Im Zuge einer spannenden Diskussion bei der GSV -derÖsterreichischen
Gesellschaft für Straßen-und Verkehrswesen - sprachen
Ministeriumsvertreter und Fuhrparkmanager über die Bedeutung von
alternativen Antrieben. Eines einte alle Diskutanten, sämtliche
Antriebsformen haben nur eine Chance, wenn sie ökonomisch sind.
Alternative Antriebe sind und bleiben ein heißes Eisen, an dem sich
vielfach die Geister scheiden. Während die einen voll auf die
E-Mobilität in all ihren Ausprägungen schwören, zweifeln die anderen
die ökologische Sinnhaftigkeit des batterieelektrischen Fahrens stark
an. Fakt ist, dass Österreich hier ein von der Natur bevorzugtes Landist, schließlich ist ein Elektroauto nur dann wirklich sauber, wenn
auch der Strom sauber erzeugt wird. Während Studien besagen, dass es
aus ökologischer Sicht zum Beispiel in Deutschland fast keinen
Unterschied macht, ob man konventionell oder elektrisch fährt, ist
man aufgrund der Braunkohlekraftwerke in Polen sogar der größere
Umweltsünder, wenn man aufs E-Auto setzt. Die Mobilitätsplattform GSV
lud kürzlich zum Forum "Fuhrparkmanagement mit alternativ betriebenen
Kraftstoffen", das große Interesse machte deutlich, wie stark derzeit
vor allem die Elektromobilität im Fokus des Interesses steht.
Bescheidene Nachfrage bei der BBG
Besonders interessant und offen war das Referat von Jürgen Jonke von
der BBG, der Bundesbeschaffungsgesellschaft. So sei das Thema
"Alternativ betriebene Kraftfahrzeuge" bereits im Jahr 2007 auf
dringenden Kundenwunsch ausgiebig behandelt worden, inklusive sieben
Vergabeverfahren und einem großen Testtag. "Das Ergebnis war dann
allerdings ernüchternd", so Jonke, "die Vertragsausschöpfung lag bei
weniger als drei Prozent, was weniger als 25 Fahrzeugen entsprochen
hat." Aktuell sei vielfach auch eine Tendenz zum
"Feigenblatt-Fahrzeug" zu erkennen: "Vielfach werden
Alternativfahrzeuge für Fototermine angeschafft, den Großteil der
Zeit verbringen sie dann aber in der Garage." Das sei aber auch auf
betriebswirtschaftliche Aspekte zurückzuführen, wenn das alternative
Auto schlichtweg zu teuer im Unterhalt sei. Besonders bitter: Für
Regierungsfahrzeuge gäbe es Fahrzeugbundles, sprich, wenn ein
Ministerium etwa einen Audi A8 anschafft, gibt"s einen e-Golf, im
Falle eines 7er BMW einen i3 zu - so Jonke wörtlich -"verboten
günstigen Konditionen" dazu. Doch auch hier gäbe es
unverständlicherweise wenig Interesse. Die BBG gibt aber dennoch
nicht auf und hält weiter an alternativ betriebenen Fahrzeugen fest,
dank des mittlerweile höheren Akzeptanzgrades und des größeren
Angebotes an Fahrzeugen sei das Interesse mittlerweile aber gestiegen
und so sind nach aktueller Bedarfserhebung aktuell 756 Fahrzeuge
unverbindlich angefragt. Rund 70 Prozent davon als E-Autos, ein
Viertel Erdgasfahrzeuge und die restlichen fünf Prozent teilen sich
auch Plug-in-Hybride, Wasserstoff- und Range-Extender-Fahrzeuge auf.
