CO2-Ausstoß, Total Cost of Ownership, Fahrzeugklasse, Rechte und
Pflichten sowie vorgeschriebene Mindestausstattung: Eine Car Policy
legt fest, welche Mitarbeiter welche Dienstautos bekommen. Das sorgt
für klare Verhältnisse unter den Mitarbeitern und garantiert dem
Unternehmen planbare Fuhrparkkosten.
Nennen wir ihn Herbert, den Chef eines typischen mittelständischen
Unternehmens in Österreich. Über viele Jahre sah Herbert die
Anschaffung von Firmenautos ziemlich entspannt, ließ die Mitarbeiter
aus Motivationsgründen vielfach selbst entscheiden, welches
Firmenauto sie fahren wollten. Der sympathische Kollege aus dem
Außendienst wünschte sich ausKomfortgründen den stärksten Motor -und
bekam ihn. Der Vorarbeiter -häufig zur Kontrolle auf Baustellen -fand
bei einem befreundeten Händler ein günstiges Coupé -und bekam es.
Doch wie sich dann im Alltagsbetrieb herausstellte, wurde für den
Kombi mit Top-Motor eine hohe monatliche Versicherungssumme fällig
und er würde sich wohl nur schwer wiedervermarkten lassen. Das Coupé
hingegen stand häufiger bei der Reparatur als auf dem Firmenparkplatz
und verbrauchte darüber hinaus mehr Treibstoff als alle anderen
Firmenwagen im Fuhrpark. Die beiden Fahrzeuge machten zwar die
Mitarbeiterhappy, kostenseitig wurden die beiden Pkw jedoch zum
Albtraum. Dazu kam der Unmut der weniger lauten Kollegen, die sich
mit einem langweiligen Kompaktklässler begnügen mussten.
Neid, Missgunst und hohe Kosten
Als Herbert bemerkte, dass der Firmenfuhrpark bereits auf zwölf
Fahrzeuge angewachsen war, musste etwas passieren. Keiner hatte mehr
den Überblick, die Kosten explodierten und waren ob der
Quer-durch-den-Gemüsegarten-Charakteristik der Firmenflotte nur mehr
langfristig in den Griff zu bekommen. Er entschloss sich, zu handeln
und beauftragte den Chef-Einkäufer mit der Erstellung einer
Fuhrparkrichtlinie. Der Rahmenkatalog für den Fuhrpark regelt
seither, welche Mitarbeiter einen Firmenwagen bekommen - und welchen
sie sich aussuchen können. Missgunst und Neid gehören der
Vergangenheit an und die Kosten konnten wieder auf einen vertretbaren
Rahmen minimiert werden.
Was regelt eine Car Policy?
Obwohl in der Flottenbranche vielfach wie selbstverständlich über Car
Policys, wie die Fuhrparkrichtlinien auf Neudeutsch auch genannt
werden, gesprochen wird, gibt es viele Unternehmen wie das von
Herbert. Gerade in KMU gehören solche Kataloge noch immer zur
Seltenheit, dabei sind sie das wirkungsvollste Werkzeug zur Steuerung
des Fuhrparks. Zum einen wird mit der Car Policy - nonanet - die
Fahrzeugauswahl und -vergabe geregelt. Es wird also definiert,
welcher Personenkreis überhaupt berechtigt ist, einen Firmenwagen zu
fahren. Darüber hinaus wird festgeschrieben, welche
Fahrzeugkategorien und welche Referenzfahrzeuge zur Auswahl stehen.
Dabei ist zu beachten, dass die Car Policy auch bei der
Fahrzeugvergabe die Unternehmenskultur widerspiegelt und gleichzeitig
die Wertschätzung des Unternehmens gegenüber den Mitarbeitern zum
Ausdruck bringt. Gegen einen pragmatischen Individualismus ist bei
der Auswahl nichts einzuwenden. Alles sollte jedoch - wie im eingangs
erwähnten Beispiel -auch nicht erlaubt sein. Nigel Storny,
Geschäftsführer von LeasePlan Österreich, mahnt deshalb vor dem
Aufsetzen der Car Policy Grundsätzliches zu bedenken: "Jedes
Unternehmen muss sich in einem ersten Schritt über die konkreten
Anforderungen an seine Firmenflotte bewusst werden. Dafür sollte man
sich fragen, für welche Fahrten muss auf einen Firmenwagen
zurückgegriffen werden? Bewegt man sich dienstlich eher im urbanen
oder ländlichen Raum? Möchten Mitarbeiter den Firmenwagen auch privat
nutzen? Die Anforderungen an einen Dienstwagen variieren teils stark
von Unternehmen zu Unternehmen."
