Geht es um die Sicherheit von Elektro-und Hybridautos, machen derzeit
viele Gerüchte die Runde. FLOTTE&Wirtschaft hat bei namhaften
Experten nachgefragt, wie sicher diese Fahrzeuge wirklich sind und
was es im Falle eines Unfalls zu beachten gilt.
Elektroautos kommen nicht aus den Schlagzeilen, wenngleich aus
unterschiedlichen Gründen. Während die Einen über die Sinnhaftigkeit
diskutieren, sehen andere die Sicherheit gefährdet. Negative
Schlagzeilen gab es zwar nicht viele, die wenigen wurden aber teils
medial so aufgebauscht, dass sie weltweit die Runde machten. Greifen
wir zwei Fälle heraus, bei denen die Wogen besonders hoch gingen. Da
wäre zunächst jener Chevrolet Volt -das mit dem Opel Ampera
baugleiche Elektroauto mit Range-Extender -der nach einem Crashtest
in Flammen aufging. Zum einen geriet das Fahrzeug nicht beim
Crashtest selbst sondern erst drei Wochen später in Brand, zum
anderen wurden Herstellervorgaben nicht eingehalten. Was war
passiert? Der Chevrolet Volt wurde nach dem Pfahlaufpralltest auf
einem Freigelände abgestellt und der Witterung ausgesetzt. Nach drei
Wochen kam es zu einer chemischen Reaktion und in Folge zu diesem
Brand, der aber nicht unmittelbar mit dem Crash sondern vielmehr der
unsachgemäßen Lagerung des Wracks zu tun hatte.
Keine erhöhte Brandgefahr
Der zweite Fall führt uns nach Shenzen/China. Die Gerüchte machten
die Runde, dass dort ein batteriebetriebenes Taxi nach einem Unfall
regelrecht explodiert sei und drei Insassen getötet wurden. Fakt ist
allerdings, dass der BYD e6 von einem sehr schnell fahrenden
Sportwagen im Heckbereich getroffen und gegen einen Baum geschleudert
wurde. In Folge geriet das Fahrzeug in Brand, was aber bei einem
konventionell betriebenen Auto vermutlich nicht viel anders gewesen
wäre. Nach Erkenntnissen des Allianz Zentrum für Technik (AZT) ist es
nicht zutreffend, dass Elektroautos häufiger brennen als andere
Fahrzeuge.
Finger weg vom Elektroauto-Tuning
Als besonders gefährlich ist laut Dr. Christoph Lauterwasser, Leiter
des AZT, jegliches Tuning an Elektrofahrzeugen einzustufen: "Hier
werden Sicherheitsmechanismen außer Kraft gesetzt oder umgangen, das
Risiko eines Fehlers steigt dadurch immens, wie etwa der Brand eines
nachträglich mit Zusatzbatterien bestückten Toyota Prius im Juni 2008
in den USA gezeigt hat."
Bei bestimmungsgemäßem Einsatz ist daher in Elektroautos auch kein
größeres Risiko für die Insassen zu erkennen: "Moderne Elektroautos
sind so konstruiert, dass die Hochvoltanlage bei einem schweren
Unfall sofort abgeschaltet wird. Die meisten Unfälle gehen aber
deutlich glimpflicher aus und die gut geschützten Komponenten werden
gar nicht in Mitleidenschaft gezogen." Das Herzstück des
Elektroautos, die Batterie, ist dort untergebracht, wo auch die Tanks
von herkömmlichen Fahrzeugen platziert sind, in der Mitte des
Fahrzeuges. Dort ist die Deformationswahrscheinlichkeit im Falle
eines Unfalls am Geringsten.
Gefahr für Rettungsdienste?
Eine weitere Frage, die sich bei einem Unfall mit einem Elektro-oder
auch Hybrid-Fahrzeug stellt, ist die Rettung eingeschlossener
Personen. Insbesondere die Rettungskräfte werden hier vor neue
Herausforderungen gestellt. Die fahrzeugspezifischen Rettungskarten
sind zwar grundsätzlich nicht neu, gewinnen bei alternativ
betriebenen Fahrzeugen aber besonders an Bedeutung. Diese
Rettungskarten sind in Datenbanken zusammengefasst und können im
Idealfall von der Feuerwehr bereits auf dem Weg zum Einsatzort
abgerufen werden.
Rettungskarte klärt auf
Infos zur Sicherung des Autos sind ebenso nachzulesen wie die
Erkennbarkeit des Betriebszustandes und -ganz wichtig -die
Deaktivierung des Hochvolt-Antriebes. Die dafür geeigneten Punkte
sind auf einem Schnittmodell ersichtlich. Grundsätzlich seien bei
aktuellen Elektrofahrzeugen laut AZT die Hochvoltkomponenten aber
ohnedies nicht in jenen Bereichen, in denen die Feuerwehr im
Regelfall Schneidwerkzeug einsetzt.
Sicherheit in der Werkstatt
Auch derÖAMTC hat sich bereits mit dieser Problematik beschäftigt
und im Zuge eines Seminars die Gefahren für Rettungsdienste aber auch
Werkstätten aufgezeigt. Der ÖAMTC möchte künftig alle Stützpunkte mit
einem speziellen Elektroarbeitsplatz ausrüsten, 70 Prozent der
Techniker sind bereits jetzt auf Elektround Hybridfahrzeuge geschult.