"Für unsere Kunden muss in erster Linie die Wirtschaftlichkeit
gegeben sein, zudem wünschen sie sich einen zentralen
Ansprechpartner. Und natürlich muss der Zugriff auf aktuellste
Fahrzeugmodelle unterschiedlicher Hersteller gegeben sein, was wir
mit unseren Ausschreibungen auch gewährleisten", so Jonke. Aktuell
laufen die Verhandlungen mit den noch verbliebenen Bietern zur
Klärung von Leistungsumfängen und Konditionen, im März soll der
Zuschlag erfolgen und im April sollen die Autos dann bei der BBG
abrufbar sein.
Region Klagenfurt als Vorreiter
In der anschließenden, sehr interessanten Podiumsdiskussion sprachen
Gerald Miklin vom Magistrat Klagenfurt, Horst Mooshandl von der
Österreichische Post, Hannes Pöcklhofer vom Land Oberösterreich und
Peter Skorsch vom Innenministerium über ihre Erfahrungen aus der
Praxis. Die Modellregion Klagenfurt hat bereits einige Kenntnisse mit
E-Autos vorzuweisen, so Miklin: "Wir hatten 15 elektrische Mercedes
A-Klasse über viereinhalb Jahre im Einsatz, mit denen wir
grundsätzlich auch zufrieden waren. Allerdings war es damals so, dass
die Batteriekapazität jener Fahrzeuge, die viel gefahren wurden,
deutlich über jener von den Autos lag, die nur selten bewegt wurden."
Aktuell gilt es, die Reduktion des Fuhrparks mit der E-Mobilität in
Einklang zu bringen: "Unser Fuhrpark soll um ein Drittel verkleinert,
der verbleibende Rest soll zur Hälfte elektrisch betrieben werden.
Allerdings haben unsere Fahrzeuge-und das sind nicht nur Pkw -sehr
unterschiedliche Einsatzzwecke, die es in der Planung natürlich zu
berücksichtigen gilt." Vorreiter war Klagenfurt bei einem der ersten
rein elektrisch betriebenen Busse in Europa: "Das Fahrzeug ist
eigentlich ein Prototyp und seit Juli 2013 im Einsatz, nach zweiJahren ist die Batteriekapazität allerdings auf nur noch 46 Prozent
gesunken. Mittlerweile gibt es ein Update und es reicht, das Fahrzeug
in der Mittagszeit aufzuladen."
Unterschiedliche Herausforderungen bei der Post
Horst Mooshandl, bei derÖsterreichischen Post auch für den Fuhrpark
verantwortlich, hat in seinem Unternehmen von insgesamt 10.000
Fahrzeugen 1.400 rein elektrisch im Einsatz: "E-Fahrzeuge sind für
uns kein Showcase, sondern müssen im Betrieb eingesetzt werden und
sich auch rechnen, das Spannungsfeld zwischen Ökologieund Ökonomie
ist natürlich gegeben." In Wien sei die Briefzustellung bereits jetzt
komplett CO2-neutral, bei der Paketpost funktioniere das mangels
geeigneter Fahrzeuge aber noch nicht und auch die einspurigen
Fahrzeuge seien aktuell eher im experimentellen Stadium angesiedelt.
Große Herausforderungen gibt es bei der Infrastruktur: "Gerade in der
Stadt haben wir wenig Stellfläche zurVerfügung, da ist das Anstecken
an die Ladestationen schon eine große Herausforderung." Kein Hehl
macht Mooshandl auch aus der schwierigen wirtschaftlichen Darstellung
der Fahrzeuge: "Niemand weiß, was diese Autos in acht Jahren wert
sind, ohne Förderung wäre die E-Mobilität für uns jedenfalls
wirtschaftlich nicht darstellbar." Einen Wunsch hat Mooshandl an die
Hersteller: "Wir würden hier gern direkte Partnerschaften eingehen
und die Autos für unseren Einsatzzweck adaptieren. Ein Punkt wäre die
Drosselung der Fahrzeuge, aufgrund der guten Beschleunigung steigt
aktuell der Reifenverschleiß, was sich natürlich negativ auf die TCO
niederschlägt."