Rechte und Pflichten definieren
Ob markenfixiert oder völlig markenneutral, der Fuhrpark sollte stets
nach Leistungsklassen, Fahrzeugpreisen und -kosten gestaltet werden.
Ein nicht unwichtiger Aspekt ist darüber hinaus, welche
Ausstattungs-und Sicherheitsmerkmale die Fahrzeuge haben müssen und
dürfen, wobei auch festgelegt werden sollte, welches Zubehör nicht
erlaubt oder vom Mitarbeiter gänzlich selbst zu zahlen ist. Ein
weiterer empfehlenswerter Inhalt ist die Farbwahl - da kann etwa das
Corporate Design eine maßgebliche Rolle spielen. Wenn dies nicht der
Fall ist, dann sollte festgelegt werden, dass Silber, Schwarz, Weiß
etc. als Farbenzu präferieren sind, da diese wiederum den
Wiederverkaufswert nicht negativ beeinflussen. Darüber hinaus muss
festgelegt werden, ob eine private Nutzung des Dienstwagens erlaubt
ist und in welchem Umfang dies möglich ist. Ebenso zentral ist die
Frage der Rechte und Pflichten. In diesem Fall sollte definiert sein,
wer beispielsweise bei Schäden bei privatem Gebrauch haftet und was
passiert, wenn die Schadenshäufigkeit überproportional ansteigt. Auch
wie oft die Mitarbeiter ihren Führerschein beim
Fuhrparkverantwortlichen vorlegen müssen, sollte definiert sein, denn
wenn es im Fall eines Führerscheinverlusts zu einem Unfall kommt,
haftet je nach Delegation der Halterhaftung der Flottenmanager oder
sogar der Geschäftsführer. Übertrieben kompliziert sollte das
Regelwerk jedenfalls nicht sein, wie Terno Schwab, Vorsitzender der
Geschäftsführung von Alphabet Austria, betont: "Eine Car Policy
sollte die wichtigsten juristischen Punkte, Rechte und Pflichten
abdecken - aber man darf auch nicht übers Ziel hinausschießen. Wir
haben in manchen Unternehmen schon Dienstwagenverordnungen mit 70
Seiten und mehr vorgefunden. Als Faustregel gilt: Gibt es nur wenige
Nutzergruppen undeine beschränkte Fahrzeugauswahl, können die
wichtigsten Details auch in der allgemeinen Car Policy stehen, die
individuellen Überlassungsverträge dafür knapp gehalten werden."
Veränderungen im Business
Generell ist zu beachten, dass auch steuerliche oder
gesellschaftliche Veränderungen Auswirkungen auf die Fuhrpark-Policy
haben. Seit der jüngsten Steuerreform beobachten etwa zahlreiche
Fuhrparkspezialisten, dass die Elektromobilität in die
Flottenrichtlinien Einzug hält -auch weil die Mitarbeiter aufgrund
des fehlenden Sachbezugs häufiger mit einem E-Auto liebäugeln und
dies an den Fuhrparkverantwortlichen kommunizieren. Dies sieht auch
Herbert Prazak, Head of Fleet Operations&Remarketing bei der
UniCredit Leasing Fuhrparkmanagement GmbH, so: "Wir beobachten
verschiedene Ansätze auf Kundenseite zum Thema Car Policy. In der
Vergangenheit ging es vor allem um Kaufpreisobergrenzen, aktuell wird
jedoch im Wesentlichen auf CO2-Ausstoß, Total Cost of Ownership und
alternative Antriebe gebenchmarkt. Zusätzlich wird die E-Mobilität
als neue Anforderung verstärkt in die Richtlinien implementiert."
