Von seiner Forderung, "Steuerbegünstigungen" für die private Nutzung
von Firmenwagen zu reduzieren, rückt der Verkehrsclub Österreich
(VCÖ) nicht ab. Sollten diese Forderungen Gehör finden, droht ein
weiterer Anschlag auf die Geldbörsen von Unternehmen und
Angestellten.
Derzeit können Dienstwagen bis zu einem Kaufpreis von 40.000 Euro von
Unternehmen abgesetzt werden. Nutzen Dienstnehmer den Wagen auch
privat, müssen von diesen 1,5 Prozent (also bis 600 Euro/Monat) des
Kaufpreises als "Sachbezug" versteuert werden. Dieser Betrag ist mit
maximal 300 Euro pro Monat (3.600 Euro/Jahr) gedeckelt -allerdings
nur dann, wenn nachweislich nicht mehr als 500 Kilometer monatlich
für Privatfahrten zurückgelegt werden.
VCÖ kritisiert steuerliche Begünstigungen "Neuwagen werden immer
seltener von Privatpersonen gekauft, die Zahl der Firmenwagen nimmt
in Österreich zu", sagt Mag. Markus Gansterer (VCÖ). 266.890 Pkw
seien heuer bis Ende September neu zugelassen worden. Davon seien
136.080, das sind 51 Prozent, auf"juristische Personen"
(Unternehmen, Öffentliche Hand) angemeldet. "Der Grund für die
massive Zunahme von auf Firmen angemeldeten Neuwagen sind nicht
vermehrte Kurzzulassungen, sondern die steuerliche Begünstigungen für
Firmenwagen. Derzeit ist es steuerlich günstiger, ein Firmenauto für
die private Nutzung statt einer Gehaltserhöhung zu bekommen. Das ist
eine steuerpolitische Absurdität, die auch im Widerspruch zu
Österreichs Klimaschutzzielen steht", sagt Gansterer.
Wer als privater Autofahrer etwa mit einemŠkoda Octavia (Neupreis
20.000 Euro) 15.000 km fahre, habe Gesamtkosten von rund 5.050 Euro
pro Jahr. Wer einen Firmenwagen privat nutzen könne, versteuere nur
3.600 Euro als Sachbezug, die Kosten seien um ein Vielfaches
geringer. "Die derzeitige Regelung schadet der Umwelt und ist sozial
ungerecht. Gutverdienende Manager mit Firmenwagen zahlen fürs
Autofahren weniger Steuern als ein Arbeiter oder Angestellter. Diese
Ungerechtigkeit sollte mit der kommenden Steuerreform behoben
werden", so Gansterer.
Kritik an klassenkämpferischen Tönen und falschen Zahlen
Derartige Behauptungen will Dr. Christian Pesau, Geschäftsführer des
Arbeitskreises der Automobilimporteure in der
Industriellenvereinigung in dieser Form nicht gelten lassen. "Die
klassenkämpferischen Töne, die der VCÖ hier anschlägt und wie
versucht wird, die Menschen gegeneinander auszuspielen, lehnen wir ab
und würden es begrüßen, wenn sieendlich unterlassen würden." Der VCÖ
operiere nicht mit korrekten Zahlen. "In diesem 51-prozentigen Anteil
sind nämlich alle Fahrzeuge, etwa auch Vorführfahrzeuge,
Einsatzfahrzeuge, Kurzzulassungen und Direktionswagen eingerechnet",
sagt Pesau.
Fakt sei, dass der Großteil der Firmenflotten aus kompakten
Mittelklassewagen bestehe, die vom Außendienst dringend benötigt
werden. "Die Mitarbeiter entrichten dabei in Form des Sachbezugs auch
entsprechende Steuern." Darüber hinaus gäbe es auch für Unternehmen
steuerliche Nachteile, da diese Fahrzeuge nicht
vorsteuerabzugsberechtigt seien. "Hier von Vorteilen zu sprechen, ist
vermessen", sagt Pesau. "Letztendlich sollte der VCÖ, der mit dem
Aufstellen populistischer Forderungen nicht gerade zimperlich ist
auch bedenken, dass Flottenfahrzeuge öfter gewechselt werden und sich
dadurch auch umwelttechnisch amjüngsten Stand befinden."
Forderungen hätten massive Auswirkungen
In dieselbe Kerbe schlägt auch Komm.-Rat Burkhard Ernst,
Bundesgremialobmann des österreichischen Fahrzeughandels. "Würden die
Forderungen des VCÖ verwirklicht und im Zuge einer Steuerreform neu
geregelt, hätte dies ganz sicher Auswirkungen auf den Handel."
Autofahrer und Unternehmen hätten ohnehin unter einer Fülle von
Belastungen zu leiden. Darüber hinaus sollte bedacht werden, dass
derartige Forderungen in wirtschaftlich schwierigen Zeiten
kontraproduktiv seien. Jeder 9. Arbeitsplatz in Österreich hänge
direkt oder indirekt mit dem Automobil zusammen. Je weniger Fahrzeuge
verkauft werden, desto mehr Jobs könnten dadurch gefährdet werden.
"Es ist generell sehr zu begrüßen, wenn mehr Private moderne,
abgasarme Firmenwagen nützen. Das hilft mit, den Verkehr sicherer zu
machen und trägt auch zum Umweltschutz bei. Das gleiche Ziel verfolgt
auch die Idee der Öko-Prämie, die sehr erfolgreich funktioniert hat
und auch wieder aufgelegt werden sollte. Die private Nutzung eines
Firmenwagens sorgt auch dafür, dass eben nur ein Fahrzeug in
Verwendung ist, was auch zur Entlastung der Parksituation beiträgt",
so Ernst.
Private Wege minimal
In der Tat würde eine weitere Steuererhöhung Österreichs Klein-und
Mittelbetriebe einmal mehr voll treffen, da sie Lohnnebenkosten in
die Höhe schnalzen ließe. Gleichzeitig müssten auch die Arbeitnehmer
(noch) höhere Lohnsteuern und Sozialversicherungsbeträge abliefern.
Die Mär von der Firmenwagen-Flotte, die von wenigen Privilegierten
auch für Spazierfahrten aller Art praktisch gratis genutzt wird, und
mit der der VCÖ Öl ins Feuer der Neidgesellschaft gießt, kann getrost
ad acta gelegt werden: Dienstautos dienen ausschließlich dem
Unternehmenszweck, der Anteil privat zurückgelegter Wege ist
vergleichsweise minimal.