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Vergleichstest E-Transporter: Elektriker im Klassenkampf

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Renault hat vor einigen Jahren den Anfang gemacht, mittlerweile gibt es elektrische Transporter in allen Segmenten. Wir haben Renault Kangoo Z.E., Mercedes-Benz eVito und VW e-Crafter miteinander verglichen, mit durchaus spannenden Ergebnissen.

Dass der Vergleichstest der drei Elektro-Transporter bis zum Schluss am seidenen Faden hing – es war nicht leicht, die drei Autos zeitgleich zu bekommen – ist mehr als ein Indiz dafür, dass die E-Mobilität gerade im Bereich der Nutzfahrzeuge noch eine sehr geringe Durchdringungsrate hat. Schlussendlich haben wir es dann doch geschafft, dem bereits bewährten Renault Kangoo Maxi Z.E., dem noch jungen VW e-Crafter und dem brandneuen Mercedes eVito zeitgleich auf den Zahn und vor allem auf den Akku zu fühlen.

Bevor es ans Eingemachte geht, noch ein Satz zum Verständnis: Es handelt sich bei diesem Artikel aufgrund der verschiedenen Fahrzeugsegmente um keinen klassischen Vergleichstest. Wir wollen vielmehr aufzeigen, was die kleinen, mittleren und großen E-Transporter leisten und welches Auto am besten in Ihren Fuhrpark passen könnte.

Ähnlich große Akkus
Ein großer Vorteil geht im wahrsten Sinn des Wortes automatisch mit so gut wie allen E-Fahrzeugen einher: Sie verfügen über ein Automatikgetriebe. Und das ist im gewerblichen Bereich vor allem dort ein Vorteil, wo viel innerstädtisch und im Stop-&-Go-Betrieb gefahren wird. Schließlich ist die Belastung für Kupplung und Co dort am höchsten. Und auch für die Konzentration des Fahrers ist es kein Nachteil, wenn er sich nur auf Gas und Bremse konzentrieren muss.

Rein optisch sieht man den Fahrzeugen das elektrische Innenleben so gut wie gar nicht an. Mercedes und VW haben die Ladebuchse dort versteckt, wo normal der Tankstutzen sitzt, der Kangoo lädt vorn unter dem klappbaren Renault-Logo. Dass der Kangoo Z.E. über einen normalen Tank-deckel samt Einfüllöffnung verfügt, verwundert zunächst, lässt sich aber mit dem optionalen Diesel-Zuheizer erklären, der die Batterie bei niedrigen Temperaturen schonen soll. Dass die Öko-Bilanz dann etwas leidet, ist die Kehrseite dieser Technik.

Mercedes und VW setzen jedenfalls bei der Klimatisierung allein auf den Akku. Der ist bei allen drei Transportern unter dem Laderaumboden untergebracht, Einschränkungen beim Ladevolumen müssen somit keine gemacht werden. Die Akkugrößen liegen übrigens bei 33 (Renault), 35,8 (VW) und 41 Kilowattstunden (Mercedes), zum Fahren nutzbar sind davon rund 90 Prozent.

Vollausstattung vs. karge Basis Im Grunde unterscheiden sich auch die Cockpits -mit Ausnahme des noch eher unüblichen Automatikwählhebels -kaum von den tausenden konventionell betriebenen Modellen, die täglich auf unseren Straßen fahren. Einzig die Armaturen weisen auf den elektrischen Antrieb hin, statt eines Drehzahlmessers gibt es eine Anzeige, die den Momentanverbrauch anzeigt. Wer diese im Blick behält, kann mitverfolgen, wie viel Energie gerade verbraucht oder beim Bremsen wieder rekuperiert, also zurück in den Akku befördert wird. Und da beim E-Auto die Reichweite ein wichtiger Faktor ist, tut man gut daran, seinen Gasfuß auf Effizienz zu trimmen.

