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Großer Pick-Up-Vergleich: Stock, Stein und Asphalt

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Vor eineinhalb Jahren haben wir den damaligen Pick-up-Neuerscheinungen im Vergleichstest auf den Zahn gefühlt. Nun ging es mit Mercedes X-Klasse, VW Amarok, Renault Alaskan und Fiat Fullback ins Gelände. Gemeinsam mit den Kollegen vom "4wd"-Magazin haben wir die Grenzen der Fahrzeuge ausgelotet und sie uns dabei so richtig schmutzig gemacht.

So richtig Mainstream wird das Pick-up-Segment im Gegensatz zu den SUV wohl nie werden, steigendes Interesse weisen die Zulassungszahlen dennoch aus. Die Gründe, sich einen geländegängigen Pritschenwagen anzuschaffen, sind so vielfältig wie das Fahrzeug selbst. Die nach wie vor wichtigste Zielgruppe sind jene Menschen, die das Fahrzeug im Arbeitsalltag benötigen. Und zwar nicht, um cool auszusehen, sondern weil es das Einsatzgebiet verlangt. Ob auf Baustellen oder im echten Gelände, hier zählen nicht schicke Metallicfarben oder chromblitzendes Zubehör, hier kommt es nur auf eins an, eine entsprechende Geländetauglichkeit.

 

Sie lesen die Geschichte lieber in der Print-Optik? Hier entlang!

Anm. d. Red.: Das Lenkrad ist im Fiat Fullback nicht nur in der Höhe sondern auch längsverstellbar, wir bitten diesen Fehler im Printartikel zu entschuldigen!

 

Mit dem Profi im Gelände

 

Vor eineinhalb Jahren haben wir die damaligen Neuerscheinungen gemeinsam mit den Allradprofis von "4wd -Allrad, Outdoor, Abenteuer" näher unter die Lupe genommen, nun war die Zeit abermals reif, um die ebenfalls taufrischen Modelle von Mercedes, Fiat, Renault und VW in den Gatsch zu schicken.Während andere Magazine bestenfalls eine Runde um den Block drehen, haben wir uns für das Offroad-Testgelände Stotzing entschieden und uns mit Christian Karlberger auch gleich den Offroad-Experten Österreichs ins Boot geholt. Schließlich lässt sich das Potenzial dieser Autos nur dann wirklichausloten, wenn ein erfahrener Trainer zur Seite steht. Denn eins ist allen vier Probanden gemeinsam, sie können weit mehr, als man glauben und sich vor allem auch selbst zutrauen würde.

 

Große Unterschiede beim Unterfahrschutz

 

Bevor wir uns ins Gelände wagen, wollen wir aber einen Blick unter die Fahrzeuge werfen. Und hier scheiden sich durchaus die Geister, zumindest wenn man die Pick-ups im Serientrimm belässt. Wer harte Offroad-Einsätze am Speiseplan seines Dienstautos hat, sollte sich damit tunlichst beschäftigen, um böse Überraschungen auszuschließen. Der Unterboden kann sich nämlich als veritable Schwachstelle erweisen und die Offroad-Tour schneller beenden, als einem das lieb ist. Eins gleich vorweg, verbesserungswürdig sind alle vier Autos, wenngleich teilweiseauch nur im Detail. Wir starten mit dem Amarok. Der Unterfahrschutz ist massiv und aus Metall und tut damit seinem Namen alle Ehre, wie Christian Karlberger attestiert: "Dank der robusten Stahlstreben und -bleche sind sowohl der Motor als auch der Tank geschützt, das ist vorbildlich." Weniger idealist das gerade abgeschnittene Auspuffendrohr, das sich beim Zurückschieben schnell mit Schlamm zusetzen kann. Der Fiat Fullback kommt beim Unterfahrschutz nicht ganz so gut weg: "Im vorderen Bereich wurde zwar Blech verbaut, aber das ist relativ dünn und hinten gibt"s überhaupt nur Kunststoff."Als im Gelände kontraproduktiv erweist sich der Schwingungsdämpfer an der Hinterachse, der wie ein Pflugmesser ausgeprägt ist und sich im Boden festfressen kann.