Untauglich für viele Einsatzfahrzeuge
Für Generalmajor Peter Skorsch vom Innenministerium steht zunächst
auch die wirtschaftliche Komponente im Vordergrund, abgesehen davon
sind es aber die oftmals speziellen Anwendungen, die der E-Mobilität
nicht entgegenkommen: "Wir haben zum Beispiel bei Einsatzfahrzeugen
sehr stromintensive Anforderungen, wodurch die Autos während eines
Einsatzes nicht abgestellt werden. Beim E-Auto läuft man Gefahr, dann
mit leerem Akku liegenzubleiben. Darüber hinaus ist der
Stromanschluss oftmals nicht ausreichend, um mehrere Fahrzeuge
gleichzeitig schnell zu laden." Ein Punkt, dem auch Mooshandl
zustimmt: "An größeren Standorten entstehen Kosten von
hunderttausenden Euro durch stärkere Trafos."
Wien: Laden zum Pauschalbetrag, gratis Parken
Mit Spannung wurde dann dem Vortrag von Harald Bekehrti von der Stadt
Wien gelauscht, schließlich wurde im Vorjahr ja doch beschlossen,
eine öffentliche Ladeinfrastruktur ins Leben zu rufen. Die Idee
dahinter sei aber, eine Möglichkeit zum Laden vor allem Besuchern der
Stadt zu schaffen, denn den Fahrzeugbestand zu erhöhen, soll ja
bekanntlich tunlichst vermieden werden. "Wir arbeitenderzeit an
einem barrierefreien Abrechnungssystem, eine App soll ermöglichen,
mit allen Vertragspartnern zu laden", so Bekehrti. Während des Ladens
wird auch keine Parkgebühr eingehoben, wie teuer das Laden selbst
sein wird, ist noch offen, es wird aber einen Pauschalbetrag pro
Stunde für die 11-Kilowatt-Säulen geben. Fest steht, dass die
Fahrzeuge, die nach abgeschlossener Ladung den Platz blockieren,
kostenpflichtig entfernt werden sollen. Übrigens: Die Idee, bei jeder
Straßenlaterne eine Steckdose zum Laden zu installieren, sei zwar
gut, lasse sich in Wien aber nicht umsetzen, da dieStromstärke bei
Weitem nicht ausreicht, ein E-Auto zu laden.
Hinweis für Unternehmer:
Elektro-Autos sind seit dem 1. Jänner 2016 vorsteuerabzugsberechtigt.
Zusätzlich sind die Fahrzeuge für Mitarbeiter vom Sachbezug befreit.
Aktuell gibt es eine Bundesförderung in der Höhe von 3.000 Euro,
einige Bundesländer bieten zusätzlich eine Landesförderung an.
Welcher Antrieb für welchen Einsatzzweck?
Wie Sie sehen, ist die Zahl an E-Autos sowie an
Plug-in-Hybrid-Fahrzeugen in den letzten Monaten stark gestiegen. Ob
diese alternativ betriebenen Autos auch für Sie die richtige Wahl
sind, hängt ganz von Ihrem Fahrprofil ab. Die Reichweitenangaben sind
vor allem im Winter mit Vorsicht zu genießen, wenn Sie auf der
sicheren Seite sein wollen, sollten Sie bei E-Autos rund 50 Prozent
der Normreichweite abziehen, selbiges gilt für die elektrische
Reichweite der Plug-in-Modelle. Falls Sie sich für einen
Plug-in-Hybriden entscheiden, so sparen Sie freilich nur dann beim
Fahren, wenn Sie die Batterie regelmäßig aufladen. Für Vielfahrer
sind in der Praxis die jeweiligen Diesel-Modelle in der Regel
sparsamer als Plug-in-Fahrzeuge, die mit leerer Batterie unterwegs
sind. Um die Fahrzeuge auf dieser Doppelseite sinnvoll zu betreiben,
ist eine Ladestation zu Hause und/oder in der Firma unabdingbar.