FLOTTE&Wirtschaft hat auf dem Genfer Autosalon mit den
Top-Executives gesprochen. Die angepeilte Marktführerschaft von
Mercedes in Österreich war ebenso Thema wie die Elektrifizierung bei
Volkswagen und die digitale Kundenstrategie von Hyundai.
"Wie der Wechsel vom Käfer zum Golf"
"Jedes fünfte neue Auto aus dem VW-Konzern soll ab 2025 als
Elektro-Fahrzeug auf den Markt kommen", sagt Christian Senger, Leiter
der Produktlinie Elektroautos bei der Volkswagen AG. Senger meint,
dass der Marktstart des kompakten E-Autos I.D. in rund zwei Jahren
für den VW-Konzern einen ähnlichen Stellenwert haben wird, wie es
seinerzeit der Wechsel vom Käfer zum Golf war. "Als nächstes folgt
der I.D. Crozz, also das SUV - und dann sehen wir weiter." Ziel sei
es, maximale Synergien zwischen den Konzernmarken zu schaffen. "Wir
wollen die Autos angleichen, wo es der Kunde nicht sieht. Doch wo es
der Kunde sieht, erfolgt eine deutliche Differenzierung, etwa im
Cockpit." Senger glaubt, dass ein Autohersteller zwischen 2020 und
2025 mit sehr guten Verbrennungsmotoren, Hybrid-und Plug-in-Versionen
noch die CO2-Vorgaben der EU schaffen wird. Die Reichweite der
E-Autos werde zwischen 400 und 600 Kilometern liegen, es werden also
- wie bei Tesla -unterschiedlich große Batterien mit
unterschiedlichen Reichweiten angeboten. Die neuen E-Autos sollen
auch nicht wesentlich mehr kosten als derzeit ein Diesel. (MUE)
"Marktführer auch in Österreich"
Dieter Zetsche, Vorstandsvorsitzender der Daimler AG, hält es "mit
Sicherheit für möglich", dass Mercedes in Österreich die Nummer 1
unter den Premiumherstellern wird: Im Vorjahr lag Mercedes knapp
hinter BMW, aber deutlich vor dem Langzeitführenden Audi. "Heuer
findet die Ablösung unserer Kompakt- Fahrzeuge statt, was eine große
Chance für Wachstum darstellt. Wir arbeiten sehr auf dieses Ziel
hin", so Zetsche. Angst vor einem Handelskrieg mit den USA durch die
von Präsident Donald Trump verhängten Zölle hat Zetsche vorerst
nicht: "Wir sind aber natürlich der Meinung, dass der freie Handel
das Beste für alle Beteiligten ist. Aber wirhatten auch schon einmal
die Situation, dass wir keine SUV nach China exportieren durften,
weil es im Gegenzug den Streit um Hühnerbeine gab. Auch das haben wir
gelöst." Mit der Produktion der G-Klasse bei Magna-Steyr in Graz ist
Zetsche sehr zufrieden: "Wir glauben, dass wir mit dem neuen Modellauch die Produktion steigern können." Ob weitere Modelle nach Graz
verlagert werden, wollte Zetsche nicht sagen: "Möglichkeiten gibt es
immer, aber keine spezifischen Pläne."(MUE)
Durch engeren Kontakt zum zufriedeneren Kunden
Der Hersteller Hyundai hat mit deutlichüber einer halben Million
Verkäufen in Europa 2017 Rekorde gefeiert und erfüllt Monat für Monat
seine ambitionierten Businesspläne. Zwar ist auch Hyundai, wenn der
Dieselanteil pro Monat zweistellig zurückgeht, ebenso wie andere
betroffen, räumt Thomas A. Schmid, COO von Hyundai Motor Europein
Offenbach, ein. Nichtsdestotrotz werden nun sukzessive bei allen
Modellen Dieselmotoren neuester Technologie eingeführt, die die
Euro-6d-Norm erfüllen. Aufgrund des sehr hohen Privatkundenanteils
habe Hyundai aber im Vergleich zu anderen Herstellern in Europa einen
der geringsten Dieselanteile.Bei den Elektromodellen -beim Ioniq wie
auch beim Kona, der Mitte des Jahres auf den Markt kommt, - geht
Schmid von sehr hoher Nachfrage aus, sodass die gerechte Verteilung
der Autos zum Problem werde. In neun Ländern hat der Hersteller das
Konzept "Workshop Automation" ausgerollt: Der Kunde gibtbeim Service
den Schlüssel ab und erhält ein Leihauto. Was an Reparaturen am Auto
gefunden wurde, spricht der Servicemitarbeiter aufs Mobiltelefon. Das
Konzept ist Teil der digitalen Strategie von Hyundai. Zu der gehören
außer der neugestalteten Website auch "H-Way": Dieses System
begleitet denKaufprozess von der Lead-Generierung bis zur
Verkäufersteuerung, wogegen "My Hyundai" mit der Lancierung der
Telematik, beginnend ab 2019, interessant werde, sagt Schmid: "Mit
fünf Elementen schaffen wir, viel intensiver mit unseren Kunden in
Kontakt zu bleiben und sämtliche Touchpoints auf der Customer Journey
zu begleiten!" Mit dem HGSI-System werde auch die Abfragemethodik zur
Evaluierung der Kundenzufriedenheit geändert. Durch die engere
Kundenbeziehung den Kunden rascher zufrieden stellen zu können, sei
das Ziel: "Der zufriedene Kunde ist der beste, aber es gibt Momente,
in denen manunzufrieden ist, weil etwas passiert". Gelegenheit zum
Feedback habe der Kunde künftig via Mobiltelefon, damit Hyundai
möglichst rasch auf Probleme reagieren könne. Beim Nutzfahrzeug soll
den Modellen H1/Starex und H350 in Zukunft eine elektrifizierte Range
zur Seite gestellt werden. Das in Genf2018 ausgestellte Konzept "Le
Fil Rouge" könnte ein Ausblick auf die künftige Linie der Hyundai-
Premiummarke Genesis gewesen sein. (ENG)