Mit dem ersten großen SUV hat Skoda wieder einmal ins Schwarze
getroffen. Das markentypisch mehr als großzügige Platzangebot trifft
auf sparsame Motoren und jede Menge Ausstattungsfeatures. Ein paar
Schnitzer leistet sich das neue tschechische Flaggschiff aber
dennoch, wie wir beim Test festgestellt haben.
Den Namen für das neue SUV hat sich Skoda vom Kodiak-Bären geliehen,
einer Braunbärenart, die auf den Kodiak-Inseln vor der Südküste
Alaskas lebt. Dass das Sternzeichen des großen Bären auch unter jenem
des großen Wagens bekannt ist, trifft den Nagel beim neuen
tschechischen Flaggschiff auf den Kopf. Konnte man mit dem
Kompakt-SUV Yeti -der künftig auf den Namen Karoq hören wird -
bereits beachtliche Erfolge einfahren, möchte man sich mit dem Kodiaq
auch in der großen Klasse beweisen. Kann sich der große Tscheche in
der prestigeträchtigen Klasse wirklich gegen die Premiumanbieter
durchsetzen?
Platz ohne Ende
Wenn es rein um das Prestige geht, dann hat es der Skoda ohne Frage
schwer, gegen Audi, BMW, Mercedes und Co einen Stich zu machen. Doch
auch in der Oberklasse herrscht ein gewisses Umdenken, immer mehr
Käufer stellen den Praxisnutzen über das Statussymbol. An der
Tankstelle trafen wir einen Kodiaq-Fahrer, der vorher Audi fuhr und
sich für einen Touareg interessiert hat. Am Ende wurde es ein
vollausgestatteter Kodiaq, eine Entscheidung, die er nicht bereut
hat. Skoda-typisch sorgt einmal mehr dasPlatzangebot für Staunen.
Die zweite Sitzreihe hat Chauffeurs-Qualitäten, selbst hinter
Sitzriesen ist mehr als genug Beinfreiheit. Optional gibt"s auch eine
dritte Sitzreihe, durch die Möglichkeit, Reihe zwei zu verschieben,
lässt sich dort der Fußraum ebenfalls passabel gestalten. Der
Kofferraum steht dem um nichts nach, 720 Liter sind eine starke
Ansage, klappt man die Rücksitzlehnen um, sind es stolze 2.065 Liter.
Verarbeitungsmangel im Detail
Das Interieur selbst wirkt sehr hochwertig, erst recht, wenn man das
große Navi mit dem Hochglanz-Touchscreen wählt. Die Bedienung ist
top, im ausgeschalteten Zustand sieht man aber jeden einzelnen
Fingerabdruck, zudem ist der Bildschirm ein echter Staubmagnet.
Schwerer wiegt allerdings ein Verarbeitungsmangel, der so gar nicht
zum eigentlich sehr solide gemachten Kodiaq passt. Ausgerechnet die
Türverkleidungen samt den Haltegriffen knarzen (und das nicht nur bei
unserem Testauto) bei jeder Berührung. Hier sollte sich Skoda
dringend den Zulieferer zur Brust nehmen, denn den Türgriff hat man
bei jedem Ein-und Aussteigen in der Hand. Immerhin ist das ein
offenbar einmaliger Ausrutscher, denn alle anderen Dinge sind äußerst
akkurat verarbeitet, egal ob es sich um die angenehm große und
vielseitig verstellbare Armauflage, die umklappbaren Sitze oder der
Wählhebel des DSG-Getriebes handelt.
Gute Ausstattung und viele Extras
Die Serienausstattung ist -wie man das von Skoda kennt -bereits in
der Variante "Ambition" ordentlich. Richtig opulent wird"s dann im
"Style", hier darf man sichüber ein beheizbares Lenkrad ebenso
freuen wie über 18-Zoll-Alufelgen, Klimaautomatik, Regensensor,
LED-Scheinwerfer, schlüsselloses Zugangs-und Startsystem, Parksensor
vorn und hinten, beheizbare Sitze, eine (akustisch etwas
verbesserungswürdige) Freisprecheinrichtung und vieles mehr. Dass manin diesem Segment mit Extras gutes Zubrot verdienen kann, ist Skoda
aber auch nicht entgangen. Wer so richtig aus dem Vollen schöpft und
vom Anhänger-Assistenten über Standheizung, Leder, dynamischer
Fahrwerkregelung und Soundsystem wählt, kann locker 10.000 Euro
zusätzlich ausgeben. Im Falle unseres Testautos mit dem
150-PS-Turbodiesel und DSG waren es unterm Strich 54.152 Euro und 20
Cent. Viel Geld, aber verglichen mit dem oftmals kleineren
Premium-Mitbewerb dann aber genau genommen doch fast ein Schnäppchen.
