Test: VW ID.7 Tourer
Auch wenn der Passat gerade neu auf den Markt gebracht wurde, der ID.7 Tourer ist so etwas wie der legitime Nachfolger. ...
Die Flotte der Österreichischen Post zählt zu den größten und "grünsten" Fuhrparks des Landes. 2011 wurde die Initiative CO2-neutrale Zustellung gestartet, seither steigt der Anteil an Elektrofahrzeugen stetig und zügig. Horst Ulrich Mooshandl, Leiter Einkauf und Fuhrpark, erläutert Erkenntnisse und Ziele der E-Strategie.
Tausende gleiche Modelle mit der gleichen Ausstattung, der gleichen Motorisierung und alle gelb. Sehr spezifische Belastung und Beanspruchung durch extrem häufige Stopps auf eher kurzer Distanz, hunderte Male Türen öffnen und schließen. Der Fuhrpark der Post ist in vielerlei Hinsicht speziell und mit kaum einem anderen in Anschaffung, Betreibung oder Servicierung zu vergleichen. Zudem startete die Post 2011 die Initiative "CO2 neutral zugestellt"und damit ihr außerordentliches Engagement in der Elektromobilität. Horst Ulrich Mooshandl, Leitung Konzern Einkauf & Fuhrpark der Österreichischen Post AG und seit 2012 im Unternehmen, initiierte daher das Projekt "Mobility Excellence".
Das Resultat, nachdem sämtliche Varianten untersucht und analysiert wurden, war 2015 die Zentralisierung des vormals zerklüfteten Bereichs. Unter der Leitung von Mooshandl - vor seinem Engagement bei der Post bei der Deutschen Telekom - beschäftigt sich heute ein Team von insgesamt 30 Personen mit den insgesamt rund 10.500 ein- und mehrspurigen Fahrzeugen der Post in den Bereichen Logistik, E-Mobilität und Reparaturleitstelle bis hin zum Verkauf der Altfahrzeuge, gleich ein gutes Beispiel, um die signifikanten Anforderungen zu verdeutlichen: "Früher haben wir viele Autos über Auktionshäuser verkauft und dafür Provisionen gezahlt", schildert Mooshandl. "Die für uns wirtschaftlichere Variante ist, dass sich heute ein fünfköpfiges Team um die Vermarktung unserer Gebrauchtfahrzeuge kümmert. Denn das typische Autohaus in Österreich hat kein Interesse an tausenden gleichen gelben Modellen zu einem Verkaufspreis zwischen 3.000 und 5.000 Euro. Und der typische Käufer reicht vom heimischen Unternehmen mit Interesse an Gewerbefahrzeugen über Firmen in Osteuropa, die Fahrzeuge günstig instandsetzen und weiterverkaufen bis zur Privatperson, die unsere sehr markanten Transporter zum Camper umbaut. Hier sind daher sehr spezielle Marketingmechanismen gefragt."
Ebenso einzigartig stellt sich der Bereich Elektromobilität dar, einer der zentralen Bereiche im Fuhrpark. Im Zuge ihrer Klimaschutzstrategie erhöhte die Post seit 2011 stetig und ständig ihren Anteil an Elektrofahrzeugen. Mittlerweile sind es knapp 1.600 ein- und mehrspurige, rund 550 davon Autos. 2030 sollen und werden alle Fahrzeuge auf der letzten Meile mit E-Antrieben unterwegs sein. Immerhin ist die Post nicht nur das erste österreichische Unternehmen der EV100 (Anmerkung der Redaktion: Eine globale Initiative, deren Mitglieder sich dazu verpflichten, den Ausbauder Elektromobilität voranzutreiben und bis 2030 als "normal" zu etablieren.), sondern hat neben einigen nationalen Auszeichnungen auch den "Energy Globe Award Kategorie Air" gewonnen, eine der prominentesten Auszeichnungen für Nachhaltigkeit weltweit.
"E-Mobilität ist für uns kein Showcase, wir machen das nicht, weil es schick ist, sondern unsere Fahrzeuge sind im Echtbetrieb", hält Mooshandl fest. "Wir stellen uns also nicht mehr die Frage, ob das so sein wird, sondern nur mehr, in welcher Geschwindigkeit." Und diese steigt tendenziell eher rasch. Zum einen, weil die Post aufgrund ihrer gezielten und wiederum sehr speziellen und exakten Auseinandersetzung mit diesem Thema viele und einzigartige Erfahrungswerte aufgebaut hat. Zum anderen, weil die Post den Ausbau der E-Mobilität durch ausgeklügelte Strategie und Taktik fördert.
