Vor rund einem halben Jahr haben wir BMW i3, Hyundai Ioniq und
Renault Zoe bei Minusgraden auf die Batterie gefühlt, damals mussten
wir uns in etwa mit der Hälfte der Normreichweite begnügen. Wir
wollten wissen, wie die Sache bei plus 28 Grad Celsius aussieht und
sind die idente Testrunde mit den drei E-Probanden erneut gefahren.
Wenn doch nur das Reichweitenproblem nicht wäre ... Für viele eines
der Hauptargumente gegen die Anschaffung eines Elektroautos. In
vielen Fällen durchaus begründet, wenngleich lang nicht in allen. Und
dennoch muss man im Vorfeld unbedingt wissen, worauf man sich mit
einem E-Auto einlässt. Schließlich gibt es gewisse
Mindestanforderungen an die Reichweite. Wir haben im Dezember des
Vorjahres das "Worst Case Szenario" - nachzulesen in der FLOTTE&Wirtschaft 02/03-2017, kann bei Interesse als PDF unter
redaktion@flotteundwirtschaft.at angefordert werden -ausgelotet, wo
die Reichweiten bekanntlich mitunter drastisch sinken, nun ging es
ans andere Extrem. Ob Winter oder Sommer, als Fahrer möchte man im
Innenraum halbwegs angenehme Temperaturen vorfinden, so war statt der
Heizung dieses Mal die Klimaanlage gefordert. Und die kostet zwar
auch Energie, aber deutlich weniger als die mit Strom betriebene -
Motorabwärme gibt es bei den E-Autos ja nicht - Heizung.
Minustemperaturen setzen der Reichweite ordentlich zu
Kurze Rückblende: Auf unserer 50 Kilometer langen Testrunde durch die
Stadt, über Autobahn und Landstraße entpuppte sich der Hyundai Ioniq
Elektro damals als sparsamster Vertreter unseres Trios, 16,4
Kilowattstunden waren es im Schnitt, was einer hochgerechneten
Reichweite von 168 Kilometern entsprach.Platz zwei ging an den BMW
i3 94Ah, der es auf einen Schnitt von 17,4 kWh brachte, eine
theoretische Reichweite von 173 Kilometern. Mit 224 Kilometern war
der Renault Zoe Q90 Z.E. 40 zwar nicht zuletzt aufgrund der größten
Batterie Reichweitenkaiser, der Durchschnittsverbrauch lag mit 18,4
kWh aber über Hyundai und BMW. Wir waren also durchaus gespannt, wie
sich das Bild bei 28 Grad präsentiert und wie sehr die Reichweiten
der drei Autos ansteigen würden. Bereits auf den ersten Kilometern
wurde deutlich, dass der Unterschied eklatant ausfällt. Wir sind die
Fahrzeuge wie im Winter neuerlich im jeweiligen Eco-Modus gefahren,
die Klimaanlage auf 23 Grad eingestellt. Die erlaubte
Höchstgeschwindigkeit wurde natürlich laut Tacho eingehalten, einzig
auf der Autobahn begnügten wir uns mit 115 km/h, wofür beim Zoe der
Eco-Modus deaktiviert werden muss, da andernfalls bei rund 95 km/h
Schluss ist. Während im Winter durchaus große Unterschiede bei der
Heizleistung auffielen, das sparsamste Auto hatte interessanterweise
die beste Heizung und umgekehrt, gaben sich die Testprobanden in der
Hitze keine Blöße, alle kühlten die Fahrgastzelle auf angenehme
Temperaturen herunter.
Unterschiedliche Konzepte
Größere Unterschiede - diese natürlich unabhängig von den
Außentemperaturen - gibt es im Hinblick auf die Bedienung der
Elektroautos. Am konventionellsten ist das beim Renault gelöst. Die
grundsätzliche Bedienung gibt keinerlei Rätsel auf, den Wählhebel
kennt man von klassischen Automatik-Fahrzeugen. Verbesserungswürdig
sind die mitunter etwas verschachtelten Menüs des
Touchscreen-Navigationssystems. Der Hyundai kann sich nicht zuletzt
aufgrund der erfreulich umfangreichen Serienmitgift sehen lassen, der
große und gut zu bedienende Touchscreen weiß ebenso zu gefallen.
Etwas ungewöhnlich sind die Tasten für das Automatikgetriebe, aber
auch daran gewöhnt man sich schnell. Das ohne Frage futuristischste
Auto ist der BMW. Beginnend bei den gegengleich öffnenden Türen -
leider lassen sich die hinteren nur öffnen, wenn auch die vorderen
offen sind - über die schmalen, aber großen Räder bis hin zum mit
Recycling-Materialien ausstaffierten Cockpit will der i3 betont
anders sein. Dafür wird der Bayer -im Gegensatz zu vielen anderen
E-Autos -im Straßenverkehr auch auf Anhieb als solches wahrgenommen.
Unterschiedliche Bedienkonzepte und technische Herangehensweisen.
Ebenso unterschiedlich wie die Optik fällt auch die Rekuperation,
sprich die Energierückgewinnung aus. So verzögert der Zoe, wenn man
vom Gas geht, nur relativ wenig, die Zuhilfenahme der Bremse ist
unabdinglich. Genau das Gegenteil ist beim i3 der Fall. Nimmt man
hier den Fuß vom Gaspedal, ist die Verzögerung so stark, dass die
Bremslichter angehen, geübte Fahrer benötigen das Bremspedal selten
bis gar nicht, da der BMW dank starker Rekuperation bis zum
Stillstand kommt. Auch clever: Beim Hyundai lässt sich die Stärke der
Energierückgewinnung durch die Paddles am Lenkrad einstellen.
