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Wer den Führerschein der Klasse B so richtig ausnutzen möchte, der landet bei den größten Vertretern in der Klasse der leichten Nutzfahrzeuge. Wir haben den aufgefrischten Iveco Daily mit dem ebenfalls überarbeiteten Ford Transit verglichen und dabei grundlegende Unterschiede entdeckt.
Sie sind beides echte Klassiker in der Nutzfahrzeug-Szene, der Iveco Daily erblickte erstmals 1978 das Licht der Transporterwelt und wurde bis datoüber 2,6 Millionen Mal verkauft. Beim Ford Transit geht die Geschichte sogar noch weiter zurück, als Taunus Transit startete er seine Karriere 1961, damals noch ausschließlich in Deutschland. In der ganz großen Klasse der Nutzis bis 3,5 Tonnen spielt der Transit aber erst seit dem Jahr 2014, alsdas Modell in die Variante dieses Tests und den kleineren Transit Custom unterteilt wurde. Und so stehen sich die beiden Testprobanden - wie auf den Bildern ersichtlich -zumindest im Hinblick auf die Größe ebenbürtig gegenüber. Grund genug, sich näher mit den beiden Evergreens zu beschäftigenund den einen oder anderen Unterschied herauszuarbeiten. Denn technisch gibt es durchaus einige Unterschiede, ob die am Ende des Tages relevant sind, hängt auch maßgeblich vom geplanten Einsatzzweck ab.
Unterschiedliche Aufbaukonzepte
Der Iveco Daily ist ein Vertreter der alten Schule im Hinblick auf den Aufbau. Und das muss gerade bei einem Nutzfahrzeug nicht negativ sein. Ein Leiterrahmen sorgt dafür, dass eine besonders hohe Stabilität gewährleistet ist, auch bei Ausnutzung der maximalen Zuladung. Im Falle unseres Testautos, eines Daily mit der etwas sperrigen Bezeichnung "35S21HA8 V HI-MATIC" bedeutet das eine Nutzlast von 1.200 Kilogramm und ein Ladevolumen von 12 Kubikmetern. Ganz besonders stark zeigt sich der Italiener bei der Anhängelast, satte 3,5 Tonnen darf er an den Haken nehmen, damit ist das maximal erlaubte Gesamtzuggewicht für den B-Führerschein mit sieben Tonnen bis aufs letzte Gramm ausgereizt.
Der Ford Transit ist da von einem anderen Schlag. Er verfügt über eine Einzelradaufhängung und keinen Leiterrahmen. Das erlaubt zwar eine komfortablere Auslegung -mehr dazu später -, sorgt aber für deutlich weniger Anhängelast, erst recht in Verbindung mit der Automatik. Im Falle unseres Testautos bedeutet das nur 1.750 Kilogramm -mit manuellem Getriebe sind bis 2.800 Kilogramm möglich -und ein Gesamtzuggewicht von 4.250 Kilogramm. Die maximale Nutzlast von 1.233 Kilogramm liegt indes auf nahezu gleichem Niveau wie beim Kontrahenten Iveco Daily. Das Ladevolumen der 330 L3H2-Ausführung beträgt 11,5 Kubikmeter. Bei der Abmessung des Laderaumsliegen die beiden Testprobanden im Hinblick auf die Länge mit 3,54 Meter exakt gleichauf, bei der Höhe hat der Iveco 1,6 Zentimeter mehr zu bieten. Der Transit hat dafür den niedrigeren Aufbau, er misst 2,41 Meter, sein Rivale - auch aufgrund des Leiterrahmens - baut 2,66 Meter hoch.
Komfortable Innenräume
Soweit zunächst die nackten Fakten, Zeit, sich hinters Steuer der Testautos zu setzen. Beginnen wir mit dem Iveco Daily. Ein zweifarbiges Armaturenbrett und ebensolche Sitze sorgen für eine angenehme Atmosphäre. Klavierlack darf mittlerweile offenbar auch in einem Nutzfahrzeug nicht fehlen, obwohl es schon in einem Pkw kaum sauber zu halten ist. Wie auch immer, die Hersteller wollen damit unterstreichen, dass karge Cockpits Schnee von gestern sind. Das gilt auch für den Transit, so ein Cockpit ist vor nicht allzu langer Zeit auch Focus und Co gut zu Gesicht gestanden. Auch wenn man im Ford auf farbliche Akzente verzichten muss, Wohlfühlen ist auch hier angesagt, so gut das in einem Kastenwagen eben geht. Eine gute Sitzposition ist hier wie dort schnell gefunden, der gefederte Schwingsitz im Iveco orientiert sich an den Lkw-Modellen, beim Ford tut es normales Gestühl. Und auch das flachere Lenkrad des Daily erinnert eher an Lkw als jenes im Transit.
Ein Navi haben beide verbaut, der Punkt geht hier aber an den Ford, der nicht nur mit größerem Display, sondern auch mit der besseren Bedienung aufwartet. Wer den mittleren der drei Sitze nicht benötigt, kann in beiden Fahrzeugen aus der Lehne eine Ablage ausklappen, robuster wirkt das beim Italiener. Zusätzlichen Stauraum gibt es übrigens bei beiden unter dem Beifahrersitz. Die bei Fahrzeugen dieser Größenordnung dringend empfehlenswerte Rückfahrkamera ist beim Ford im Navi-Screen und beim Iveco im Rückspiegel integriert. Eine Bluetooth-Schnittstelle sowie USB-Lademöglichkeiten für Smartphones sind mittlerweile selbstverständlich.
