Dacia hat sich zu einem wichtigen Standbein für Renault entwickelt.
Und das nicht nur in Schwellenländern, auch in Österreich können sich
die Verkaufszahlen sehen lassen. Wir haben dem Preisbrecher auf den
Zahn gefühlt und wichtige Kostenparameter mit anderen Kleinwägen
verglichen.
Als Renault im Jahr 2004 die Marke Dacia wiederbelebt und auch für
den westlichen Markt zugänglich gemacht hat, war noch nicht absehbar,
wie die ursprünglich rumänische Marke ankommen wird. Heute weiß man,
dass die Erwartungen mehr als erfüllt wurden und es definitiv eine
Käuferschicht für die Preisbrecher gibt. Im Lauf der Zeit haben sich
auch die Produkte gemausert. War die Stufenhecklimousine Logan vielen
anfangs noch zu bieder, konnte der Kombiableger MCV erste
Achtungserfolge einfahren. Mehr Kombi gab es schlichtweg nicht fürs
kleine Geld. Kurz um: Sich für seinen Dacia zu genieren, ist schon
länger nicht mehr nötig, Dacia-Fahrer sind zu Recht stolz darauf,
einen nicht zuletzt aufgrund des Preis-Leistungs-Verhältnisses guten
Kauf gemacht zu haben. Mittlerweile zeigt sich auch die Modellfamilie
umfangreich, mit dem Dokker hat man nun auch ein echtes Nutzfahrzeug
im Programm.
Ab 7.590 Euro geht"s los
Wir widmen uns dieses Mal einem anderen Modell, dem Sandero. Mit
einem Startpreis von 7.590 Euro ist er der günstigste Spross der
Familie, selbst das Topmodell Stepway mit 90-PS-Turbodiesel bleibt
unter 15.000 Euro. Zum Flottencheck bitten wir aber den in der Klasse
wichtigeren 90 PS starken Benziner (TCe 90) in Stepway- Ausführung
und mit dem automatisierten Schaltgetriebe Easy-R ausgestattet.
Kleine Schwächen bei der Ergonomie
Der Stepway unterscheidet sich von den anderen Sandero-Varianten
durch einige optische Offroad-Zutaten, die ihn freilich noch nicht
zum Geländewagen machen. Einziger Dacia mit Allradantrieb ist und
bleibt das SUV Duster. Egal, die Kunststoffeinfassungen um die
Radhäuser, die Alufelgen und die Dachreling verhelfen zu einem
selbstbewussteren Auftritt, als das beim normalen Sandero der Fall
ist. Bereits beim Schlüssel begegnet einem Renault-Technik, die zwar
schon ein paar Jahre auf dem Buckel hat, aber keinen Anlass zur
Kritik gibt. Das setzt sich auch im Innenraum fort, wo man sich bei
vielen Details bei der Konzernmutter bedient hat. Schade, dass die
Ergonomie ein wenig leidet, einen höhenverstellbaren Fahrersitz gibt
es nicht, ebenso wenig wie einen Komfortblinker (ein Mal tippen ist
gleich drei Mal blinken), an den man sich mittlerweile gewöhnt hat.
Und weil wir schon dabei sind: Die Hupe weiter im Blinkerhebel
unterzubringen statt im Pralltopf des Lenkrades, ist einfach nicht
mehr zeitgemäß, Dumpingpreis hin oderher.
Beeindruckende Serienausstattung im Stepway
Verglichen mit dem ersten Logan hat Dacia den Innenraum durchaus
wohnlich gestaltet, zweifärbige Sitzbezüge, Akzente in Chromoptik und
vor allem der große Bildschirm des Navigationssystems sind up to
date. Erstaunlich: Das Touchscreen-Navi ist nicht etwa ein teures
Extra, sondern im Stepway serienmäßig. Und die Bedienung so einfach,
dass sich sogar Renault bei manchem Modell ein Scheibchen abschneiden
sollte. Damit ist die Aufzählung der Serienmitgift aber noch lang
nicht am Ende, unter anderem sind vier elektrische Fensterheber,
Klimaanlage, Einparkwarner hinten, Nebelscheinwerfer, Tempomat und
weitere Annehmlichkeiten aufpreisfrei an Bord. An Optionen bleiben
lediglich dieMetallic-Lackierung, eine Mittelarmlehne sowie eine
Polsterung in Leder-Optik. Chapeau! Und noch eine wichtige Info
findet sich in der Preisliste: Für 1.600 Euro netto baut Spezialist
Hödlmayer den Sandero zum Fiskal-Lkw um, was ihm zum Vorsteuerabzug
verhilft.
