Henning Heise ist Geschäftsführer der fleetconsulting GmbH und
unabhängiger Fachmann im Flotten-und Fuhrparkbereich. Er steht vielen
Firmen beratend zur Seite.
Die Folgekosten von Unfällen, und wir reden hier ausschließlich von
Unfällen ohne Personenschaden, erhöhen die Vollkosten eines Fahrzeugs
in der Regel zwischen 10 und 30 Prozent. Ein Unfall bringt weder dem
Unternehmen noch dem Mitarbeiter etwas Vorteilhaftes, im Gegenteil,
er kostet Geld und vor allem auch Zeit.
Drei-bis viermal so hohe Quote
Die Quote der Unfallschäden liegt bei Unternehmen circa drei-bis
viermal so hoch wie bei Privatpersonen. Warum ist das so und was kann
man dagegen tun? Es gibt viele technische Hilfsmittel wie Park
Distance Control, Frontkamerasysteme, Bremsassistenten u. v. m., die
helfen können, die Anzahl der Schäden zu reduzieren,aber der größte
Einflussfaktor ist und bleibt der Mensch, der Fahrer.
Der Fahrer hat den größten Einfluss
Er verursacht Unfälle oder er vermeidet sie. Er hat es durch seine
Fahrweise in der Hand, wie risikoreich oder -los er unterwegs ist.
Doch was sind die Hauptgründe für die hohe Anzahl von Unfällen im
gewerblichen Bereich? In erster Linie ist es heute das Smartphone,
gefolgt von der Unachtsamkeit. Circa 70 Prozent der Unfälle sind
sogenannte Klein-oder Bagatellschäden mit einer Schadenshöhe bis
circa 1.200 Euro, ihre Ursache liegt meist darin, dass der Fahrer
abgelenkt oder unkonzentriert war. Hat der Lenker einen Unfall, füllt
er den Unfallbericht aus, gibt ihn im Unternehmen ab und lässt das
Fahrzeugreparieren. Die Firma zahlt den
Selbstbehalt und trägt auch die sonstigen Kosten, die n i c h t durch
die Versicherung abgedeckt sind. Der Mitar-beiter bekommt in der
Regel davon nichts mit. Er weiß in den m e i s t e n Fällen gar
nicht, welche Kosten in Summe entstehen und diese sind beachtlich.
Analysen haben gezeigt, dass sich die gesamten Kosten eines simplen
Schadens auf 1.200 bis 1.700 Euro, wenn kein Personenschaden
entsteht, belaufen. Die Kosten setzen sich aus dem Selbstbehalt, der
Wertminderung am Fahrzeug, Kosten für Ersatzmobilität und der
entgangenen Arbeitszeit sowie der Zeit für die Bearbeitung des
Schadens zusammen. Ein möglicher Geschäftsentgang durch verpasste
Termine ist dabei noch gar nicht eingerechnet. Der Mitarbeiter kennt
die Kosten nicht und ist auch meist der Meinung, dass der Firma kein
Schaden entsteht, denn sie ist ja eh Kasko versichert ...
Die Lenker einbinden undüber die Kosten informieren
Bei Projekten zur Reduktion des Schadensaufkommens ist eine der
wirkungsvollsten Maßnahmen die Einbindung des Fahrers durch
Transparenz. Hierbei wird dem Mitarbeiter aufgezeigt, wie viele
Schäden jedes Jahr auftreten und was diese dem Unternehmen
tatsächlich kosten. Das Geld geht dem Unternehmen beim Gewinn ab
beziehungsweise nimmt es ihm Spielraum bei Investitionen.
Große Erfolge konnten auch mit Incentive-Programmen erzielt werden.
Zum Beispiel werden die im Vergleich zum Vorjahr eingesparten
Aufwendungen durch die reduzierte Anzahl beziehungsweise durch die
Verwendung von alternativen Reparaturmethoden zwischen dem
Unternehmen und den in der Periode schadenfreien Mitarbeitern, in
einem vorher definierten Verhältnis, geteilt. Der Mitarbeiter
profitiert somit davon, dass er Kosten vermeidet und dem Unternehmen
senkt es Aufwendungen, die Versicherung hat wiederum für weniger
Schäden aufzukommen, was den Schadensverlauf senkt. Damit entsteht
eine Win-win-win-Situation.
Technische Hilfsmittel und Fahrertrainings sind sinnvoll
Begleitend sollten hierzu auch technische Hilfsmittel eingesetzt und
Fahrsicherheitstrainings absolviert werden. Das zeigt dem
Mitarbeiter, dass es dem Unternehmen ernst ist und es Fahrer mit der
Problematik nicht allein lässt, sondern ihn aktiv unterstützt. Es
sollte dem Mitarbeiter auch vor Augen geführt werden, dass er durch
sein Verhalten und Mittun einen großen Anteil am zusätzlichen Ertrag
des Unternehmens aktiv beeinflussen kann und letztlich davon
profitiert.
Ein Unfall kostet rund einen Manntag
Unfälle kosten auch die Zeit des Fahrers, denn sie kosten ihn
wertvolle Arbeitszeit. Diese fehlt für die Ausübung der Tätigkeit
oder müssen durch Mehrstunden kompensiert werden. Auswertungen haben
gezeigt, dass ein Unfall und die Aufarbeitung in Summe circa einen
Manntag in Anspruch nehmen, 50 Prozent beim Fahrer und 50 Prozent
beim Bearbeiter.
Kosten langfristig senken
Der Mensch bleibt der größte Einfluss-faktor im Bereich des Unfalls
und wenn es gelingt, ihn positiv zu beeinflussen, das heißt, zu einer
vorausschauenden Fahrweise zu veranlassen und er aktiv mitarbeitet,
können hier hohe Kosten vermieden werden.