 

 

Nachholbedarf bei Alaskan und X-Klasse

 

Was den Schutz am Fahrzeugboden anbelangt, bilden Mercedes X-Klasse und Renault Alaskan in diesem Vergleich das Schlusslicht: "Der Unterfahrschutz hat hier bestenfalls optische Gründe, die Kunststoffverblendungen sind alles andere als effektiv. Gefahr besteht hier nicht nur für die Ölwanne und die Achsaufhängung, sondern auch für die Verkabelung der Stellmotoren von Getriebe und Untersetzung, die etwa durch Äste beschädigt werden könnte. Und dann steht das Auto." Derabgeschrägte und geschützte Auspuff ist indes bei beiden Autos besser gelöst als beim VW. Generell gilt: Wer mit seinem Pick-up in echtes Gelände fährt, tut gut daran, das ein oder andere robuste Teil aus dem Zubehör zu verbauen. Apropos Zubehör: Als völlig kontraproduktiv haben sich die bei allen vier Autos verbauten Trittbretter erwiesen, die die Bodenfreiheit deutlich einschränken und das Fahrzeug viel früher aufsitzen lassen.

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INNENRAUM


Offroad-Fähigkeiten hin oder her, wir widmen uns zuerst einmal den Innenräumen der Fahrzeuge. Das ist insofern gleich doppelt spannend, als drei der vier Autos zumindest teilweise technisch von bereits bestehenden Modellen abstammen. Der Fiat Fullback basiert auf dem Mitsubishi L200 und unterscheidet sichvon diesem nur durch geringe Modifikationen an der Front sowie den Markenlogos. Ähnlich ist das auch beim Renault Alaskan der Fall, der stammt fast nahtlos vom Nissan Navara ab. Hier trennen die Konzernbrüder lediglich ein paar optische Details. Auch die Mercedes X-Klasse basiert in den Grundzügen auf dem Navara, aber eben nur hier. Optisch wie technisch hat sich Mercedes ordentlich ins Zeug gelegt, man wollte sich keinesfalls ein "Badge- Engineering" nachsagen lassen, wie das zum Beispiel bei der Verwandlung vom Renault Kangoo in den Mercedes Citan der Fall war.

X-Klasse-Innenraum setzt neue Maßstäbe

 

Und so blieb fast kein Stein auf dem anderen, die Parallelen zum Navara sind außen kaum noch ersichtlich - der Mercedes ist zum Beispiel breiter und verfügt über die breitere Spur -, lediglich innen findet man den ein oder anderen Schalter aus dem Nissan. Nicht ganz Mercedes-like ist dieSchaltkulisse, die noch dazu mit einer schnöden Plastikabdeckung auskommen muss. Das passt nicht zum ansonsten hochwertigsten Innenraum, den je ein Pick-up dieses Segments gesehen hat. Wer das erste Mal in der X-Klasse Platz nimmt, kann ein gewisses Wow nicht verbergen. Das gesamte Armaturenbrettist wie aus einem Guss, gespickt mit jenen Zutaten und Features, die man aus den Pkw-Modellen kennt. Auch bei den Sitzen setzt Mercedes ab sofort den Maßstab, nie war Pick-up-Fahren komfortabler. Dass die Stuttgarter auch in ordentlich Geräuschdämmung investiert haben, spürt man bereits auf denersten Metern.

 

Ergonomie-Abstriche

 

Renault Alaskan und Fiat Fullback -letzter in der Topausstattung Cross - gehen da deutlich hemdsärmeliger ans Werk. Wie eingangs erwähnt wird das aber beim harten Arbeitseinsatz alles andere als ein K.-o.-Kritierium sein, im Gegenteil. Schließlich ist die Hemmschwelle, mit schlammigen Schuhen in die X-Klasse einzusteigen, deutlich höher. Abgesehen davon gibt es funktionell nichts zu bekritteln, einzig der im Alaskan nicht erhältliche Regensensor wurde vermisst. Und der Amarok? Nüchterne Sachlichkeit, gepaart mit Top-Verarbeitung und perfekter Ergonomie -nur im Volkswagen und im Fiat lässt sich das Lenkrad zum Beispiel auch in der Länge verstellen -sind Tugenden, die Millionen von Autofahrern zu schätzen wissen. Am Ende kommt die Emotion aber nicht zu kurz, der große Reiz des Amarok liegt nämlich unter der Haube, mehr dazu aber später.