Quirliger Dreizylinder, lahmes Getriebe
Ja und wie fährt er sich nun? Der Dreizylinder-Turbobenziner mit
lediglich 0,9 Liter Hubraum ist ein echter Quell der Freude. Er hängt
gut am Gas, bietet Kraft bei nahezu jeder Drehzahl und ist akustisch
zurückhaltend wie ein Vierzylinder. Und auch der Verbrauch bleibt im
Rahmen, rund sechs Liter waren es bei unserem Praxistest. Dass das
Triebwerk seine Stärken dennoch nicht so richtig ausspielen kann,
liegt am Getriebe. "Easy-R" nennt Dacia das automatisierte
Schaltgetriebe, das die Gänge automatisch wechselt und auch die
Kupplung betätigt. Im Vergleich zu einer Wandlerautomatik oder gar
einem Doppelkupplungsgetriebe -die beide aber wesentlich teurer sind
- fallen die Schaltzeiten ziemlich lang aus. Mit der Zeit gewöhnt man
sich zwar daran, wir würden die moderaten 500 Euro Aufpreis aber in
Metallic-Lack und Mittelarmlehne investieren.
Dacia alsösterreichischer Restwertkaiser
Was das Fahrverhalten betrifft, so zeigt sich der Sandero Stepway
unauffällig, im Grenzbereich beginnt er Fronttriebler-typisch zu
untersteuern, das serienmäßige ESP sorgt für Sicherheit. Apropos
Sicherheit, hier muss sich der Sandero mit Front-und Seitenairbags
vorn begnügen, Kopfairbags sind nicht erhältlich. Immerhin sind
ISOFIX-Kindersitzhalterungen serienmäßig. Der Preis ist jedenfalls
heiß, 12.390 Euro sind für das Gebotene eine mehr als starke Ansage.
Für unseren Vergleich mit dem Mitbewerb auf der rechten Seite haben
wir den 74 PS starken Basismotor mit der Supreme-Ausstattung gewählt.
Schnell wird klar, dass der Sandero zwar technisch - vor allem im
Hinblick auf den Verbrauch -Hyundai, Kia und Nissan etwas
hinterherhinkt, bei der Restwertprognose kann ihm dann allerdings
keiner das Wasser reichen. Laut Eurotax ist die Marke Dacia die
wertstabilste auf dem österreichischen Markt während der ersten acht
Jahre. Und auch wenn Dacia keine klassische Fuhrparkmarke ist, für
die eine oder andere Flotte wäre der Sandero eine echte Alternative.
Die FLOTTEN-Check-Bilanz
Der Dacia Sandero ist zwar einfach gestrickt, dadurch aber robust und
zudem unschlagbar günstig, erst recht unter Berücksichtigung der
Serienausstattung, darüber hinaus punktet er auch beim Restwert.
Motorisch muss er sich dem Mitbewerb allerdings geschlagen geben, die
sind sparsamer und durchzugskräftiger. Ein Tipp: Auf den
90-PS-Turbobenziner upgraden!
Der Hyundai i20 ist das modernste Auto dieses Quartetts, fünf Jahre
Garantie ohne Kilometerbegrenzung sind auch ein starkes Argument. Das
Basismodell lässt allerdings kaum Raum für Individualisierung durch
Extras.
Der Kia Rio wird demnächst seine Ablöse erfahren. Die gute
Ausstattung, sieben Jahre Garantie sowie der größte Kofferraum im
Vergleich lassen ihn aber nach wie vor nicht zum alten Eisen gehören.
Der Nissan Micra hat im Vergleich zur früheren Generation deutlich an
Beliebtheit eingebüßt, am Preis kann das aber nicht liegen, ist er
doch am knappsten am Dacia dran. Die Qual der Wahl bei der
Ausstattung entfällt, es gibt lediglich ein Paket.