Ähnliches weiß auch Schwab von Alphabet Austria zu berichten: "Die
meisten Car Policys beruhen auf historisch gewachsenen Strukturen.
Unternehmen reagieren jedoch zunehmend auf ökologische und
ökonomische Einflüsse. Vor allem vor dem Hintergrund der aktuellen
politischen Entwicklung spielen verbrauchsarme Motoren und
CO2-Obergrenzen eine immer wichtigere Rolle.
Parallel dazu beobachten wir in den vergangenen Jahren auch eine
zunehmende Nachfrage nach alternativen Antrieben. Durch verstärkte
Reglementierung des Schadstoffausstoßes sind mittlerweile viele
Hybrid-und E-Fahrzeuge auch für Dienstwagenflotten verfügbar und
gefragt."
TCO im Fokus der Richtlinien
Dass die Total Cost of Ownership im Zentrum der Richtlinien stehen,
weiß auch Roland Leitner, Leiter Flottenmanagement bei der Porsche
Bank: "Die Anschaffung von Firmenfahrzeugen orientiert sich heute
verstärkt an den Gesamtkosten und nicht mehr über den reinen
Anschaffungswert wie in der Vergangenheit. Die geeignetste Methode
ist dabei das sogenannte User-Chooser-Modell, wobei die Fahrzeuge in
mehrere Kategorien unterteilt werden. Pro Kategorie wird vom
Unternehmen ein Referenzfahrzeug mit Ausstattung definiert, auf
dessen Basis der Mitarbeiter sein Wunschauto konfigurieren kann."
Durch diesen Ablauf ist Flexibilität garantiert, denn "liegen die
Kosten überden Vorgaben, übernimmt der Mitarbeiter diese Kosten,
liegen sie darunter, kann er Mehrausstattung hinzufügen." Das
Unternehmen kann so genau regeln, welche Modelle und Marken von den
Mitarbeitern gefahren werden und zahlt so nur die vorgegebenen
Referenzkosten. In Kürze wird die Porsche Bank darüber hinaus auch
eine Smartphone-App für Dienstwagenfahrer auf den Markt bringen.
Einsatzanforderungen beachten
Martin Kössler, Geschäftsführer von ALD Automotive, hat bereits
Erfahrung mit den Vorteilen der Digital-Tools und bringt deren Nutzen
auch für KMU auf den Punkt: "Erst wenn sämtliche Kosten wie Wartungs-
und Verschleißreparaturen, Versicherungsaufwand oder Treibstoffkosten
in die Kalkulation miteinfließen, erhält man einen Überblick über die
tatsächlichen Kosten eines Fahrzeugs. Bei größeren Unternehmen ist
diese Betrachtung bereits gang und gäbe. KMU können hierbei jedoch
oftmals noch von den großen Fuhrparks lernen. In diesem Zusammenhang
spielen auch unterstützende Tools wie beispielsweise das Analysetool
"ALD optifleet" oder die Web- und Smartphone- App "My ALD" eine
Rolle, da sie die wirtschaftliche Planung, Steuerung und Kontrolle
des Fuhrparks erleichtern." Hans- Peter Strasser, Geschäftsführer der
Flottenmanagement GmbH, betont vor allem den pragmatischen Umstand,
dassdie Car Policy "den Anforderungen des Unternehmens
beziehungsweise den Einsatzanforderungen der Fahrzeuge entsprechen
sollte". Darüber hinaus seien "Fuhrparkautos immer noch Teil des
Gehalts und der Funktion im Unternehmen", weshalb der wichtige Punkt
der Privatnutzung des Fahrzeugs durch den Mitarbeiter geregelt sein
sollte. Da stellt sich etwa die Frage, ob der Angestellte mit dem
Firmenwagen auch in den Urlaub fahren darf und ob er persönlich oder
die Firma für den dafür nötigen Treibstoff aufkommen muss.
Damit Sie sich bei der Erstellung beziehungsweise derÜberprüfung der
unternehmenseigenen Fuhrparkrichtlinie etwas leichter tun, haben wir
die wichtigsten Inhalte für Sie auf der nächsten Seite in einer
Checkliste zusammengefasst.