Wie weit geht"s wirklich?
Zurück zur wichtigsten Erkenntnis unseres zweiten Tests, dem
Unterschied in Verbrauch und Reichweite. Wie erwähnt, war schon vor
dem zweiten Teil klar, dass sich die Reichweiten ändern würden. Wie
sehr das der Fall war, hat uns dann selbst mitunter etwas überrascht.
Eins gleich vorweg, die Reihenfolge bei Verbrauch und Reichweite der
drei E-Autos hat sich im Vergleich zum Winter nicht verändert.
Der Hyundai Ioniq Elektro knackte mit 9,9 kWh im Schnitt sogar die
10-kWh-Grenze, was hochgerechnet eine Reichweite von 278 Kilometern
bedeutet und damit nur hauchdünn unter der Werksangabe von 280
Kilometern liegt. Wie im Winter lag der BMW i3 mit 10,9 kWh auch
jetzt eine Kilowattstunde über dem Hyundai, unter Berücksichtigung
der etwas größeren Batterie wäre somit eine Reichweite von
hochgerechnet 276 Kilometern möglich. Der Renault Zoe ist mit einemDurchschnittsverbrauch von 12,4 kWh auch im Sommer Dritter, dank der
größten Batterie kommt er mit 332 Kilometern aber weiterhin auf die
mit Abstand größte Reichweite.
Im sorglosen Alltagsbetrieb - erst recht beim Einsatz im
Firmenfuhrpark - sind die Reichweiten der Testrunde aber vermutlich
dennoch nur schwer erzielbar. Die Faustregel, dass man im Winter in
etwa die Hälfte der angegebenen Maximalreichweite verliert, hat
grundsätzlich seine Gültigkeit, bei höheren Geschwindigkeiten - wie
etwa auf der Autobahn - kann diese sogar noch weiter sinken.
E-Autos als finanziell interessante Alternative auch für Firmen
Wer als Unternehmen die Anschaffung eines Elektroautos ins Auge
fasst, ist jedenfalls gut beraten, sich gut beraten zu lassen. So
bietet etwa der TÜV Austria Automotive an, die für gewöhnlich vom
jeweiligen Mitarbeiter zurückgelegten Strecken genau zu analysieren
und die Kompatibilität zum E-Auto auszuarbeiten. Der TÜV Austria
hilft auch bei der Kalkulation der TCO-Werte des Fahrzeuges, die im
Vergleich zum konventionell betriebenen Autodurchaus erfreulich
ausfallen können. So liegen etwa die monatlichen Vollkosten unter
Berücksichtigung aller Förderungen und steuerlichen Vorteilen beim
Hyundai Ioniq Elektro um rund 50 Euro unter jenen eines
Kompaktklasse- Autos mit einem Brutto-Listenpreis von rund 21.500
Euro.
Entfall des Sachbezuges
Für den Mitarbeiter, der dieses Auto auch privat fährt, entfällt - um
das noch einmal zu unterstreichen - der Sachbezug zur Gänze, wodurch
klarerweise auch der Dienstnehmeranteil wegfällt, was beim erwähnten
Verbrennermodell allein für das Unternehmen mit knapp 100 Euro
monatlich zu Buche schlägt, so der TÜV Austria.
Da die Restwerte aufgrund der raschen Batterieweiterentwicklung
schwer zu prognostizieren sind, federt eine Finanzierung mit
garantiertem Restwert unliebsameÜberraschungen am Ende der Laufzeit
deutlich ab und ist somit wärmstens empfohlen. Die Fahrer der beiden
Elektroautos in unserem Verlagsfuhrpark (jeweils ca. 15.000 km/Jahr)
würden sich jedenfalls sofort wieder für ein E-Fahrzeug entscheiden.
Und das nicht nur wegen des Sachbezug-Entfalls, sondern auch wegen
des überzeugenden Fahrspaßes, den diese Autos bieten.
Alle Daten und Preise finden Sie auf Seite 21.
BMW i3 94Ah
+ sportliche Fahrleistungen
+ perfekte Rekuperation
+ beste Vernetzung
- magere Serienausstattung
- unpraktisches Türkonzept
- schwaches Halogenlicht
Hyundai Ioniq Elektro
+ größter Innen- und Kofferraum
+ gute Ausstattung&Heizung
+ großzügige Garantieleistungen
- lange Wechselstrom-Ladezeit
- keine Smartphone-App
- schlechte Sicht nach hinten
Renault Zoe Q90 Z.E. 40
+ große Reichweite
+ flexibles Wechselstrom-Laden
+ gutes Platzangebot
- kein Gleichstrom-Laden
- keine flexible Rekuperation
- schwaches Halogenlicht
Testverbrauch/-reichweite
Sommer +28° C Winter -5° C
BMW i3 94Ah 10,9 kWh/276 km 17,4 kWh/173 km
Hyundai Ioniq Elektro 9,9 kWh/278 km 16,4 kWh/168 km
Renault Zoe Q90 Z.E. 40 12,4 kWh/332 km 18,4 kWh/224 km
Durchschnittsverbrauch/100 Kilometer