Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) hat zum wiederholten Male die
Dienstautos der deutschen Bischöfe angeschaut. Die Ergebnisse sind
interessant, aber die Interpretation der DUH ist an Polemik kaum zu
überbieten.
Papst Franziskus gilt als bescheiden. Seine Dienstwägen stammen von
Ford und Fiat. Und bei Staatsbesuchen lässt er sich auch schon mal in
einem angegrauten Peugeot 407 chauffieren. Seit wenigen Wochen hat
das Oberhaupt der Katholischen Kirche außerdem einen knapp 30 Jahre
alten Renault 4 im Fuhrpark. Der Wagen, ein Geschenk eines
Dorfpfarrers, soll rund 300.000 Kilometer auf der Uhr haben.
Die neue Bescheidenheit
All diese Autos repräsentieren mehr oder weniger stark die "neue
Bescheidenheit", die Franziskus seit seiner Wahl predigt und machen
deutlich, warum es dem Kirchenoberhaupt "weh tut", wenn Bischöfe und
Kardinäle protzige Dienstwägen fahren. Und das dem in Deutschland
teilweise so ist, hat erneut der "Dienstwagencheck" der Deutschen
Umwelthilfe (DUH) ergeben.
Jährliche Bewertung der Dienstautos
Doch von Anfang an: Wie jedes Jahr bewertet die DUH, welche
Dienstwagen die 52 obersten deutschen Manager in Gottes Mission für
ihre beruflichen Tätigkeiten verwenden. Dabei beurteilt die
Institution den Spritverbrauch beziehungsweise die CO2-Emissionen der
Fahrzeuge. Das Ergebnis kurz zusammengefasst und etwas schärfer
formuliert: Die regionalen Kirchenoberhäupter der evangelischen
Kirche fahren überwiegend sparsameDienstlimousinen. Die "Roten
Karten" für höhere Emissionen gingen hingegen ausschließlich an
katholische Bischöfe und den Malteser Hilfsdienst.
130 Gramm CO2 als Grenzwert
Als Bewertungsgrundlage zog die DUH dabei den Grenzwert von 130 Gramm
CO2/km für Neuwagenflotten heran. So bekamen jene eine "Grüne Karte",
die diesen Wert einhalten oder unterschreiten. Wobei Überschreitungen
mit einer "Gelben" oder "Roten Karte" bewertet wurden. Rot sahen
übrigens auch jene, die die Auskunft verweigerten. 2014 stieg die
Zahl der "Grünen Karten" von 14auf 25, während die Zahl der "Gelben
Karten" von 20 auf 19 sank. Insgesamt gab es 2014 8 "Rote Karten" -
das sind 5 weniger als im Vorjahr. Trotz der positiven Entwicklung im
Vergleich zu 2013 scheut Jürgen Resch, Bundesgeschäftsführer der DUH
in der Beurteilung der Ergebnisse keine harten Worteund betont: "Die
Botschaft von Papst Franziskus zu mehr Bescheidenheit und
Umweltschutz beim Fahrzeugpark ist bei seinen deutschen Statthaltern
offensichtlich nicht angekommen. Interessant ist, dass die
protestantischen Kirchenleiter dem neuen Papst näher stehen."
Halleluja, er fährt einen Hybrid!
So habe laut Resch beispielsweise der katholische Essener Bischof
Overbeck "immer noch nicht verstanden, dass auch die obersten Manager
mit göttlichem Auftrag irdische Klimaschutzregeln zu befolgen haben".
Der Vorstand der katholischen Landeskirche fährt einen VW Phaeton,
der 224 Gramm CO2 pro Kilometer emittiert. Das war der DUH eine
"Dunkelrote Karte" wert.
Nachgeschmack? Etwas bitter!
Weil die DUH aber nur den CO2-Ausstoß bewertet, hinterlässt die
Auswertung auch einen populistischen Nachgeschmack: So wird etwa der
Landesbischof Jochen Bohl von der DUH als "positiver Spitzenreiter"
hervorgehoben, weil sein Mercedes Benz E300 BlueTEC Hybrid nur 99
Gramm CO2 pro Kilometer ausstößt. Das ist in der Tat wenig. Aberbei
allem Respekt, eine in der Basisversion knapp 53.000 Euro teure Limo
ist nicht gerade das, was landläufig als bescheiden gilt. Vor allem,
weil man davon ausgehen darf, dass der Dienstwagen aufgrund der
optionalen Extras deutlich mehr gekostet hat.
Ist weniger CO2 wirklich bescheidener?
Dieser "Spitzenreiter" macht also nur eines deutlich, das Ranking ist
pure Polemik, weil die DUH sprichwörtlich Äpfel mit Birnen
vergleicht: Wir kapieren nämlich nicht, wieso der Papst mit seinem 30
Jahre alten -und mit Verlaub -stinkenden R4 in den Augen der DUH kein
Klimasünder ist. Gleichzeitig ist uns unklar, wieso der Bischof, der
einen viel teureren Neuwagen fährt, der zwar viel weniger CO2ausstößt als der Papst-Oldtimer, ihm in puncto Bescheidenheit nicht
unähnlich sein soll.