In Sachen Cockpit-Qualität hat im Vergleich der e-Crafter die Nase vorn, freilich auch, weil das vernetzte Navigationssystem ebenso serienmäßig ist wie eine Klimaautomatik, LED-Scheinwerfer, Parkpilot mit Rückfahrkamera, Regensensor, Multifunktionslenkrad, Spurhalteassistent, Sitzheizung und vieles mehr. Es gibt zwar auch noch einige Extras für den e-Crafter, die betreffen aber vorwiegend die Ausstattung des Laderaums.

In Sachen Serienausstattung können Mercedes und Renault nicht ansatzweise mithalten. So gut wie alle serienmäßigen Features des e-Crafter kosten im eVito und im Kangoo Z.E. extra. Würde man den Sternentransporter auf das VW-Niveau aufrüsten, müsste man über 5.000 Euro netto zusätzlich investieren, beim Renault sind es rund 3.400 Euro netto, nicht alle Features sind aber überhaupt erhältlich. Die Preise ausgewählter Extras finden Sie auf der letzten Seite dieses Tests.

Was Optik und Haptik betrifft, liegen e-Crafter und eVito in etwa gleichauf, der Kangoo Z.E. kann sein Alter nicht verleugnen. Ein Nachfolger steht aber bereits in den Startlöchern. Größte Kritikpunkte am Franzosen sind das nicht längs verstellbare Lenkrad sowie der (zu) tief im Armaturenbrett verbaute Monitor für Navi und Infotainment.

Zuladung: Eine Frage des Bedarfs
Werfen wir einen Blick in die Laderäume und auf die Zuladungen der Testprobanden. Den Renault Kangoo Z.E. gibt es in drei Ausführungen: als fünfsitzigen Personentransporter sowie als Kastenwagen in zwei Größen mit jeweils zwei Sitzplätzen. Die Standardvariante misst 4,28 Meter und bringt es auf ein Laderaumvolumen von drei Kubikmetern. Mit dem Flexi-Paket - flexible Trennwand auf der Beifahrerseite und umklappbarer Beifahrersitz -sind es 3,5 Kubikmeter bei einer Zuladung von 625 Kilogramm. Unser Testwagen, der Kangoo Maxi Z.E., misst 4,67 Meter in der Länge und fasst 4,0 beziehungsweise 4,6 Kubikmeter, die Nutzlast liegtbei 605 Kilogramm. Ebenfalls nicht unwichtig: Die Anhängelast liegt bei 374 beziehungsweise 322 Kilogramm und damit natürlich deutlich unter dem konventionell angetriebenen Modell.

Der Mercedes eVito gehört der nächstgrößeren Klasse an und wird ebenso als Personentransporter "Tourer" sowie als Kastenwagen in jeweils zwei Längen angeboten, als kurze Variante ist nur der normale, nicht aber der eVito zu haben. Der Einstieg beginnt hier bei der langen Version mit 5,14 Metern, die extralange Variante kommt auf eine Länge von 5,37 Metern. Das Laderaumvolumen liegt bei sechs beziehungsweise 6,6 Kubikmetern, die Nutzlast bei 1.015 beziehungsweise 990 Kilogramm, die Möglichkeit einen Anhänger zu ziehen, gibt es beim eVito nicht. Große Auswahlmöglichkeiten fallen - wie auch bei der Ausstattung - beim VW e-Crafter weg, es gibt ihn nämlich nur in einer Länge (5,99 Meter) und einer Höhe, als L3 mit mittlerem Radstand und H3 Hochdach. Das Laderaumvolumen liegt bei 10,7 Kubikmetern, die Nutzlast bei 975 Kilogramm. Auch hier ist keine Anhängerkupplung vorgesehen.