Ausreichender 150-PS-Turbodiesel
In Anbetracht der Tatsache, dass unser Kodiaq mit dem kleinsten
Selbstzünder, dem wie erwähnt 150 PS starken Zweiliter-TDI
ausgestattet war, ist auch hier noch Raum nach oben. Wirklich
notwendig ist das motorische Upgrade aber nicht, außer im bewusst
etwas zurückhaltenderen Eco-Modus reicht der Vortrieb völlig aus.
Andererseits beträgt der Aufpreis zum 190-PS-TDInicht einmal 2.000
Euro. Bleiben wir noch kurz beim Eco-Modus. Auch wenn der nicht alle
Reserven mobilisiert, der Segel-Modus -das Getriebe kuppelt beim
Rollen aus -ist sinnvoll und macht Spaß. Und man sollte nicht
glauben, wie weit so ein ausgewachsenes SUV ohne maßgeblichen
Geschwindigkeitsabbau rollt. Wer den Dreh raus hat und wirklich
darauf achtet, kann den Kodiaq mit etwas über sechs Liter bewegen,
beim sorgloseren Umgang sind es rund sieben Liter, die der große Bär
auf 100 Kilometer so verdaut.
Dynamik auf Knopfdruck
Der optionale Allradantrieb schaltet bei Bedarf die Hinterachse zu,
der Fahrer merkt davon kaum etwas, außer der gleichbleibenden
Traktion. Wer knapp 1.200 Euro investiert, bekommt eine dynamische
Fahrwerkregelung, die den Charakter des Autos je nach Wunsch abstimmt
und das Dämpfer-Setup weicher oder härter gestaltet. Dies geschieht
entweder über verschiedene vorkonfigurierte Modi wie etwa "Sport"oder lässt sich auch individuell gestalten. Dann kann etwa die
sportliche Abstimmung des adaptiven Tempomaten -mit flotterer
Beschleunigung als im Standard-Modus -mit dem Eco-Modus des Motors
kombiniert werden. Generell wirkt der Kodiaq in Anbetracht von Größe
und Leistung erfreulich agil, was sicher auch auf das flott
schaltende und empfehlenswerte DSG-Getriebe zurückzuführen ist.
Konkurrenzvergleich
Im Flottencheck haben wir den 190 PS Kodiaq dem Hyundai Santa Fe und
den etwas kleineren Premium-Vertretern BMW X3 und Mercedes GLC
gegenüber gestellt, die sich preismäßig - zumindest in
Basisausstattung - noch in Reichweite befinden.
Die FLOTTEN-Check-Bilanz
Leider lagen bei den Wartungs-und Verschleißkosten noch keine Daten
für den Skoda Kodiaq vor, somit bleibt in diesem Kapitel nur der
Vergleich der anderen drei Fahrzeuge. Der Hyundai Santa Fe liegt hier
kostenmäßig etwas unter den Premium-Probanden, der BMW X3 dabei noch
unter dem Mercedes GLC, der vor allem über 100.000 Kilometer und 60
Monate spürbar teurer ist. Beim Basispreis und den Extras ist der
Kodiaq das mit Abstand günstigste Auto im Vergleich, bei BMW und
Mercedes kommen zudem ausstattungsbereinigt noch etliche Tausender
oben drauf.
Spannend dann auch die Restwertprognose von Eurotax. Hier liegen BMW
und Mercedes zwar vor Skoda und Hyundai, der Vorsprung ist aber nicht
so groß, wie vielleicht vermutet. Interessant auch die Tatsache, dass
der Hyundai Santa Fe bis auf einen Wert immer vor dem Skoda Kodiaq
liegt. Hier könnte durchaus die fünfjährige Garantie ohne
Kilometerbegrenzung mitschwingen, die anderen drei Fahrzeuge müssen
mit zwei (BMW und Skoda) bzw. vier Jahren (Mercedes) durchkommen.