EinÖlbrenner in einem italienischen Sportwagen? Was nach
Frankensteins Monster klingt, ist in Wahrheit das beste Reiseauto,
das derzeit in Italien gebaut wird.
Meinungenändern sich. Und das ist gut. So stellte Sergio Marchionne,
Kopf des Fiat-Chrysler-Imperiums, zu dem auch Maserati gehört, in
Aussicht, dass sich die Italiener doch nicht von der E-Mobilität
beziehungsweise dem Hybridantrieb abwenden werden, sondern sich
verstärkt "auf das Experiment" einlassenwürden. Die Überraschung
dabei: Die Fiat-Tochter Maserati spielt dabei eine Hauptrolle.
Kommt der E-Antrieb?
So verriet der Konzernchef, dass es ab 2019/20 ein kleines Maserati-
Stadtauto mit E-Antrieb sowie eine Elektro-Version des Alfieri geben
könnte, den die Italiener bereits 2014 als Studie auf dem Genfer
Autosalon präsentiert haben. Diese Aussicht mag für viele Fans der
Marke eine ähnliche Watschen sein, wie es die Einführung des ersten
Dieselmotors im Ghibli 2013 darstellte. Kaum ein Kritiker hat den
mächtigen V6-Selbstzünder jedoch jemals ausprobiert, disqualifiziert
seine Aussagen also bis heute durch Unwissenheit.
Selbstzünder mit Charme
Die Wahrheit ist jedoch: Ein angenehmeres Reiseauto haben die
Italiener derzeit nicht im Angebot. Wieso? Weil der 275 PS starke
Diesel im Leerlauf verführerischer brabbelt als manches
Benziner-Pendant und weil er mit 600 Newtonmeter Drehmoment flott
anschiebt (6,3 Sekunden auf Tempo 100). Mit einer Außenlänge von 4,97
Metern und einem riesigen Wendekreis (12,40 Meter) ist er zwar alles
andere als ein City-Flitzer, auf der anderen Seite macht ihn der
lange Radstand, die hervorragende Innenraumdämmung, das
lederbeschlagene Cockpit und die feinen Sportsitze zum idealen Gran
Turismo. Kurzum: Der Ghibli mit Diesel ist ein luxuriöser
Kilometerfresser, in dem sich Tempo 180 anfühlt wie 90 km/h in einem
VW Golf. Das Verführerische an dem Autoist die Tatsache, dass man
schnell unterwegs ist, aber nicht das Gefühl hat, zu rasen. Wie zur
Bestätigung dieses Eindrucks pendelt sich der Verbrauch am Ende
unserer 500-Kilometer-Tour bei 8,1 Litern ein, was ein Wahnsinn ist.
Im positiven Sinn, versteht sich. Und weil die Italiener dem Diesel
sportliche Schärfe einhauchen konnten, werden sie das mit dem
E-Antrieb auch schaffen ...