Renault zählt mit Zoe, Kangoo Z.E., dem Spaßauto Twizy sowie dem in
Kürze startenden, großen Nutzfahrzeug Master Z.E. zu den Vorreitern
der Elektromobilität. Wir haben Oliver Schieritz, Country Operations
Manager Renault Österreich, zum Gespräch gebeten.
Herr Schieritz, nicht zuletzt aufgrund seines
Preis-Leistungs-Verhältnisses zählt der Renault Zoe zu den
beliebtesten E-Fahrzeugen in Österreich. Was macht den typischen
privaten Zoe-Käufer aus?
Zunächst gibt es einen Zoe-Club mit mittlerweile über 300
Mitgliedern. Was die privaten Zoe-Fahrer eint, sind drei Dinge: die
Liebe zum Fahrzeug, eine extreme Affinität zu modernen Technologien
und einen großen Kommunikationswillen. Viele der Zoe-Kunden sind vom
Produkt so überzeugt, dass sie es aktiv im Verwandten-und
Bekanntenkreis anpreisen.
E-Mobilitäts-Skeptiker wählen als Kontra- Argument oft die Entsorgung
der Batterie am Lebensende. Was passiert wirklich mit den Akkus aus
diesen Fahrzeugen?
Während es bei anderen Marken aktuell noch rein ums Verkaufen von
E-Autos geht, ist Renault seit neun Jahren im Thema. Wir haben daher
auch schon zahlreiche Projekte zum Thema Recycling initiiert und auch
weitere am Laufen. Als Beispiel gibt es etwa in Großbritannien ein
Start-up "2nd life for EV",bei dem innerstädtisch genutzte
Dieselfahrzeuge auf Batterien umgerüstet werden. Zudem können Akkus
aus E-Autos auch für stationäre Stromspeicherlösungen genutzt werden,
es gibt ebenfalls die Möglichkeit, diese bei Schnellladestationen als
Pufferspeicher einzusetzen. Der Akku eines E-Autos lässt sich künftig
nicht nur zum Fahren verwenden, er dient auch als Stromspeicher und
kann sogar Strom ins Netz zurückspeisen, um Spitzen auszugleichen.
Ab welchem Status gilt denn eine solche Batterie als defekt?
Wenn die Kapazität unter 75 Prozent fällt und das innerhalb des
Garantiezeitraums, dann wird sie getauscht beziehungsweise wieder
aufgefrischt. Es gibt in Österreich einen auf solche Arbeiten
spezialisierten Händler, Renault Sonnleitner in Oberösterreich, der
Batterien reparieren kann. Nach dieser "Auffrischung" verfügt der
Akku über nahezu die gleiche Kapazität einer neuen Batterie.
Wie ist generell Ihre Erwartung an das Marktpotenzial der E-Autos?
Der Boost kam durch staatliche Förderungen. Nachhaltiges Wachstum
kann kein Strohfeuer sein, das muss sich entwickeln. Es ist schwer zu
sagen, wie viele Einheiten das sein könnten. Wir peilen einen
stabilen Wachstumskurs an, eine deutliche Steigerung wäre möglich,
ohne dass ich mich auf Zahlen festlegen möchte. Fakt ist, dassRenault absolut an die E-Mobilität glaubt, das unterstreicht nicht
zuletzt das Investment von einer Milliarde Euro in vier auf E-Autos
spezialisierte Werke.
Ist die Förderung notwendig oder nicht und wenn ja, ist sie
ausreichend?
Die Förderung ist - im positiven Sinne - der Tropfen, der das Fass
zum Überlaufen bringt und den Kunden bestärkt, ein solches Fahrzeug
zu kaufen. Wir haben gesehen, dass die Verkäufe sprunghaft
angestiegen sind bei Einführung der Förderung. In der Aufbauphase
sind Subventionen sicher notwendig, auch um ein politisches Statement
zu setzen. Wir wollen oder müssen Klimaziele erreichen und dafür ist
das Elektrofahrzeug ein essenzieller Faktor. Die Förderung wir ja
zwischen Hersteller und Regierung zu gleichen Teilen aufgeteilt.
Wie wichtig ist dieöffentliche Ladeinfrastruktur?
80 bis 85 Prozent unserer Kunden laden zu Hause oder in der Firma.
Die Infrastruktur ist vermutlich für die letzten Zweifler noch ein
wichtiges Argument. Unterwegs Laden wird an Bedeutung verlieren, je
größer die Reichweite der Autos steigt. Nicht jedes Dorf braucht eine
Ladeinfrastruktur, aber für Zentren wie natürlich auch Wien ist es
sicherlich notwendig, in die Infrastruktur zu investieren. n