts, wohnlich eingerichtet kam das Testauto auf über
54.000 Euro. Eine schöne Stange Geld, noch dazu für das kleinste
X-Modell von BMW, werden Sie nun vielleicht sagen. Ohne die
Preispolitik der Bayern in Schutz zu nehmen, man bekommt mit dem
neuen X1 spürbar mehr fürs Geld als das beim Vorgänger der Fall war.
Überraschend geräumig
Über Geschmack kann man vortrefflich streiten, der Auftritt der
zweiten Generation wirkt aber auf den ersten Blick hochwertiger. Wer
nicht genau hinsieht, könnte auch meinen, einen X3 vor sich zu haben.
Dass die Länge um einen Zentimeter geschrumpft ist, möchte man
zunächst gar nicht glauben. Und erst recht nicht, wenn man einen
Blick in den Innenraum des neuen X1 wirft. Wer mit einem knapp
geschnittenen Fond rechnet, wird regelrecht überrascht, die
Beinfreiheit erlaubt selbst großen Erwachsenen ein komfortables
Reisen. Möglich wird das nicht zuletzt aufgrund der längs
verschiebbarenRücksitze, die - je nach Bedarf -mehr Platz für die
Passagiere oder für das Gepäck freigeben. Doch selbst in der
hintersten Stellung bleibt der Kofferraum üppig. 505 bis 1.550 Liter
(85 bzw. 200 Liter mehr als beim Vorgänger) sind eine nicht minder
starke Ansage. Unterm Strich stellt der X1 sogar den größeren X3
infrage, der nur ein paar Liter mehr schafft.
iDrive bleibt weiter der Maßstab
Bleiben wir noch sitzen, im neuen X1. Das Cockpit kennt man inähnlicher Form aus der 1er-Reihe und dem 2er-Tourer, auch wenn man
sich hier und dort etwas hochwertigere Materialien wünschen würde,
ergonomisch kann BMW nach wie vor keiner das Wasser reichen. Die
perfekte Sitzposition ist - zumindest auf den unbedingt zu
empfehlenden Sportsitzen - schnell gefunden, das einst gescholtene
iDrive-System ist weiter unerreicht. Die Bedienung von Navi, Telefon,
Radio und so weiter ist intuitiv, abgerundet wird das Ganze durch
eine hervorragende Sprachsteuerung. Egal ob die Zieleingabe oder das
Wählen einer Telefonnummer, das System leistet sich so gut wie keine
Schnitzer.
Auf Wunsch wird spritsparend gesegelt
Womit wir beim Triebwerk - dasübrigens im BMW-Motorenwerk Steyr
gebaut wird - angelangt wären. 190 PS sind eine feine Sache,
wenngleich man auch mit dem 150 PS starken 18d gut über die Runden
kommt. Satte 400 Newtonmeter Drehmoment sorgen für Dampf aus dem
Drehzahlkeller, nach nur 7,6 Sekunden zeigt der Tacho Tempo 100. Das8-Gang-Automatikgetriebe ist dabei die ideale Ergänzung, wechselt es
die Gänge doch fast unbemerkt und ohne Zugkraftunterbrechung. Mit dem
Fahrerlebnisschalter lassen sich die drei Modi "Comfort","Sport" und
"Eco Pro" abrufen, die sich vor allem auf die Motorcharakteristik
auswirken. Der Eco-Modusist im Alltag völlig ausreichend und bietet
zudem einen Segelmodus. Nimmt man den Fuß vom Gas, wird das Getriebe
vom Motor getrennt und man nutzt die kinetische Energie zum Rollen.
Niedriger Verbrauch und Sachbezug
Das wirkt sich - richtig eingesetzt - natürlich auch auf den
Spritverbrauch aus. Knapp über sechs Liter sind in der Praxis
jedenfalls ein starkes Statement für das Package. Schade nur, dass
man bei jedem Start den Eco-Pro-Modus aufs Neue aktivieren muss. In
Anbetracht der vielfältigen Features und Möglichkeiten, die das
bordeigene Menü bietet, sollte es kein Problem sein, seinen
präferierten Fahrmodus als Standard festzulegen. Was den Komfort
betrifft, so ist der X1 mehr in Richtung Agilität abgestimmt, was vor
allem bei größeren Rad-Reifen-Kombinationen spürbar wird. Etwas
Abhilfe schafft die optionale, dynamische Dämpfer-Kontrolle.
Unterm Strich weiß der X1 trotz seines hohen Preises durchaus zu
überzeugen und mit einem CO2-Ausstoß von 128 Gramm/km bleibt man auch
beim Sachbezug auf der günstigeren Seite.
Flotten-Check
Wie der neue BMW X1 bei Preisen und Ausstattung sowie dem Restwert im
Detail-Vergleich zu den Mitbewerbern vom Schlage eines Mercedes GLA,
Audi Q3 und Range Rover Evoque abschneidet, sehen Sie auf der rechten
Seite.
Die FLOTTEN-Check-Bilanz
Der neue BMW X1 hat nicht nur optisch, sondern vor allem auch beim
Platzangebot spürbar dazugewonnen. Mit 505 Liter Kofferraumvolumen
muss er sich nur dem Range Rover Evoque geschlagen geben, beim
maximalen Stauraum ist er mit 1.550 Litern top. Auch beim Verbrauch
gibt er knapp den Ton an, die für den Sachbezug relevante Grenze von
130 Gramm CO2/km schaffen alle vier Modelle.
Preislich markiert der Audi Q3 die Spitze, bringt mit dem
serienmäßigen Komfortpaket aber viele Extras ohne Aufpreis mit.
Mercedes GLA und BMW X1 liegen in etwa gleichauf, der GLA hat zwar 14
PS weniger, dafür serienmäßig ein 7-Gang-Automatikgetriebe. Beim
Wertverlust liefern sich abermals X1 und Q3 ein enges Match, knapp
dahinter der GLA, etwas abgeschlagender Range Rover Evoque. Der
punktet dafür mit umfangreicher Serienausstattung und der mit Abstand
höchsten Zuladung, die etwa den Mercedes um stolze 205 Kilogramm
übertrifft. Da die Wartungs- und Verschleißkosten dieses Mal leider
nur für zwei Fahrzeuge vorlagen, haben wir auf eine Veröffentlichung
verzichtet.