Dr. Werner Gruber ist Experimentalphysiker an der Universität Wien
und Direktor der Wiener Sternwarten und des Planetariums. Durch
Bücher und Bühnenauftritte ist er als "Physiklehrer der Nation"
bekannt.
Man steigt ins Fahrzeug, sagt wo man hin will und das Auto bringt uns
ganz automatisch ans gewünschte Ziel, ohne das Lenkrad zu berühren.
Nein, wir reden jetzt nicht von einer Taxifahrt, obwohl ich da auch
einiges zu erzählen hätte. Es gibt Autos, die selbstständig fahren
können. Schauen wir uns an, wie das Ganze begann.
Im Jahr 1989 konstruierten Studenten unter der Leitung von Dean
Pomerleau an der Carnegie Mellon ein Auto, das nur mit einer extrem
primitiven Kamera und einem Entfernungsmesser ausgestattet war. Die
Kamera konnte nur ein Bild in der Auflösung von 30 mal 32 Pixel
wahrnehmen. Wir sprechen hier nicht von Megapixel, sondern von gerade
Mal 960 Pixel und natürlich konnte der verarbeitende Computer keine
Graustufen erkennen, sondern nur Schwarz-Weiß "sehen".
Aller Anfang war schwer
Dafür konnte der Entfernungsmesser sogar acht unterschiedliche
Entfernungen bestimmen und dies auf einem Bereich von 32 Pixel. Die
Straße als auch die Objekte wurden darauf gut dargestellt. Das
Revolutionäre war aber, dass im Jahr 1989 -wo die Computerleistung
noch nicht so überwältigend war -dasProgramm auf einem stinknormalen
PC funktionierte und in Realzeit dem Fahrzeug Steuerbefehle geben
konnte. Zugegeben, das Fahrzeug ALVINN (Autonomous Land Vehicle In a
Neural Network) konnte nicht mit hohen Geschwindigkeiten fahren, aber
es funktionierte.
Gemessen wird mit Ultraschall oder Laser
Zu erzählen, was sich bis heute verändert hat, würde den Rahmen
dieser Kolumne bei Weitem sprengen. Vielleicht sollte aber ein
wichtiger Zwischenschritt erwähnt werden: die automatische
Einparkhilfe. Man fährt mit dem Auto zu einer Parklücke, aktiviert
das System, fährt an der Parklücke vorbei, das Auto bremst ganz
automatisch, fährt rückwärts und lenkt im richtigen Winkel ein und
nach ein paar Sekunden ist das Auto in der Lücke perfekt geparkt.
Hier ist nicht viel künstliche Intelligenz notwendig. Es braucht nur
einen kleinen Ultraschall-oder Laser-Abstandsmesser, der bestimmt,
wie groß die Parklücke ist. Sobald man diesen Wert kennt, braucht man
nur das Fahrzeug steuern. Der Computer muss das Lenkrad drehen
-klingt einfach, ist es aber nicht. Denn das Lenkrad lässt sich auf
einem schmierigen Boden leichter drehen, als auf einem festen
Steinboden. Deshalb muss der Computer immer nachmessen, um wie viel
sich das Fahrzeug bewegt hat. Mit dem Gaspedal ist es noch ein
bisschen schwieriger. Einmal mit zu viel Gas und der Schaden ist
enorm. Aber durch diese relativ billigen und vor allem gewünschten
Systeme konnte die Automobilindustrie lernen, die Basisprobleme zu
lösen.
Auto erkennt Umgebung
Jetzt werden Fahrzeuge mit Kameras ausgestattet, um die
Verkehrsschilder am Rand der Straße zu erkennen. Gleichzeitig
bestimmen Laserabstandsmesser den Abstand nach vorn und natürlich
auch nach hinten. Ebenfalls wird erkannt, ob sich Hindernisse neben
dem Auto befinden und ob sich diese Hindernisse schneller als das
eigene Fahrzeug bewegen -sprich, man überholt wird. Dies alles kann"ganz leicht" erkannt werden und damit können Autos auch selber
fahren und das sogar auf der Autobahn. Allerdings muss man sagen,
dass gerade die Autobahn einfacher für den Computer ist, als ein
Ortsgebiet, denn dort gehen selten Menschen spazieren. Dafür findet
alles bei höheren Geschwindigkeiten statt. Der Vorteil besteht darin,
dass der Computer sein Fahrverhalten nicht überschätzt, die
Unfallgefahr wird massiv gebannt. Leider gibt es Situationen, welche
ein Computer nicht beherrschen kann, alles in allem fährt ein
Computer dennoch sicherer als ein Mensch. Das Problem ist nur die
Versicherung, wenn dann doch mal was passiert ...