Ein Unternehmen, das sich schon frühzeitig mit E-Autos und
Ladeinfrastruktur beschäftigt hat, ist REWE International AG. Evelyn
Ozinger, zuständig bei REWE für Elektromobilität und Nachhaltigkeit,
verrät im Gespräch, welche Hürden REWE nehmen musste und warum weiter
an der Strategie festgehalten wird.
Das Unternehmen REWE, unter dessen Dach Marken wie Billa, Merkur,
Adeg und Penny firmieren, begann bereits im Jahr 2009 Ladestationen
für Elektroautos seiner Kunden zu errichten. Die ersten Geschäfte,
die mit Ladeinfrastruktur ausgerüstet wurden, waren Merkur-Märkte in
Kärnten, Wien und Graz sowie Billa- Filialen in Deutsch-Wagram und
Perchtoldsdorf. "Das passte gut zu unserer Nachhaltigkeitsstrategie.
Um auch unsere Kundinnenund Kunden zu motivieren, konnte man an
unseren Ladesäulen kostenlos Strom tanken und zwar 100 Prozent
Grünstrom", erzählt Evelyn Ozinger, zuständig bei REWE für
E-Mobilität und Nachhaltigkeit.
Erste eigene E-Autos Ein Jahr später schaffte REWE die ersten eigenen
E-Autos an, genauer gesagt drei Think City. Sie waren als
Stadtflitzer mit Platz für zwei Passagiere konzipiert und besaßen
eine (theoretische) Reichweite von 160 Kilometern. Einen dieser Think
City stellte REWE den Kunden von Merkur für Probefahrten zur
Verfügung. Das Ziel war schon damals: der Elektromobilität auf die
Beine zu helfen. Schon bald war klar, dass die Akzeptanz der Kunden
noch sehr zurückhaltend war. Das änderte sich erst im Jahr 2012. Um
die Weiterentwicklung zu unterstützen, nahm REWE an EMPORA teil. REWE
stellte dabei die Filialparkplätze zur Verfügung. Der
Energieversorger Verbund errichtete die Ladestationen. Nach Abschluss
des Demonstrationsprojektes übernahm die neugegründete Smatrics,
damals eine Tochter von Verbund und Siemens, die Betreuung der
Ladestationen. "Seither haben wir zusammen mit Smatrics bei unseren
Filialen 142 Ladepunkte an 49 Standorten von Billa, Merkur und Penny
errichtet."
Aus vollerÜberzeugung Im Zuge der Professionalisierung des Angebotes
zahlen die Kunden jetzt den üblichen Smatrics-Tarif. "Das führt schon
gelegentlich zu Unmut. Und natürlich landen die unzufriedenen Kunden
alle bei mir", lacht Ozinger. Dann erklärt sie diesen, dass Service
halt auch etwas kostet. Gibtes doch eine Hotline, die sieben Tage
die Woche rund um die Uhr erreichbar ist. Und dank digitaler
Fernwartung sind die Ladestationen zudem stets einsatzbereit.
Mittlerweile hat REWE bereits 33 E-Autos im Betrieb, davon 23
Dienstwagen und zehn Pool-Autos, letztere bewegen sich im
Wesentlichen auf dem großen Gelände der Zentrale. "Diese Fahrzeuge
werden in Bereichen wie der Sicherheit, IT und dem
Qualitätsmanagement genutzt. Früher waren das Dieselfahrzeuge. Diese
für ein paar 100 Meter Fahrt zu starten, ist sehr umweltschädlich, da
diese Autos gerade auf den ersten Metern sehr viel CO2 und Stickoxide
ausstoßen. Die Elektrofahrzeuge stellen hier hingegen eine ökologisch
hervorragende Lösung dar." Das hat auch den Fuhrparkmanager
überzeugt, der den Elektrofahrzeugen zunächst wegen ihrer geringen
Reichweite eher kritisch gegenüberstand. "Aber das hat sich um 180
Grad gedreht", weiß Ozinger zu berichten. Wie in der Bevölkerung muss
auch bei den Mitarbeitern noch einiges an Überzeugungsarbeit
geleistet werden. Noch überwiegt die Skepsis bei vielen Kollegen.
Diese begegnen den E-Autos oft anfänglich mit gemischten Gefühlen.
REWE setzt deshalb finanzielle Anreize, um dieMitarbeiter zum
Umstieg zu animieren. "Wir haben die E-Autos seit einigen Jahren in
unserer Dienstwagen-Richtlinie. Und da steht auch drin, dass
Mitarbeiter mit Dienstwagen eine monatliche Pauschale für die
Abgeltung allfälliger Kosten wie Wallbox oder privates Laden bekommen
- und das sogar 14 Mal im Jahr. Das ist dann zusätzlich mit dem vom
Gesetzgeber auf null gesetzten Sachbezug ein wirklich starkes
Argument für den Umstieg."
Mitarbeiter ins Boot holen
Trotzdem rät Ozinger: "Bevor ein Unternehmen Elektromobilität
ausrollt, ist die Ersatzmobilität zu überlegen - etwa für längere
Dienstfahrten oder den Urlaub der Mitarbeiter." Wichtig sei außerdem,
dass man als Unternehmen "vor der Entscheidung mit dem Mitarbeiter
alle Details bespricht", weiß Ozinger. Dazu gehört auch, dass man
abklärt, ob der Mitarbeiter überhaupt die Möglichkeit hat, das
Fahrzeug zu Hause zu laden. Denn es kann nicht immer garantiert
werden, dass er das E-Auto in der Firma "auftanken" kann, etwa wenn
alle Ladestationen besetzt sind. Bei der Bestellung der Fahrzeuge
gibt es zudem die eine oder andere Klippe zu umschiffen. "Bei manchen
Herstellern muss man die CCS-Ladebuchse extra bestellen. Es ist auch
sinnvoll, eine zusätzliche Wärmepumpe für die Wagenheizung
mitzubestellen, damit die Heizung sich weniger negativ auf die
Reichweite auswirkt. Das haben wir auch erstmal lernen müssen."
Ökologische wie wirtschaftliche Gründe motivieren REWE, den Weg der
Elektromobilität weiterzugehen: "Wir haben schon acht weitere
Fahrzeuge bestellt und passen unsere Infrastruktur weiter an. Wir
bemerken auch, dass das Interesse steigt und evaluieren gerade den
weiteren Bedarf. E-Mobilität bringt allen etwas, wir bleiben
jedenfalls dran", ist Ozin-
gerüberzeugt. n