 

ABMESSUNG & LADEKAPAZITÄT

 

Der Fiat Fullback ist nicht nur das leichteste und schmälste Fahrzeug - was durchaus ein Kriterium sein kann -, sondern bringt noch weitere Pluspunkte mit: "Vorteile hat der Fullback auch durch die geringsten Überhänge vorn und hinten und den kleinsten Wendekreis", so Karlberger. Vergleicht man die Abmessungen der vier Fahrzeuge miteinander, so stellt man fest, dass die Unterschiede dann doch gar nicht so groß sind, wie es auf den ersten Blick aussieht. Die Länge reicht von 5,29 Metern beim Fiat über 5,32 Meter beim VW bis zu 5,34 Metern bei Mercedes und Renault. Vergleicht man die beiden Letztgenannten, die zumindest in den Grundzügen beide auf dem Nissan Navara basieren, so stellt man fest, dass die X-Klasse mit 1,92 Metern immerhin sieben Zentimeter breiter als der Alaskan ist und damit fast auf Amarok-Niveau (1,95 Meter) liegt.

Unterschiede bei Zuladung und Anhängelast

 

Bei der Ladefläche legt mit 2,52 Quadratmetern ebenfalls der Volkswagen vor, dahinter die X-Klasse mit 2,48 und der Alaskan mit 2,46 Quadratmetern. Der Fullback bringt es hier auf 2,23 Quadratmeter. In Sachen Zuladung muss der Amarok mit maximal 836 Kilogramm dann seinen Kontrahenten denVortritt lassen, die X-Klasse knackt als einziges Fahrzeug mit 1.016 Kilogramm sogar die Eintonnen-Grenze, der Fullback stemmt 960, der Alaskan 949 Kilogramm. Ebenfalls nicht unerheblich ist die höchst zulässige Anhängelast für gebremste Hänger. Mercedes und Renault schaffen jeweils das gesetzlich erlaubte Maximum von 3,5 Tonnen, der VW nimmt bis zu 3,3, der Fiat bis zu 3,1 Tonnen an den Haken.

 

ON- & OFFROAD

 

Während sich Fiat Fullback, Mercedes X-Klasse und Renault Alaskan mit ihren Vierzylinder- Turbodieseln mit 181 (Fullback) bzw. 190 PS (X-Klasse und Alaskan) durchaus auf Augenhöhe begegnen, setzt sich der VW Amarok mit seinem Sechszylinder-TDI deutlich ab. Neben der höheren Laufruhe ist es der dank satter 224 PS spürbar bessere Durchzug, der die Mitbewerber zumindest auf der Straße deutlich überflügelt. Dass der Amarok das einzige Fahrzeug im Vergleich ist, das über eine Achtgang-Automatik verfügt, macht den Unterschied noch einmal deutlicher. Das schlägt sich wenig überraschend auchin den Fahrleistungen nieder. Den Standardsprint auf 100 km/h erledigt der VW in sportlichen 8,0 Sekunden, dahinter folgen der Fiat mit 10,4, der Renault mit 10,8 und der Mercedes mit 11,8 Sekunden.

 

Amarok ohne Untersetzungsgetriebe

 

Im harten Offroad-Einsatz relativiert sich der Vorsprung dann aber, schließlich verfügen die Vierzylinder über ein ordentliches Drehmoment. Zudem sind hier Untersetzung und Differenzialsperren die harte Währung, ausgerechnet der Amarok muss hier Federn lassen. Als einziger unseres Test-Quartetts muss er ohne Untersetzung auskommen, was sich bei so mancher Passage alsNachteil erweist. Abhilfe schafft hier nur der Griff zu einem der beiden mit 163 beziehungsweise 204 PS etwas schwächeren Modelle mit Schaltgetriebe und Untersetzung. Je taffer das Gelände, desto mehr ist der Fiat Fullback in seinem Element, hat er doch die guten Gene des Mitsubishi L200 und somitals einziges Modell des Vergleichs ein Mittel-und Hinterachssperrdifferenzial. Negativ wirken sich bei allen Fahrzeugen naturgemäß Anbauteile wie eine Anhängerkupplung aus, die den Böschungswinkel deutlich einschränkt. Vorteil für den Stern heißt es dann bei Traktionskontrolle und Bergabfahrhilfe, so Karlberger: "Diese Systeme arbeiten Mercedes-like und sind im Pick-up-Segment derzeit unübertroffen."



An die Grenzen stößt die beste Technik freilich dann, wenn sich das Profil der serienmäßigen Winterreifen mit Schlamm zusetzt und das Auto im wahrsten Sinn des Wortes abschmiert. In diesem Zusammenhang nicht uninteressant: Beim VW Amarok lassen sich aufgrund des geringen Abstandes zwischen Achsaufhängung und Reifen auf der Vorderachse keine Schneeketten montieren.


