Trotz guter CO2-Bilanz und Wirtschaftlichkeit kommt Erdgas als
Treibstoff inÖsterreich nicht so richtig in die Gänge. Mit neuen
Modellen startet Seat einen weiteren Vorstoß.
Autos mit komprimiertem Erdgas zu betreiben, ist so vernünftig wie
umweltfreundlich. Oder schafft Ihr Auto 500 Kilometer mit Treibstoff
um 15 Euro? Und darf sich dabei gerade einmal 88 Gramm CO2-Ausstoß
gutschreiben, ohne bei Stickoxid und Feinstaub auch nur in
Anfangsverdacht zu geraten? Willkommen im neuen Seat Ibiza TGI, mit
dem der spanische Hersteller einen erneuten Versuch startet, den
Österreichern die Öko-Variante der Fossilienverbrennung schmackhaft
zu machen.
Die Pille gegen Reichweitenangst Von "CNG-Offensive" spricht der
Hersteller, der mit Leon, Ibiza, Mii und (ab Herbst) dem Arona bald
vier Erdgasmodelle anbietet. Um Angst vor der unbekannten Technologie
gar nicht erst aufkommen zu lassen, wird im neuen Ibiza TGI dem 13
Kilogramm fassenden Erdgastank ein kompletter 40-Liter-Benzintank
beigepackt. Als Notfallplan wirkt dasübertrieben und erhöht die
Gefahr, dass im Alltagsbetrieb erst wieder nur Benzin getankt wird.
Aber es macht den TGI zum Breitbandantibiotikum gegen die im
Öko-Lager grassierende Reichweitenangst. Werden beide Tanks
leergefahren, schafft der Ibiza mehr als 1.100 Kilometer zwischen
zwei Tankstopps, der Leon sogar über 1.300. Sicher ist auch die
Technik: Befürchtungen von undichten oder gar explodierenden
Erdgastanks sind mit dem aktuellen Stand der Technik unangebracht.
Auf 200 bar komprimiert, beansprucht der gasförmige Treibstoff circa
100 Liter Platz, auf dem man im Kofferraum verzichten muss.
Gleichzeitig entspricht das in Kilogramm etwa dem Mehrgewicht, das
der Gas-Pilot schleppen muss. Bei Leistungsentfaltung und
Spritzigkeit sei zugegeben, dass von Diesel-Drehmomenten keine Rede
sein kann. Aber der 3-Zylinder schwimmt munter drehend im täglichen
Normalverkehr mit. Das Umschalten von Gas auf Benzin (und beim
Kaltstart umgekehrt) erfolgt ohne Zutun des Fahrers - ein Eingewöhnen
an die "Hybridtechnologie" ist unnötig.
Eine Chance für CNG?
Während Erdgas in anderen Ländern einen festen Platz an der
Tankstelle hat, zaudert der Österreicher: Obwohl mittlerweile 170
Erdgas-Tankstellen existieren, wurden 2017 nicht einmal 500 neue
CNG-Pkw zugelassen. Das kann nicht nur daran liegen, dass
ausgerechnet die beliebten SUV im Angebot fehlen.Über alle
Karosserievarianten und Hersteller hinweg stehen deutlich zu wenige
Modelle in den Schauräumen, um einen Erdgas-Trend auslösen zu können.
Auch dass sich die Hersteller bei der Preisgestaltung oft am Diesel
orientieren, schmälert die genannten Vorteile, circa 2.000 Euro
Mehrpreis gegenüber dem Benziner muss man erst einmal wieder
einbringen. Es ist zweifelhaft, ob die Öko-Vorteile allein den
Endkunden überzeugen können, bei Flotten hat der Rechenstift das
letzte Wort.