Mit dem neuen Insignia Sports Tourer begegnet Opel der Konkurrenz vom
Schlag eines Ford Mondeo, VW Passat oder Skoda Superb wieder auf
Augenhöhe. Wir haben uns angesehen, ob der 1,5-Liter-Turbobenziner
eine Alternative ist und wie sich das Flaggschiff im Alltag schlägt.
Als der Insignia im Jahr 2008 dem letzten Vectra folgte, wurde der
Opel-Konzern - wie andere Hersteller weltweit auch - gerade von einer
schweren wirtschaftlichen Krise gebeutelt. Wie wir wissen, hat Opel
die Kriseüberstanden und letztlich auch den Insignia als neues
Flaggschiff zum Erfolg geführt. Gut neun Jahre - mit einem Facelift
im Jahr 2013 - blieb die erste Generation auf dem Markt und erfreute
sich vor allem bei Firmenkunden großer Beliebtheit. Kein Wunder, war
man doch mit dem VW Passat und dem Ford Mondeo auf Augenhöhe, dem
Vorgänger Vectra war das nicht immer beschert. Wir waren jedenfalls
vor dem Test sehr gespannt darauf, wie sich die 2. Generation des
Insignia Sports Tourer schlagen wird und eins gleich vorweg, wir
wurden nicht enttäuscht, im Gegenteil.
Wohlfühlklima im Innenraum
Dass wir unseren Testwagen nach einem langen Bürotag bereits im
Dunklen übernommen haben, war genau genommen sogar ein Vorteil. Denn
dann, wenn man eigentlich nur noch nach Hause möchte, zeigt sich oft,
welche Qualitäten ein Fahrzeug hat. Man regt sich über Kleinigkeiten
wie eine umständliche Sitzverstellung oder sonstige ergonomische
Schnitzer nämlich viel schneller auf als sonst. Unser Testwagen in
Tiefsee-Blau versteckte sich zunächst im Dunkel der Nacht, umso
beeindruckender ist der Druck auf die Fernbedienung. Der in Beige
gehaltene Innenraum und die Ledersitze werden durch die
Innenbeleuchtung so in Szene gesetzt, dass es auch einem Wagen der
Luxusklasse zur Ehre gereichen würde. Bevor es nun zu kitschig wird,
nehmen wir Platz hinterm Lenkrad.
Zertifizierte Ergonomiesitze
Der erste Eindruck täuscht nicht, das Cockpit ist nicht nur optisch
ansprechend gestaltet, sondern auch in ebensolcher Qualität
verarbeitet. Und auch die Ergonomie passt, gleich in mehrfacher
Hinsicht. Gerade für Vielfahrer ist der Ergonomiesitz mit dem
AGR-Gütesiegel (Aktion gesunder Rücken) ein echter Segen undeine
unbedingte Empfehlung, in der Lederausstattung unseres Testwagens ist
sogar der Premium-Ergo-Sitz bereits integriert. Wer weitere rund 600
Euro investiert, bekommt neben einer elektrischen Sitzeinstellung
auch eine Massagefunktion sowie eine Belüftung, ein mehr als fairer
Deal. Auch an der Bedienergonomie gibt es nur wenig zu bekritteln.
Die Grundfunktionen sind logisch aufgebaut, einzig die Menüstruktur
des zentralen Touch-Displays benötigt teilweise eine etwas längere
Eingewöhnung.
Viel Platz und Ausstattung
Die Platzverhältnisse an Bord des Insignia sind durchaus großzügig,
auch im Fond lässt es sich für größer gewachsene Passagiere gut
aushalten. Der Laderaum schluckt zwischen 560 bis 1.665 Liter und
reiht sich damit zwischen dem VW Passat Variant (650 bis 1.780 Liter)
und dem Ford Mondeo Traveller (500 bis1.605 Liter) ein. Die
Innovation-Ausstattung bringt Annehmlichkeiten wie ein schlüsselloses
Schließ-und Startsystem, Parkpilot vorn und hinten, LED- Matrix-Licht
und das Opel OnStar-System - für Notfälle und als persönlicher
Assistent - serienmäßig mit. Im Testauto waren weitere Schmankerl
verbaut, als Highlights seien das Head-up-Display, die
Lenkradheizung, das erwähnte Sitzpaket oder der Parkassistent samt
Totwinkelwarner in den Außenspiegeln erwähnt.