X-Klasse: König der Straße Da die meisten Kilometer aber vermutlich trotz aller Kletterfähigkeiten auf asphaltierten Straßen abgespult werden, haben wir die Viererbande ebenfalls miteinander verglichen. Wie bereits eingangs erwähnt, ist die Mercedes X-Klasse hier der neue Maßstab. Ob Geräuschdämmung oder Abrollkomfort, die Ingenieure haben ganze Arbeit geleistet, auch die verbreiterte Spur wirkt sich positiv auf das Fahrgefühl aus. Ebenfalls gut schlägt sich der leistungstechnisch überlegene Amarok, an die smoothness des Mercedes kommt der Volkswagen aber nicht ganz heran. Etwas abgeschlagen sind Renault Alaskan und Fiat Fullback, bei denen sich die gerade ohne Zuladung etwas hoppelnde Hinterachse stärker bemerkbar macht.



Was den Spritverbrauch in der Praxis anbelangt, so ist bei Geländefahrten naturgemäß kein aussagekräftiger Wert zu ermitteln. Interessanter war da schon eine Runde auf der Landstraße, wo sich der Renault mit 7,5 Litern am sparsamsten zeigte. Dahinter folgten Fiat (8,2 Liter) und Mercedes (8,4 Liter). Dass sich der mit sechs Zylindern ausgestattete Amarokmit 9,2 Litern einen Schluck mehr gönnt, überrascht nicht. Erst recht nicht, wo der VW mit permanentem Allrad unterwegs ist, während wir bei den anderen drei Modellen nur mit Hinterradantrieb unterwegs waren.

AUSSTATTUNG & PREISE

 

Mit ein Grund, warum sich die Pick-ups immer größerer Beliebtheit erfreuen, ist die Tatsache, dass die Fahrzeuge von der NoVA befreit und vorsteuerabzugsfähig sind. Aber auch das mittlerweile sehr hohe Komfort- und Ausstattungsniveau macht dieses Segment immer attraktiver. Den neuen Komfortmaßstab setzt hier Mercedes mit der X-Klasse, verstecken müssen sich aber auch die anderen drei nicht. Zugegeben, wir haben uns auch für die Topmodelle mit der stärksten Motorisierung entschieden, wer am unteren Ende der Preisliste gustiert, darf nicht ganz so viel Luxus erwarten. In unserem Fall kamen alle vier Autos serienmäßig mit einiger Mitgift, so war etwa überall eine Klimaautomatik inkludiert. Besonders vorbildlich zeigt sich der Fiat Fullback Cross, bei dem sowohl Leder als auch Navi samt Rückfahrkamera und die erwähnten beiden Differenzialsperren zum Serienumfang zählen. Mit Ausnahme des Mitteldifferenzials gilt das auch fürden Renault Alaskan. Traditionell etwas knausriger zeigen sich Mercedes und VW. Hier kostet etwa das Hinterachsdifferenzial rund 600 Euro extra, auch das Navi ist bei beiden Autos nicht inkludiert und Leder kostet ebenfalls Aufpreis.

 

Die jeweiligen Grundpreise sorgen dann durchaus für Überraschung. Mit dem Fiat Fullback Cross ist just das bestausgestattette Fahrzeug mit Abstand das günstigste. 34.690 Euro (alle Preise netto) will der Fiat-Händler dafür sehen, mit 37.800 Euro ist der Renault Alaskan 3.110 Euro teurer. Erstaunlicher ist, dass der sechszylindrige Amarok in Highline-Ausstattung schon ab 38.318 Euro zu haben ist, wenngleich der Unterschied ausstattungsbereinigt deutlich anwächst. Und die neue X-Klasse? Die ist mit 40.148 Euro der teuerste Pick-up dieses Quartetts; was die Ausstattung betrifft, gilt das gleiche wie für den Amarok. Dennoch ist der Einstieg ins Pick-up-Segment für Mercedes mehr als gelungen, der Benz schafft den Spagat zwischen Nutzwert und Komfort einfach am besten. Und in Kürze gibt"s auch in der X-Klasse einen Sechszylinder, wir sind gespannt!

Text: Stefan Schmudermaier & Pascal Sperger, Fotos: Christian Houdek

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