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Helden auf Rädern: Emme Lotus 422T

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Hersteller

Ein Konglomerat aus Brasilien wollte die europäische Elite angreifen und bediente sich dafür fremder Konzepte und heißer Konkursware. Doch nicht nur deswegen hatte der Emme Lotus 422T nie eine echte Chance.

 

Die späten 1990er-Jahre waren die Zeit des fröhlichen Wettrüstens. Vor allem die deutschen Hersteller übertrumpften sich seinerzeit in regelmäßigen Abständen mit immer noch höheren PS-Zahlen, wobei sich hier immer stärker die Gattung der Power-Limousinen breit machte. Und da mit M5, RS6 und Co auch gut Geld zu verdienen war, wollten ein paar smarte Geschäftsleute aus Brasilien in diesem Spiel gerne mitmischen. Ohne besonders viel Erfahrung auf dem Gebiet des Autobaus, aber dafür mit umso mehr Enthusiasmus machte man sich frohen Mutes und auf großem Fuße ans Werk, was sich schon am Namen der Firma manifestieren sollte: Megastar. Und als erstes Modell, das aus den neuen Fertigungshallen in Pindamonhangaba in der Nähe von Sao Paulo vom Band laufen sollte, erkor man ein Modell, das sich stark am europäischen Mainstream der Leistungsgesellschaft anlehnen sollte: den Emme Lotus 422T.

Jetzt ist es natürlich nicht leicht, als Newcomer in einen Markt einzusteigen, der nicht nur gut sondern auch von Playern besetzt ist, die jede Menge Erfahrung und einen passenden Ruf genießen. Viel Geld bezahlt man schließlich gerne für glänzende Logos und schnelle Schriftzüge. Da muss man sich natürlich ein wenig anlehnen. Ob es nun Absicht war oder nicht – die Ähnlichkeit mit dem Konzeptfahrzeug ECC von Volvo war mehr als auffällig, was den Schweden ziemlich sauer aufstieß. Viel wichtiger als anscheinende Plagiate, zumindest für Megastar, war aber vielmehr, wie die Karosse konstruiert war. Stahl kam nämlich nicht zum Einsatz, dafür ein Verbundstoff namens Vextrim, der leichter und härter sein soll und natürlich voll recyclebar. Sogar als schussfest wurde der Wunderstoff tituliert, was in Brasilien durchaus als Verkaufsargument eingestuft werden konnte.

Und außerdem passe die Idee des konsequenten Leichtbaus gut ins Konzept, denn man plane, ein Fahrzeug ganz im guten alten Sinne von Lotus bauen zu wollen. Und nicht nur das: Auch kamen die klassischen Vierzylinder-Turbos aus dem Esprit zum Einsatz, die in dieser Konfiguration 264 PS leisteten, aber streng genommen nicht wirklich von den Briten stammten. Zu Zeiten der Entwicklung des 422T war Lotus nämlich wieder einmal pleite und hatte die Produktion des 2,2-Liter-Motors schon beendet. Die noch anwesenden Motoren dürften daher wohl als Konkursmasse ihren Weg nach Brasilien gefunden haben. Entsprechend überrascht war man bei Lotus dann natürlich, als man wieder aktiv war und auf einmal der eigene Firmenname bei einer Limousine aus Südamerika auftauchte.

Mit zwei kleinen Skandalen schon auf den Fersen bestritt man 1997 schließlich den nationalen Markt und konnte mit dem fertigen Ergebnis nicht wirklich viel Freunde gewinnen. Nicht nur war die Performance aufgrund knapp 1.600 Kilo Leergewichts bei der anwesenden Leistung alles andere als in der Nähe der germanischen Konkurrenz. Zudem galt die Verarbeitung als ziemlich fragwürdig, was sich ausgerechnet auf der Sao Paulo Motor Show zeigen sollte, auf der der Emme seine Premiere feierte: In der gleichen Halle stand nämlich der Volvo S80, der ebenfalls am ECC Anleihen nahm und im Vergleich umso mehr verdeutlichte, wie teure Limousinen eigentlich gefertigt werden sollten. Den finalen Sargnagel besorgte aber die Hochfinanz. Nachdem die heimische Währung immer mehr an Wert verlor, waren die aus Europa importierten Teile wie Getriebe oder Hinterachse unfassbar teuer geworden, sodass 1999 nach 15 produzierten Fahrzeugen, von denen es wohl nie mehr als vier auf die Straße geschafft haben, auch schon wieder vorbei.

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