Philip Pascal Kalomiris, Geschäftsführer von Kalomiris Consulting,
berät und begleitet zahlreiche Unternehmen beim Einstieg in die
Elektromobilität und bei der Modernisierung ihrer Mobilitätssysteme.
Zudem steht er regelmäßig bei Informationsveranstaltungen und
Kongressen als Diskutant und Vortragender auf der Bühne.
Kritische Berichte zum Thema Elektromobilität enthalten nicht selten
diese oder ähnliche Aussagen. Nach dem anfänglichen Hype um die
Elektromobilität und der Annahme, diese würde einen Großteil der
Verkehrs-und Umweltprobleme in kürzester Zeit lösen, folgte
Ernüchterung und Enttäuschung. Doch ist die Elektromobilität in
Österreich wirklich gescheitert? Möchte man sich dieser Frage auf
einer möglichst unvoreingenommenen Ebene nähern, empfiehlt sich eine
Prüfung der bisherigen Entwicklung anhand des Hype Cycles der
ehemaligen Gartner-Beraterin Jackie Fenn.
Der Beginn des Hypes
Der Hype Cycle beschreibt den Werdegang einer Technologie auf dem
Markt und unterteilt diesen in fünf verschiedene Phasen. Die erste
Phase wird als technologischer Auslöser bezeichnet. Die Technologie
wird am Markt bekannt und erregt sehr rasch eine stark zunehmende
Aufmerksamkeit. Zu Beginn auf Fachkreise beschränkt, mündet diese in
kurzer Zeit aber in einer beachtlichen medialen Präsenz und einem
breiten Interesse. Infolgedessen steigt die Aufmerksamkeitskurve
explosionsartig an, es kommt zum Hype. Zeitgleich werden der
Technologie (im Nachhinein betrachtet häufig haltlose)
Entwicklungsprognosen zugeschrieben. Diese gipfeln in der durch
überzogene Erwartungen gekennzeichneten zweiten Phase.
Jetzt geht"s bergab ...
Nach dem Erreichen des Aufmerksamkeitsgipfels passiert das
Unvermeidbare: Das Verfehlen der Entwicklungsprognosen und die
Erkenntnis der nicht erfüllbaren Erwartungen führen in der dritten
Phase in ein so genanntes "Tal der Enttäuschung". Das rasche Sinken
der Aufmerksamkeit und der medialen Präsenz führt dabei häufig zu
einer Interpretation des Scheiterns der Technologie. Das Schöne an
diesem Punkt ist, dass es von dort an nur bergaufgehen kann. Die
Technologie beginnt, eine nachhaltig positive Entwicklung
einzunehmen. Das Verstehen der Vorteile und Grenzen der Technologie
gilt für Fenn als vierte Phase, die am so genannten "Pfad der
Erleuchtung" von realistischen Entwicklungsprognosen begleitet wird.
Anerkannte Vorteile
In der fünften Phase erreicht die Technologie schließlich das
"Plateau der Produktivität". Die Vorteile der Technologie sind
allgemein anerkannt und akzeptiert. Die Technologie ist etabliert,
wirtschaftlich relevant und entwickelt sich in evolutionären
Schritten weiter.
Die Entwicklung der Elektromobilität in Österreich spiegelt sich in
diesem technologischen Werdegang wider. Rund um das Jahr 2007 erregte
die Elektromobilität erstmals im 21. Jahrhundert eine breite und sich
rasch ausbreitende allgemeine Aufmerksamkeit. Den Phasen des Hype
Cycles folgend, resultierten die hohe mediale Präsenz und zahlreiche
öffentlichkeitswirksame Förder-und Elektromobilitätsinitiativen in
einem Hype. Damit einhergehend wurden inner-und außerhalb Österreichs
Entwicklungspfade prognostiziert, die zu überzogenen Erwartungen, zu
einer raschen Minderung der (positiv konnotierten) medialen Präsenz
und demzufolge teilweise zu einem Empfinden des Scheiterns der
Technologie führten.
Von wegen gescheitert!
Heute hat die Elektromobilität in Österreich das "Tal der
Enttäuschung" überwunden und eine schrittweise, aber nachhaltig
positive Entwicklung in Richtung "Plateau der Produktivität"
eingenommen. Der Bestand an vollelektrisch betriebenen Fahrzeugen hat
sich im Pkw-Segment zwischen Ende 2014 und Ende 2016 um stattliche
168Prozent erhöht.
Zahlreiche fördernde Rahmenbedingungen wie beispielsweise ein immer
tiefer und breiter werdendes Fahrzeugangebot, finanzielle Anreize in
Form von Förderungen und Steuervergünstigungen, die zunehmende
Senkung der Batteriepreise und zeitgleiche Erhöhung der Energiedichte
werden dazu führen, dass der derzeitnoch geringe Anteil an
vollelektrischen Fahrzeugen (0,19 Prozent im Pkw-Segment) in den
kommenden Jahren stark zunehmen wird.
Das Bild des vermeintlichen Scheiterns wurde von einem Bild einer
ernstzunehmenden und zukunftsträchtigen Technologie abgelöst, die
unsere Zukunft, gemeinsam mit anderen Technologien, prägen wird.