Der neue 7er-BMW setzt den Maßstab in der Klasse der Luxuslimousinen,
wir haben den vierfach aufgeladenen 750d dem Plug-in-Hybrid 740Le -
beide mit Allradantrieb - gegenübergestellt. In Relation zu Power und
Größe sind beide sehr sparsam, im Hinblick auf den aufgerufenen Preis
lässt sich das aber nicht behaupten ...
Als BMW im Jahr 1968 den sogenannten Barockengel in Pension geschickt
hat, begann mit der intern E3 genannten Limousine (2500-3. 3li) eine
neueÄra. Die Münchner waren plötzlich eine Konkurrenz zu den
Oberklasse-Modellen von Mercedes. Daran hat sich bis heute nichts
geändert, außer, dass seit den 1980er-Jahren auch Audi in der Liga
mitspielt. Galten die großen Limousinen jahrzehntelang als
Technologieträger, deren Technik Stück fürStück auch in den
kleineren Baureihen Einzug hielt, hat sich das Bild mittlerweile
etwas geändert. Kein Wunder, sind die Zyklen technischer
Neuentwicklung doch mittlerweile zu kurz, um diese nur alle sechs bis
acht Jahre im Flaggschiff zu präsentieren. Zum Zeitpunkt des
Erscheinens hat aber natürlich auch der 7er alles an Bord, was nicht
nur gut, sondern auch teuer ist.
Vier Turbolader und 400 PS
Erst recht, wenn man sich in der schier endlosen Liste der Optionen
austobt, was freilich für alle Oberklasse-Modelle gilt. Glücklich
also, wer nicht auf das Budget achten muss, denn die Verlockung, beim
Konfigurieren dutzende Hakerl zu setzen, ist zugegebenermaßen groß.
Die wichtigste Entscheidung betrifft zunächst aber einmal den Motor.
Die Leistungsspanne von 258 bis 610 PS ist ebenso groß wie jene der
Preise, die Basismodelle bewegen sich zwischen 96.300 Euro für den
Plug-in-Hybrid 740e und 218.500 für den 12-zylindrigen M760Li xDrive.
Wir haben zwei auch technisch besonders interessante Modelle
miteinander verglichen, die sich preislich irgendwo in der Mitte
bewegen. Beginnen wir mit dem 750d xDrive, der höchsten serienmäßigen
Diesel-Ausbaustufe seit es die Bayerischen Motoren Werke gibt. Nicht
weniger als vier (!) Turbolader machen dem Dreiliter-Sechszylinder
Dampf, Ergebnis sind satte 400 PS und ein Drehmoment von 760
Newtonmetern. Die Fahrleistungen könnenes dabei locker mit dem ein
oder anderen Sportwagen aufnehmen, von 0 auf 100 km/h vergehen nur
4,6 Sekunden! Für eine dermaßen große Limousine ein atemberaubender
Wert.
Allrad hoch im Kurs
Dank des serienmäßigen Allradantriebs xDrive kommt die Kraft auch
souverän auf der Straße an, Traktionsprobleme gehören der
Hinterrad-getriebenen Vergangenheit an. Wie wichtig der 4x4-Antrieb
geworden ist, zeigt auch die Tatsache, dass es nur noch zwei
7er-Modelle gibt, die mit Hinterrad vom Band rollen. Dasssich dieses
Geschoß in der Praxis mit nur 7,9 Litern begnügt, ist aller Ehren
wert. Wechseln wir in den 740Le iPerformance, den Plug-in-Hybriden.
Nicht zuletzt dank des niedrigen Normverbrauchs von 2,1 Litern und
der damit verbundenen NoVA-Befreiung ist er mit den erwähnten 96.300
Euro sogar dergünstigste 7er der Preisliste. Im Test stand uns die
Langversion samt xDrive zur Verfügung, was den Preis auf 105.550 Euro
anhebt. Als einziger 7er hat der 740e/Le übrigens einen Vierzylinder
unter der Haube, der 258 PS leistet und auch zum Beispiel aus der
3er-Reihe bekannt ist. Eins gleich vorweg, weder akustisch noch im
Hinblick auf die Fahrleistungen muss man sich dafür genieren,
schließlich steht dem Triebwerk ja ein 113 PS starker Elektromotor
zur Seite, die Systemleistung liegt bei 326 PS, das Drehmoment bei
500 Newtonmetern. Die Beschleunigung ist mit 5,3 Sekunden von 0 auf
100 km/h auch nicht von schlechten Eltern.
Plug-in-Hybrid nur bei regelmäßigem Laden sinnvoll
Mit dem Praxisverbrauch ist das bei den extern mittels Wallbox oder
Schuko-Steckdose aufladbaren Autos so eine Sache, fix ist nur, dass
man den Normverbrauch keinesfalls für bare Münze nehmen darf. Denn
trotz der Tatsache, dass man immerhin rund 35 Kilometer rein
elektrisch fahren kann, ergibt sich hochgerechnet auf 100 Kilometer
ein durchschnittlicher Benzinverbrauch von 5,6 Litern. Wer also
regelmäßig an der Steckdose hängt -die Ladedauer liegt je nach
Leistung zwischen drei und vier Stunden -darf den sparsamsten 7er
aller Zeiten sein Eigen nennen. Ist der Stromvorrat allerdings
aufgebraucht und der 740Le dann nur noch als normaler Hybrid - rein
elektrisch wird nur bei geringem Energiebedarf wie etwa beim Rollen
in der Stadt gefahren -unterwegs, kommt man auf rund neun Liter.
Ebenfalls ein achtbarer Wert für die allradgetriebene Limousine mit
langem Radstand, die Dieselmodelle können das aber sparsamer.
Nach oben offene Ausstattungs-Skala
Das Platzangebot vorn istüber alle Zweifel erhaben, dahinter hatten
aber beide Testprobanden leichte Schwächen. Mit normalem Radstand ist
die Beinfreiheit im Fond zumindest hinter größeren Fahrern
bescheiden, beim Plug-in-Hybrid ist es der Kofferraum. Aufgrund der
Batterien bleiben von ursprünglich 515 nur noch 420 Liter. Bei der
Ausstattung beider Autos ließ sich BMW nicht lumpen, dass die
Listenpreise dann auf rund 160.000 Euro beim 750d und rund 140.000
Euro beim 740Le lagen, verwundert nicht. Von heiz-und belüftbaren
Massagesitzen über einen (etwas klobigen) Touchscreen-Transponder,
mit dem etwa die Klimatisierung gesteuert werden kann, bis hin zu
herausnehmbaren Tablets, mit denen das Fond-Entertainment-System
kontrolliert werden kann, reicht das Angebot; von individueller
Lederausstattung und feschen Felgen ganz zu schweigen. Auf Wunsch
fährt der 7er übrigens sogar vollautomatisch in und aus Parklücken
oder der Garage, gesteuert wird diese Funktion von außerhalb mittels
dem erwähnten Touch-Transponder. Und auch teilautonom ist man gegen
Aufpreis unterwegs, die Hände müssen aber dennoch am Lenkrad bleiben.