Es ist keine Fiktion, sondern Realität: Die Dresdner Sunfire GmbH
produziert aus CO2, Wasser und Ökostrom klimaneutrale Treibstoffe,
die auch in Autos eingesetzt werden können und eine interessante
Alternative zu konventionell hergestellten Bio-Kraftstoffen
darstellen.
Der Satz "Nahrung gehört auf den Teller, nicht in den Tank" bringt es
auf den Punkt: Der sogenannte Bio-Treibstoff oder Agrarsprit, der aus
Mais, Raps oder Zuckerrohr gewonnen wird, steht immer wieder in der
Kritik, da der Anbau und die Verwertung zu Treibstoff in Konkurrenz
zur Nahrungsmittelproduktion beziehungsweise-verteilung steht. Dabei
sind Biotreibstoffe nicht die einzige Möglichkeit, ein Fahrzeug
möglichst klimaneutral zu betanken beziehungsweise zu bewegen.
Diesel aus CO2, Wasser undÖkostrom
Eine attraktive Alternative zum Agrarsprit ist das Power-to-Gas-
Verfahren. Dabei werden mithilfe der Elektrolyse Wasserstoff oder
Me-than gewonnen. Die Dresdner Sunfire GmbH geht allerdings noch den
entscheidenden Schritt weiter und produziert aus CO2 Wasser undÖkostrom klimaneutrale Rohstoffe für den Verkehrsbereich. Wie
funktioniert das genau? Mittels reversibler Hochtemperatur-
Elektrolyse wird aus Wasser und Kohlenstoffdioxid ein Gemisch aus
unterschiedlichen Kohlewasserstoffketten hergestellt. Das
kristallklare, flüssige Rohprodukt wird dabei im nächsten Schritt
raffiniert und zu Diesel, Benzin oder Kerosin weiterverarbeitet.
Dabei überzeugt der hochreine, schwefelfreie Kraftstoff mit
umweltfreundlichen Eigenschaften. So verbrennt der synthetische
Diesel laut Christian Olshausen, CTO von Sunfire, "völlig rußlos, da
er keine Aromaten enthält und über ganz gerade Kohlenstoffketten
verfügt". Dies führe laut Olshausen zu "einer sehr hohen Cetanzahl,
der Oktanzahl des Diesels", was wiederum eine sehr saubere und
bessere Verbrennung begünstigt.
Technik serienreif
Die Funktionstüchtigkeit der Anlage hat Sunfire am 23. März 2015
öffentlichkeitswirksam unter Beweis gestellt: Die ersten fünf Liter
synthetischen Diesel, die von der Power-to-Liquids-Anlage produziert
wurden, fanden eine -zumindest in Deutschland -prominente Abnehmerin:
Bundesforschungsministerin Johanna Wanka tankte den
umweltfreundlichen Sprit in ihren Dienstwagen, einen Audi A8. Wanka
sieht in der Technologie großes Potenzial: "Wenn es uns gelingt, CO2
breitflächig als Rohstoff einzusetzen, leisten wir einen großen
Beitrag zu Klimaschutz, Energiewende und Ressourceneffizienz und
ebnen den Weg zueiner Green Economy."
159 Liter pro Tag
Ob die Anlage, die einen einstelligen Millionenbetrag gekostet hat
und derzeit für die Produktion von einem Fass Flüssigkraftstoff -
genau 159 Liter - pro Tag ausgelegt ist, ausgebaut wird, ist indes
noch offen. Olshausen unterstreicht jedoch den weiten Forschungsstand
und verspricht: "Kommt der erste Kundenauftrag, sind wir ab 2016
bereit für eine Kommerzialisierung der Technologie."