Nicht aus den Schlagzeilen kommen von den Bundesländern verordnete
Tempolimits sowohl im Ortsgebiet als auch auf Autobahnen. Die
Sinnhaftigkeit im Hinblick auf Emissionssenkungen ist allerdings mehr
als fragwürdig.
Für heftige Debatten sorgen die mittlerweile österreichweit zusehends
inflationär verordneten Tempo-30-Zonen -unter anderem auch mit der
Begründung, Tempo 30 würde zur Reduktion der von Fahrzeugen
ausgestoßenen Schadstoffe führen - in Wohngebieten. Wie sich in einer
kürzlich präsentierten -von der TU-Wien durchgeführten -Studie
herausstellte, scheinen sich die Befürworter derartiger Tempolimits
zumindest in puncto Emissionen zu irren: Denn die Untersuchung (siehe
auch Kasten rechts) bestätigt, was viele Autofahrerinnen und
Autofahrer bereits lange vermutet haben: Insgesamt konnten keine
schlüssigen Emissionsvorteile für Tempo 30 gefunden werden. Bei
realistischeren Annahmen mit Schwellen, Fahrbahnversetzungen oder
bewusst gesetzten Engstellen falle, so die Studienautoren, der
Emissions-Nachteil für Tempo 30 noch wesentlich deutlicher aus.
Auch Autobahnen im Visier
Doch auch das hochrangige Straßennetz nehmen Landesregierungen nun
ins Visier: Tirols schwarz-grüne Landesregierung beschloss eine,
vorerst für ein Jahr befristete, Tempo-100-Regelung, die auf Tirols
Autobahnen ab Herbst 2014 gelten soll. Diese gilt dann auf der
Inntalautobahn (A12) zwischen Kufstein und Zirl, zwischen Karrösten
und Zams und auf der Brennerautobahn (A13) zwischen Innsbruck und
Schönberg.
Laut Landeshauptmann Günther Platter habe man sich zu diesem Schritt
vor allem deshalb entschlossen, weil Ärzte den politisch
Verantwortlichen geraten hätten, etwas gegen die
"Gesundheitsgefährdung der Tiroler zu unternehmen". Einmal mehr wurde
die Einführung dieser Maßnahme mit der hohen Schadstoffbelastung
begründet. Im Gegenzug für die 100-km/h-Beschränkung könne Tirol das
sektorale Fahrverbot für Lkws mit bestimmten Gütern wieder einführen.
Dieses würde genau ein Jahr nach dem 100er, im Herbst 2015, inkraft
treten.
Anreize statt Tempolimits
Harsche Kritik am geplanten Tempo-100-Test auf Tirols Autobahnen
kommt von ARBÖ-Sprecher Mag. Kurt Sabatnig: Diese Entscheidung des
Tiroler Landtags habe mit zukunftsweisender Verkehrspolitik nicht
viel zu tun. "Aktuelle Studien zu Tempo 30 statt 50 oder Tempo 80
statt 100 in Salzburg haben gezeigt, dass in Bezug auf Emissionen
keine nennenswerten Reduktionen zu erwarten sind." Das werde beim
100er-Test in Tirol nicht anders sein. Dies sollte man auch ein Mal
zur Kenntnis nehmen und nicht mit starrer Tempobremse den Autofahrern
und Pendlern das Leben schwer machen. Sabatnig schlägt vor, Anreize
und stärkere Förderungen zum Umstieg auf Fahrzeuge mit alternativen
umweltfreundlichen Antriebssystemen (Hybrid, Erdgas, Elektro,
Wasserstoff) und auf Fahrzeuge der Euro-6-Abgasklasse zu schaffen und
damit wesentlich rascher und effizienter zur Verbesserung der
Luftqualität beizutragen.
Auch Tempo 80 bringts nicht
Laut Meinung des AutofahrerklubsÖAMTC würde auch die von der
Salzburger Landesregierung probeweise im Frühjahr verordnete
Tempo-80-Regelung die Falschen treffen. "Benzin-Pkws, die etwa ein
Viertel des Verkehrs auf der A1 bei Salzburg ausmachen, sind von
Tempo 80 betroffen, obwohl sie praktisch keine Stickoxide ausstoßen.
Zudemzeigen die Messwerte, dass zwei Drittel der schädlichen NO x
-Emissionen durch den Güterverkehr verursacht werden", erläutert
Bernhard Wiesinger, Chef der ÖAMTC Interessenvertretung. "Drei
Viertel davon sind Schwerverkehr -dieser war bereits vor der
Probephase auf 80 km/h reglementiert", sagt Wiesinger. Zwischen 6 und
7 Prozent betrug die Reduktion der Schadstoffe gegenüber der dort
geltenden Tempo-100-Regelung. Dennoch will die Salzburger
Umweltlandesrätin an Tempo 80 festhalten, die von einem "großen
Erfolg" spricht. Bereits im November könnte dann (nach der Errichtung
einer Verkehrsbeeinflussungsanlage durch die ASFINAG) zumindest ein
flexibles Tempo-80 gelten.