Ein ganzes Jahr begleitet uns Zoe nun durch den Testalltag, FLOTTE&Wirtschaft wird dem Elektro-Renault intensiv auf den Zahn fühlen, in
warmen wie in kalten Zeiten. Vorsteuerabzug und Sachbezugsbefreiung
machen die Französin seit dem Jahreswechsel ganz besonders attraktiv
für Firmen.
Dass niedrige Temperaturen Gift sind für Elektroautos, ist
mittlerweile bekannt. Dass just die erste gemeinsame Nacht mit Zoe
bei minus 15 Grad die bis dato kälteste dieses Winters war, ist so
richtig gemein. Als wir am darauffolgenden Morgen mit jungfräulichen
45 Kilometern auf dem Tacho in den ersten gemeinsamen Tag gestartet
sind,war die Stimmung noch etwas unterkühlt, dies sollte sich aber
mit jedem Kilometer bessern. Ein Jahr lang ist Zoe nun unsere
Begleiterin, ein Jahr, in dem wir Praxiserfahrung sammeln wollen. Wie
weit kommt man tatsächlich, wie stark beeinflussen Parameter wie
Außentemperatur, Heizung oder Klimaanlage die Reichweite? Eine im
doppelten Sinn des Wortes spannende Angelegenheit.
Schnelle Ladung mit Wechselstrom
Vor Kurzem noch auf der Vienna Autoshow bewundert, kam Zoe erst knapp
vor Redaktionsschluss zu uns, mit Langzeiterfahrungen können wir
daher erst in den kommenden Ausgaben von FLOTTE&Wirtschaft dienen.
Aber schon nach den ersten paar Ladungen, die sich die Französin an
der redaktionseigenen Smatrics-Ladesäule gegönnt hat, ist klar, dass
sie den meisten anderen Elektroautos technisch etwas voraus hat,
nämlich die Fähigkeit, auch bei Wechselstrom wirklich schnell zu
laden. Während beim Mitbewerb oft schon bei 7,2 oder gar 3,6 Kilowatt
die ladetechnische Obergrenze des Stromflusses erreicht ist, schafft
der Renault alle 22 Kilowatt unserer Smatrics-Ladesäule. Und das
macht sich bemerkbar, statt stundenlang an der Leitung zu hängen, ist
Zoe nach nur einer Stunde wieder zu 80 Prozent geladen. Dafür haben
die Franzosen beim Modell R240 auf eine Gleichstrom-Schnellladung mit
43 Kilowatt verzichtet, dies kann dafür der weiterhin erhältliche
Q210, sprich die Zoe aus erster Generation. Beim R240 stammt der
komplette Antriebsstrang von Renault, der E-Motor soll laut
Eigendefinition eine höhere Effizienz ausweisen, was sich in Summe
eben auch auf die Reichweite auswirkt.
Mehr Reichweite trotz unveränderter Akku-Power
Denn die Batterie blieb mit 22 Kilowattstunden unverändert. Auch an
der Ladetechnik selbst wurde gefeilt, das Aufladen erfolgt ebenfalls
effizienter, was vor allem das Laden an der Schuko-Steckdose um rund
eine Stunde auf nunmehr sechs bis acht Stunden beschleunigt. Niedrige
Temperaturen sorgen übrigens nicht nur für kürzere Reichweiten,
sondernauch längere Ladezeiten. Frieren muss übrigens trotz der
Eiseskälte niemand, zumindest wenn das Auto am Stecker hängt.
Denn dann lässt sich entweder im Umkreis des Autos mit der
Schlüsselkarte, per Vorab-Zeitwahlschaltung oder mittels Handy-App
unabhängig vom Standort des Autos (Tiefgaragen ohne Empfang
ausgenommen) bereits vor dem Wegfahren die Heizung oder im Sommer die
Klimaanlage aktivieren. Und während der Nachbar seinen Stinker
minutenlang laufen lässt und dabei das Eis von den Scheiben kratzt,
gleitet die Zoe wohltemperiert und lautlos vorbei.
Lautlos istübrigens relativ, standardmäßig gibt das Fahrzeug bei
niedrigem Tempo futuristische Geräusche von sich, um Fußgänger zu
warnen. Gerade auf Supermarktparkplätzen ein rettendes Feature, um
sich unfreiwilligen Angriffen unaufmerksamer Einkaufswagenschieber zu
erwehren.
Keine Sitzheizung
Ist der Stecker dann erst mal ab, muss Zoe die Heizungüber die
Batterie stemmen, einer der größten Energiekiller neben dem
Vollgasglühen. Im Winter wird es im energiesparenden Eco-Modus nicht
so richtig warm, schade, dass Renault keine Sitz- oder Lenkradheizung
für das Elektroauto anbietet, wäre die doch deutlich effizienter. So
gilt es abzuwägen, ob man es sich leisten kann, Reichweite gegen
Heizleistung zu tauschen. Aus der Tatsache, dass die Reichweite im
Winter generell deutlich niedriger ist als im Sommer, macht Renault
übrigens kein Hehl. Bei winterlichen Bedingungen betrage die
Reichweite innerstädtisch rund 115 Kilometer, was sich auf den ersten
Fahrten auch mit unseren Erfahrungen deckt, sogar Überland bei
höherem Tempo.
Vorsteuer-Abzug
Unser Testwagen, eine Zoe Intens R240 kostet aktuell 19.541,67 Euro
(alle Preisangaben netto), hinzu kommt die monatliche Batteriemiete,
die sich je nach Fahrleistung auf Basis von 36 Monaten Vertragsdauer
zwischen 65,83 (12.500 km jährlich) und 118,33 (30.000 km) bewegt.
Mit dem Notladekabel für die Schuko-Steckdose (500 Euro),
17-Zoll-Alufelgen (291,67 Euro) sowie der Perlmutt-Weiß- Lackierung
(483,33 Euro) wurden nahezu alle verfügbaren Extras angekreuzt. Das
Basismodell Life R240 ist ab 17.825 Euro zu haben, die Q210-Modelle
mit etwas geringerer Reichweite aber Schnelllademöglichkeit kosten
jeweils 300 Euro mehr.
Das gefällt uns: flotte Wechselstrom-Ladung, komplette Ausstattung
Das vermissen wir: Sitz-und Lenkradheizung, DC-Schnellladung
Die Alternativen: Kia Soul EV, VW e-up!, Nissan Leaf