Dazu hat sie ein Modell entwickelt, bei dem interne Kunden die Fahrzeuge mieten und dafür ihren Bedarf mit technischen Eigenschaften und Ladevolumen nennen. Allerdings entscheiden nicht sie, ob das zukünftige Fahrzeug ein Elektroauto oder ein Verbrenner wird, sondern die zentrale Organisation. Damit finanzielle Argumente kein Thema sind, ist der Mietpreis beim Verbrenner und beim E-Auto gleich! "Das stimmt zwar von den TCO her nicht", erläutert Mooshandl, "aber wir können so den Ausbau der Elektromobilität gezielt steuern. Denn wenn sich alle nach den TCO orientieren, bleibt das E-Mobilitätsthema dort, wo es ist."
Mooshandl räumt allerdings ein, dass dieses Prinzip ohne Förderung nicht darstellbar wäre. Der Anspruch sei jedoch, durch weiteren Ausbau die richtigen TCO zu ermitteln und E-Mobilität wirtschaftlich äquivalent zur Verbrenner-Mobilität zu machen.
"E-Mobilität soll kein Sonderling mehr sein", so der Wunsch der Post. Dennoch gibt es abgesehen von allgemeinen gültigen Elektro-Aspekten genug Besonderheiten zu bedenken, weswegen sich ein eigenes E-Mobilitätsteam diesem Bereich widmet. Stichwort: Infrastruktur. Da ein E-Car ohne Infrastruktur (bei der Post mit 1:1-Bezug, das heißt, dass jedes Auto seine eigene Ladestation hat) nicht einsetzbar wäre, hat die Post bis heute über 500 Ladestationen errichtet. (Die Post bezieht grundsätzlich nur Grünstrom, den sie teilweise auch selbst produziert.) "Würden wir die öffentlich zur Verfügung stellen, wären wir in der Ladestruktur der Topplayer in Österreich", schmunzelt Mooshandl. Die Errichtung ist jedoch eine komplexe Entscheidung. "Die Investition einer Ladestation refinanziert sich etwa nach zehn bis zwölf Jahren und wird daher nur bei solchen Standorten errichtet, wo voraussehbar ist, dass die Immobilie stabil bleibt und nicht nach etwa zwölf Monaten mit einer anderen zusammengelegt wird."
Ein weiteres Kriterium ist die Entfernung der nächstgelegenen Werkstätte, die berechtigt ist, mit Hochvolttechnik zu arbeiten. Ist diese beispielsweise weiter entfernt als die maximale Reichweite des E-Autos, kommt für diese Poststation ein E-Auto nicht infrage. Derzeit, wie Mooshandl betont, denn sowohl die Werkstättenkompetenz als auch die Batteriekapazitäten werden besser.
Ein E-Auto erhält also aktuell nur jene Post-Basis, die in der zu versorgenden Umgebung von der Reichweite her passt, deren Standort stabil genug für Ladestationen-Aufbau ist und die über eine ausreichend nahe Servicewerkstätte verfügt. Danach wird versucht, möglichst "geschlossene Pakete zu verteilen, alsonicht ein Elektroauto neben fünf Verbrennern, sondern eine größere Fahrertruppe soll damit vertraut sein."
Durch die intensive, langjährige und sehr konkrete Auseinandersetzung mit Elektromobilität hat die Post umfassendes und "im deutschsprachigen Raum wahrscheinlich einzigartiges" Wissen angesammelt. Denn zeitgleich mit der Zentralisierung wurden in Zusammenarbeit mit dem ÖAMTC strukturelle und neutrale Tests durchgeführt, um Fragen zu beantworten wie: Wie verhält sich das Fahrzeug bei diesem Einsatzverhalten und jener Beladung bei bestimmten Temperaturen? Jahr für Jahr wurden E-Autos dazu in den unterschiedlichsten Situationen getestet: Bei minus zehn Grad ebenso wie bei plus zehn, vortemperiert und nicht vortemperiert, fabriksneue und drei Jahre alte Autos, mit offenen und geschlossenen Fenstern, aufgedrehter Heizung und und und.
Dadurch wurde den Mitarbeitern nicht nur die Reichweitenangst genommen, sondern auch die Erkenntnis gewonnen, dass die Fahrer entsprechend geschult werden müssen, um die optimale Leistung und maximale Reichweite mit dem E-Auto zu erhalten.
