Test: VW ID.7 Tourer
Auch wenn der Passat gerade neu auf den Markt gebracht wurde, der ID.7 Tourer ist so etwas wie der legitime Nachfolger. ...
Renault-Boss Luca de Meo sprach in Wien über die Bedeutung der europäischen Autoindustrie und warum uns die USA und China überholt haben.
Wenn Luca de Meo die Keynote bei einer Veranstaltung hält – in diesem Fall anlässlich der Eröffnung der Wiener Elektro Tage –, dann darf man sich auf spannende und pointierte Aussagen freuen, gepaart mit Witz und Charme, wie es (fast) nur Italiener können. Der gebürtige Mailänder hat eine steile Karriere in der Automobilindustrie hinter sich, die ihn über Renault, Toyota und Fiat zum Marketingleiter von Volkswagen und später Vorstand für Marketing und Vertrieb bei Audi führte. Von 2015 weg war er für fünf Jahre CEO von Seat, seit Mitte 2020 hat er den Chefposten bei Renault inne. Nebenbei ist er Präsident der Vereinigung europäischer Automobilhersteller (ACEA).
Tragende Säule des Wohlstands
In seinem Vortrag im „Palais Niederösterreich“ sagte Luca de Meo, dass die europäische Autoindustrie seit fast 150 Jahren eine tragende Säule des Wohlstands in Europa“ sei: Mit mehr als einer Million Arbeitsplätzen und einem Anteil von acht Prozent am europäischen Bruttoinlandsprodukt habe diese Sparte auch 30 Prozent Anteil an Forschung und Entwicklung in der EU. „Denken Sie sich die Autoindustrie weg, dann rauscht die europäische Handelsbilanz in ein strukturelles Defizit.“ Europa sei zwar die Wiege der Branche, habe aber bei den Elektroautos momentan keine Führungsrolle mehr. „In China dauert es nur zwei Jahre, bis ein neues Auto entwickelt ist, während bei uns der Durchschnitt zwischen drei und fünf Jahren liegt. Der Wettlauf ins emissionsfreie Fahren wird also kein Spaziergang“, so de Meo.
Kein Weg zurück
Auch wenn es in Europa momentan viele Diskussionen über die Elektroautos gebe, führe kein Weg zurück. Denn Elektroautos würden neben den Umweltaspekten auch sehr viele andere Vorteile bieten, etwa im Design. „Man kann zum Beispiel die Motorhaube verkürzen zugunsten von mehr Platz im Innenraum.“ Aber der Verbrennungsmotor sei nicht tot. „2040 werden immer noch 50 Prozent der weltweit neu produzierten Autos mit Diesel, Benzin oder Hybridantrieb verkauft werden. Zum Beispiel wird es in Indien, aber auch in weiten Teilen der USA noch lang dauern, bis die Infrastruktur für Elektroautos verfügbar ist.“ Alter der Autokäufer in Europa deutlich höher als in China Interessante Einblicke in die Altersstruktur der Autokäufer gab de Meo ebenfalls: Seit 2005 sei das durchschnittliche Alter eines Neuwagenkunden in Europa von 47 auf 56 Jahre gestiegen, während es in China bei 35 Jahren liege. Die hohen Zinssätze, die nach wie vor schlechte Infrastruktur und die höheren Preise sieht de Meo als Grund für die Zurückhaltung privater Kunden beim Kauf eines Elektroautos. Dazu werde die Situation für die Autoindustrie in Europa durch die deutlich höheren Lohnkosten erschwert. „Auch der Strom kostet bei uns doppelt so viel wie in den USA oder in China.“ Laut de Meo würden auf die europäische Autoindustrie im Jahr 2025 etwa 16 Milliarden Euro an Strafzahlungen durch die EU zukommen, weil sie die vorgegebenen CO2-Ziele nicht erreichen. „Die USA stützen ihre Autoindustrie massiv, die Chinesen fördern durch Planwirtschaft: Bei uns hingegen wird reguliert“, kritisierte de Meo. „Da stehen wir uns selbst im Weg.“
Neuorientierung und Partnerschaften
Europa benötige eine vollkommene Neuorientierung, wenn man die Führungsrolle in der Autoindustrie wieder übernehmen und den Markt für E-Autos wiederbeleben wolle. Man müsse bei der Ladeinfrastruktur Gas geben und dafür sorgen, dass für die Kunden beim Verkauf des Elektroautos ein vernünftiger Restwert bleibt. „Die europäische Industrie sollte Partnerschaften mit China eingehen, um das Beste daraus zu machen.“ Dazu gehöre auch, dass etwa 70 Prozent der Software von den Herstellern gemeinsam genützt werden könnten, ohne dass sich für Kunden etwas ändern würde. 20 Prozent Überkapazität Bereits zum Start seiner Karriere seien die Überkapazitäten in der europäischen Autoindustrie bei 20 Prozent gelegen, so de Meo, daran habe sich nicht viel geändert. „Verschärft wird die Situation dadurch, dass wir in Europa seit der Pandemie jährlich um zwei bis drei Millionen Pkw pro Jahr weniger verkaufen.“ Das Durchschnittsalter eines Pkw in Europa sei in den vergangenen 15 Jahren von sieben auf zwölf Jahre gestiegen.
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