Nur eine gut gesicherte Ladung garantiert Sicherheit. Das gilt im
Transportgewerbe auch in der Zukunft.
Wie entwickelt sich das Thema Ladungssicherung? Beginnen die
einzelnen Maßnahmen bereits zu greifen und was gibt es auf der
technischen Seite Neues? Im Gespräch mit Ing. Konrad Rainer,
Bereichsverantwortlicher Ladungssicherung bei der ÖAMTC Fahrtechnik.
FLOTTE&Wirtschaft: Die letzten Jahre haben enorme Fortschritte beim
Thema Ladungssicherung mit sich gebracht. Verantwortlich dafür sind
in erster Linie die hohen Strafen und die bessere Ausbildung. Wie
geht es weiter?
Ing. Konrad Rainer: Die Fortschritte sind sicherlich sehr groß
gewesen, aber immer noch ist es ein weiter Weg bis zur gewünschten
Sicherheit. Der Teufel liegt bekanntlich im Detail und im
Durchhaltevermögen. So werden heute schon sehr oft die richtigen
Methoden gewählt, aber die eingesetzten Mittel werden manches Mal
noch nicht richtig eingeschätzt.
Die verbesserte Ausbildung hat dazu beigetragen, dass Fahrer jetzt
williger an das Thema herangehen. Doch weil es im Ausbildungswesen
sehr unterschiedliche Qualitäten gibt, kommt es immer noch vor, dass
Fahrer zwar wissen, was sie tun müssen, aber nicht wirklich wie. Dies
ist vor allem deshalb so, weil die Aus-und Weiterbildung in vielen
Fällen auf die praktische Umsetzung der Inhalte verzichtet. Gerade
diese Ausbildung bedarf aber einer praktischen Wissensvermittlung,
damit die Fahrer begreifen, wie die verschiedenen Methoden
funktionieren.
Der nächste Schritt sollte sein, die Ausbildungen nicht mehr
allgemein vorzunehmen, sondern den Fahrer speziell auf die
transportierten Ladegüter einzuschulen. Ebenso sollte das Thema
Verpackung angegangen werden, da es bei der Ladungssicherheit eine
wesentliche Rolle spielt.
Wie haben die Lkw-Hersteller auf das gesteigerte
Sicherheitsbewusstsein reagiert? Gab es Adaptierungen in Form
zusätzlicher Befestigungsmöglichkeiten? Oder waren die ohnehin schon
da und wurden einfach nicht genutzt?
Vonseiten der Lkw-Hersteller gibt es viele Bemühungen und
Entwicklungen, dem Thema Ladungssicherung Herr zu werden. Einzig das
Transportwesen könnte hier diese Möglichkeiten nutzen, tut dies aber
in vielen Fällen nicht, weil dann die Einsatzmöglichkeiten eines
Fahrzeuges eingeschränkt werden könnten. Es wird also eher und
häufiger mit Zurrmitteln gesichert, was einen sehr hohen Zeitaufwand
mit sich bringt.
Welche Fortschritte gibt es bei den Gurten in Sachen Material,
Gewicht und Handhabung?
Zurrgurte gibt es heute schon in so vielen verschiedenen Versionen,
dass man nicht einfach einen Gurt bestellt. Es wird für den Anwender
daher nicht einfacher. Um einige Beispiele zu nennen: Die Ratsche,
die ein seitliches Einfädeln zulässt, ohne dass man die gesamte
Gurtlänge durchziehen muss Die Schwerlastratsche mit eingebautem
Vorspannmessgerät Ratschen zum schrittweisen Öffnen zur Sicherheit
für den Anwender Ratschen mit verstellbaren Gurtlängen am Festende
Ratschen mit abnehmbaren Hebeln Gurtbänder mit verschiedenen
Qualitäten wie Abriebschutz und Kantenschutz Dünnere Gurtbänder für
höhere Vorspannkräfte
Netze für die Ladungssicherung im Lkw einzusetzen, ist aktuell noch
ein Nischenprogramm. Wird sich das ändern und bedarf es dafür dann
neuer Befestigungspunkte?
Netze werden sich nicht zum Massenprodukt entwickeln. Das Problem
besteht darin, dass das Netz, wenn nicht perfekt geplant ist, für
einen Fahrer immer sehr schwierig zu montieren ist. Er benötigt dazu
Helfer, die es aber meist nicht gibt. Netze sind auch nicht so
flexibel einzusetzen, wie es oftmals dargestellt wird. Die
Verletzungsgefahr des Netzmaterials ist ebenso gegeben wie bei
Gurten, nur sind die Ersatzkosten um einVielfaches größer als bei
anderen Materialien. Fix montierte Netze wären gut, aber behindern
oft bei der Beladung. Summa summarum sind Netze auch in Zukunft nur
in speziellen Bereichen einsetzbar.
Wir sprechen vom selbstfahrenden Lkw in naher Zukunft. Wird auf
diesem auch die Ladung automatisch verzurrt werden oder muss da
weiterhin der Fahrer ran?
Soweit ich erst vor Kurzem bei einem interessanten Vortrag hören
musste, wird dieser Aspekt von den Lkw-Herstellern noch nicht
betrachtet. Dabei ist dieser Punkt ein sehr spannendes Thema. Im
Gegensatz zum Fahrer haben die automatischen Systeme nicht das Denken
an "seine Ladung". Kurven werden daher mit einer scheinbar passenden
Geschwindigkeit angesetzt und erst wenn das System erkennt, dass der
Lkw "etwas erlebt", reagiert es auf den Fehler. Das ist aber für eine
un-oder schlecht gesicherte Ladung absolut kontraproduktiv.