Funktionierendes Downsizing
Unter der Haube dann eineÜberraschung. Dort arbeitet nicht etwa ein
Turbodieselmotor, sondern der neue 1,5-Liter-Turbobenziner. Der
leistet 165 PS und ist an eine 6-Gang-Automatik gekoppelt, eine
durchaus gefällige Kombination. Akustisch zurückhaltend und dennoch
sportlich im Antritt waren wir zunächst etwas skeptisch,was die zu
erwartenden Verbrauchswerte anbelangt. Schließlich gilt ein Fahrzeug
dieses Segments in Verbindung mit einem - noch dazu sehr
hubraumschwachen - Turbobenziners nicht gerade als Sparefroh. Doch
Opel hat mit dem Triebwerk bewiesen, dass Downsizing durchaus
funktionieren kann.
Diesel als Voraussetzung für 1,5-prozentigen Sachbezug
Knapp sieben Liter sind ein tadelloser Wert. Dass der Motor im
Firmenfuhrpark dennoch kaum vorzufinden sein wird, hat einen anderen
Grund und das ist der CO2-Ausstoß. Hier stehen 141 Gramm im
Datenblatt. Um in den Genuss des 1,5-prozentigen Sachbezugs zu
kommen, darf 2017 ein Ausstoß von 127 Gramm (124 Gramm in 2018) bei
Erstzulassung nicht überschritten werden. Somit landet man
zwangsweise wieder beim Dieselmotor, maximal beim 136-PS-Handschalter
mit 119 Gramm/km. Schade: Dieser Motor liegt in Verbindung mit einer
6-Gang-Automatik bereits bei 137 Gramm/km und somit ebenfalls zu
hoch. Fahrdynamisch ist dem neuen Insignia Sports Tourer indes nichts
vorzuwerfen, im Gegenteil. Der Kompromiss zwischen Komfort und
Agilität ist gelungen. Die Automatik schaltet schnell und ruckfrei,
die Lenkung ist ausreichend direkt, Opel hat beim neuen Flaggschiff
seine Hausaufgaben also ohne Zweifel gemacht. Preislich geht"s bei
30.790 Euro für den 1,5-Liter-Benziner mit 140 PS los, der Diesel
startet bei 33.920 Euro.
Flottencheck
Wir haben den Opel Insignia mit Dieselmotor einigen seiner schärfsten
Konkurrenten gegenübergestellt und einen Blick auf die laufenden
Kosten sowie den prognostizierten Wertverlust geworfen, Details dazu
auf der rechten Seite.
Die FLOTTEN-Check-Bilanz
Was die Wartungs- und Verschleißkosten betrifft, so lagen leider noch
keine Daten für den Opel Insignia Sports Tourer vor, wir haben in
diesem Kapitel dennoch die drei anderen Fahrzeuge verglichen. Die
Probanden liefern sich dabei ein echtes Kopf-an-Kopf-Rennen, ein
eindeutiger Sieger ist hier nicht festzustellen. Etwas anderssieht
es dann beim Wertverlust beziehungsweise den Restwerten aus. In
absoluten Zahlen bewegt sich der Wertverlust zwar auf ähnlichem
Niveau, beim Restwert in Prozenten setzt sich der Skoda Superb Combi
dann aber nicht nur vom Opel Insignia Sports Tourer und dem Ford
Mondeo Traveller, sondern auch-und das ist zumindest eine kleine
Überraschung - vom Konzernbruder VW Passat Variant ab. Ähnlich das
Bild bei den Vorgängermodellen, auch hier zeigen sich VW Passat und
Skoda Superb stark beim Restwert, allerdings liegt den Berechnungen
von DAT zufolge der Passat hier vor seinem tschechischen
Konzernbruder. Bei den Listenpreisen führt der Passat das Feld an,
günstigstes Modell ist der Mondeo. Die Ausstattung der
Business-Kombis fällt übrigens erfreulich gut aus.