Eine weitere Einsicht betraf die Bereifung. Durch die spezielle Bedienung, also Stop-and-Go und dazu das hohe Drehmoment der E-Cars, hatten diese anfangs einen enormen Reifenverschleiß. "Typischerweise fuhren wir das ganze Jahr über mit denselben eher weichen Reifen - bei den E-Autos sind wir mittlerweile auf eine härtere Gummischung umgestiegen."
Welche E-Fahrzeuge in die gelbe Flotte kommen oder nicht, wird - wie auch bei allen anderen Fahrzeugen - mittels Ausschreibung ermittelt. Basis ist das TCO-Prinzip, Details werden nachvollziehbarer Weise nicht genannt. Das Markenportfolio ändert sich daher laufend, derzeit ist ein hoher Flottenanteil von FCA und PSA vorhanden, in Sachen E-Mobilität sind aktuell Autos von Nissan und Renault im Einsatz. Eine weitere Anforderung der Post: Sie verlangt für gewisse Teile des Fuhrparks auch ein Servicekonzept und Wartungsverträge. An sich nichts Ungewöhnliches, bei der Post jedoch insofern, da die Post fordert, dass derjenige, der das Fahrzeug verkauft, auch den Wartungsvertrag stellt. "Österreich hat vergleichsweise kleine Importeursgesellschaften, für die das nicht so einfach ist, ein umfassendes und auf uns individuell zugeschnittenes Servicekonzept zur Verfügung zu stellen." Die Bedürfnisse sind eben besondere, wie Mooshandl am Beispiel eines Ersatzfahrzeuges erläutert: "Wir können nicht einfach irgendein Ersatzfahrzeug bei einem kurzen oder längerfristigen Ausfall eines Autos einsetzen."
Intern sind Reparatur und Service durch eine Hotline strukturiert: Der Fahrer tut kund, was das Anliegen ist und der Hotline-Mitarbeiter sucht im Hintergrund "unsichtbar" die passende Lösung.
Die Komplexität der Anforderungen spiegelt sich auch in der Einsatzdauer der Fahrzeuge wieder. Prinzipiell sind es durchschnittlich sechs bis acht Jahre, maximal 100 bis 150.000 Kilometer. Bei den Elektrofahrzeugen gibt es noch keine Erfahrungswerte, die ersten Fahrzeuge sind derzeit sechs bis sieben Jahre im Betrieb, müssten theoretisch länger betreibbar sein, die Batteriezustände werden laufend beobachtet. "Wir haben nicht mehr die eine Laufzeit-Wahrheit, sondern sind viel variabler geworden. Das ändert sich von einer Modellgeneration zur nächsten."
Elektromobilität ist bei der Post nicht nur zentrales Thema, sondern für Mooshandl auch einer der spannendsten Bereiche auf dem Gebiet Fuhrpark: "Die Elektromobilität wird die Industrie auf den Kopf stellen, da wird kein Stein auf dem anderen bleiben." Der Post-Fuhrparkmanager empfiehlt, diese Entwicklung nicht nur zu berücksichtigen, sondern entsprechend zu handeln: "Erstens ist das Fuhrparkmanagement zunehmend von der Digitalisierung betroffen, Daten und das dazugehörige Interpretationswissen sind die Zukunft. Wer das nicht rechtzeitig erkennt, verpasst eine große Chance für das Fuhrparkmanagement in Unternehmen. Zweitens: Weniger in Technik der Fahrzeuge als in Mobilitätslösungen denken. Drittens: E-Mobilität in größeren Gewerbeflotten bedarf (noch) an Erfahrung, die nicht frei verfügbar ist, trotzdem ist E-Mobilität mit hoher Wahrscheinlichkeit bis zu einer gewissen Fahrzeuggröße die Zukunft."
Unternehmen Die Österreichische Post AG ist der landesweit führende Logistik-und Postdienstleister; Mitarbeiter: circa 20.000; Umsatz: circa 2 Mrd. Euro; Geschäftsstellen: circa 1.800 Post-Geschäftsstellen.
Fuhrpark
Marken: Schwerpunkt FCA (Fiat) und PSA (Peugeot), Nissan, Renault, Iveco;
Anzahl: 10.500 Fahrzeuge (7.000 Zustellfahrzeuge (leichte Nutzfahrzeuge/Transporter), davon 600 Allrad, 1.900 Transporter, 450 Fahrzeuge Vertrieb und Dienstwagen, circa 1.600 einspurige (Fahrrad und Moped), 1.600 E-Fahrzeuge (davon circa 550 E-Zustellfahrzeuge (leichte Nutzfahrzeuge/Transporter)
Laufleistung: durchschnittlich 12.000 km/Jahr Behaltedauer: durchschnittlich 6 bis 8 Jahre
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