Große Vielfalt
Die Variantenvielfalt ist bei beiden Modellen riesig, vom Fahrgestell über den klassischen Kastenwagen bis hin zum Bus reicht das Angebot. Der Iveco ist als Kastenwagen mit drei Radständen und in gleich fünf Längen - 5.080 bis 7.540 Millimeter - und drei Höhen zu haben, das Ladevolumen reicht dabei von 7,3 bis unglaubliche 19,6 Kubikmeter, das höchst zulässige Gesamtgewicht geht von 3,3 bis 7,0 Tonnen. Die Spannweite des Ford ist nicht ganz so groß, ihn gibt es in drei Längen - 5.531,5.981 und 6.704 Millimeter - und zwei Höhen, die Volumina reichen von 9,5 bis 15,1 Kubikmeter, die maximalen Gewichte von 2,94 bis 4,7 Tonnen.
Bei den alternativen Antrieben hat der Daily die Nase vorn, er ist nicht nur mit klassischem Turbodiesel (116 bis 210 PS), sondern auch als Erdgas- und reine Elektrovariante zu haben. Ford bietet den großen Transit aktuell nur mit Selbstzünder (108 bis 185 PS) an, arbeitet aber bereits an einer batteriebetriebenen Version. Beide Fahrzeuge können in einigen Varianten übrigens mit Allradantrieb geordert werden, gerade in Österreich ein nicht zu unterschätzendes Feature.
Verbrauch: Transit sparsamer
Zeit, den Zündschlüssel zu drehen und die Triebwerke zum Leben zu erwecken. In beiden Fällen haben wir es mit den jeweils stärksten Motoren zu tun. Im Falle des Iveco bedeutet das vier Zylinder, satte drei Liter Hubraum und stolze 210 PS, das Drehmoment liegt bei 470 Newtonmetern. Etwas kleinere Brötchen bäckt der Ford, wenngleich sich auch 185 PS aus zwei Liter Hubraum und 415 Newtonmeter Drehmoment nicht verstecken müssen. Erst recht nicht, da der Unterschied gar nicht so groß ausfällt, wie man am Papier vielleicht vermuten würde. Beide Nutzfahrzeuge haben das Potenzial, an der Ampel den einen oder anderen Pkw zu überraschen, erst recht in Verbindung mit Automatikgetriebe. Jenes des Daily bringt gleich acht Fahrstufen mit, im Transit sind es sechs, flotte Gangwechsel gibt es hier und dort. Dass sich das Fahrgefühl im Ford spürbar harmonischer anfühlt, ist vor allem der eingangs erwähnten Einzelradaufhängung zuzuschreiben, die einem das Gefühl vermittelt, in einem großen Van zu sitzen. Der Daily macht kein Hehl aus seiner Bestimmung als Nutzfahrzeug, da macht auch der Schwingsitz durchaus Sinn. Positiv: Der dank Hinterradantrieb spürbar kleinere Wendekreis macht ihn beim Rangieren zumindest subjektiv deutlich handlicher.
Nach einer längeren Testrunde durch die Stadt, über die Autobahn und Freilandstraßen wollen wir natürlich wissen, wie es mit dem Verbrauch aussieht. Der Ford Transit überrascht dabei positiv, 8,8 Liter sind in Anbetracht von Leistung, Gewicht und Stirnfläche ein tadelloser Wert, auch wenn wir keine Zuladung an Bord hatten. Der Iveco Daily zeigte sich da nicht als Kostverächter und genehmigte sich 2,5 Liter mehr.
Preislich auf Augenhöhe
Last but not least werfen wir natürlich noch einen Blick in die Preisliste. Der Ford Transit "Startup" beginnt bei 23.885 Euro (alle Preise netto), die Grundausführung unseres Testmodells kommt auf 37.770 Euro. Der Iveco Daily Easy 35S12D startet bei 23.900 Euro nahezu preisgleich mit dem Ford, das von uns getestete Modell 35S21HA8 V mit der Hi-Matic-8-Gang-Automatik beginnt bei 35.290 Euro.
Das Resümee
Trotz ähnlicher Abmessungen sind der Ford Transit und der Iveco Daily unterschiedliche Charaktere. Der Transit zeigt sich als komfortabler Lieferwagen mit Pkw-ähnlichen Fahreigenschaften. Der Daily verfügt über mehr LKW-Gene und genehmigt sich auch mehr Sprit, die 2,1 Liter Mehrverbrauch auf dem Papier wurden rund 2,5 in der Praxis. Der robuste Leiterrahmen des Italieners wirkt sich auf die Anhängelast aus, satte 3,5 Tonnen sind möglich, was das für den BE-Führerschein maximal erlaubte Zuggewicht von sieben Tonnen bis aufs letzte Kilogramm ausnutzt, während beim Ford in Verbindung mit Automatik bereits bei 1.750 Kilogramm Schluss ist. Preislich endet das Duell auf Augenhöhe, sowohl die jeweiligen Basismodelle als auch die Testversionen von Ford Transit und Iveco Daily liegen ausstattungsbereinigt auf ähnlichem Niveau.
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