Viel Power am Start Kommen wir zum spannendsten Kapitel, dem Fahren. Die Bedienung erfolgt bei allen Modellen wie bei einem Automatikfahrzeug, VW und Renault setzen auf einen klassischen Wählhebel, Mercedes auf den praktischeren Lenkstockhebel. Dank des vom Start weg voll verfügbaren Drehmoments des Elektromotors ist für ausreichende Beschleunigung gesorgt. Die unterschiedlichen Nennleistungen des Motors, 116 PS (295 Nm Drehmoment) beim eVito, 60 PS (225 Nm) beim Kangoo Maxi Z.e.sowie 136 PS (290 Nm) beim e-Crafter wirken sich in der Praxis bei Weitem nicht so stark aus, wie die Werte auf dem Papier vielleicht vermuten lassen.

Beschleunigungswerte gibt einzig Renault an: 22,3 Sekunden auf 100 km/h wirken zunächst ernüchternd, fühlen sich aber flott an. Da die Elektro-Transporter aufgrund der Reichweite ohnedies in der Stadt zu Hause sind, zählt eher die Beschleunigung von null auf 50 km/h -und da geht's bei unserem Trio durchaus spritzig zur Sache.

Bei niedrigem Tempo sind Mercedes, Renault und VW auch innen sehr leise, künstliche Geräusche warnen Fußgänger vor den Gefährten. Der e-Crafter hat zudem eine unüberhörbare akustische Warnung beim Einlegen des Retourgangs dabei, die aber per Knopfdruck deaktiviert werden kann. Eine Rückfahrkamera -Serie beim VW, optional bei Mercedes und Renault -hilft beim Rangieren. Wenn man sich damit den einen oder anderen Schaden spart, eine gute Investition.

Idealbedingungen
Wir haben mit den drei Fahrzeugen unsere Testrunde für Elektroautos – die über eine Gesamtlänge von 50 Kilometern durch die Stadt, über Autobahn und Landstraße führt – absolviert, um zu sehen, wie weit man in der Praxis tatsächlich kommt. Wir sind bei akku-freundlichen Außentemperaturen am Vormittag gefahren, das Ergebnis stellt somit den Idealzustand dar und wird im Winter bei Minusgraden unserer Erfahrung nach zumindest um mindestens 30 Prozent nach unten abweichen. Einzig beim Renault wird der Unterschied nicht so groß ausfallen, zumindest wenn man sich für den optionalen dieselbetriebenen Zusatzheizer entscheidet. Denn Heizen kostet bei Elektroautos richtig viel Energie, die Abwärme eines Verbrennungsmotors hat der E-Motor schließlich nicht zu bieten. Wie eingangs erwähnt, lassen sich die Verbrauchswerte nicht direkt vergleichen, da es sich bei unseren Testfahrzeugen um Vertreter dreier Fahrzeugklassen handelt.

165 bis 216 Kilometer Reichweite
Und so ist es auch nicht allzuüberraschend, dass mit dem Renault Kangoo Maxi Z.E. das kleinste und leichteste Fahrzeug auch den geringsten Verbrauch aufweist. 13,8 Kilowattstunden auf 100 Kilometer sind ein mehr als ordentlicher Wert und liegen nur knapp über den 12,6 Kilowattstunden, die Renault nach WLTP angibt. Die prognostizierte Gesamtreichweite von 216 Kilometern liegt somit ebenfalls nur knapp unter den 230 nach WLTP.

Dass der VW e-Crafter mit 18,4 Kilowattstunden Durchschnittsverbrauch noch vor dem Mercedes auf Platz zwei landet, ist eine kleineÜberraschung, schließlich ist er deutlich größer und entsprechend schwerer. Die hochgerechnete Gesamtreichweite läge hier bei 186 Kilometern, was sogar satte 46 Kilometer über dem WLTP-Wert von 140 Kilometern liegt, Respekt!

Und der eVito? Nun, der genehmigte sich im Schnitt rund 20 Kilowattstunden. "Rund" deshalb, da Mercedes die Kommastellen im Bordcomputer eingespart hat und auch die App keine detaillierteren Aufschlüsse gibt. Damit liegt die anzunehmende Gesamtreichweite bei 165 Kilometern und über dem WLTP-Wert von 150 Kilometern.

Die Ergebnisse sind gegenüber unseren Elektro-Pkw-Tests freilich insofern zu relativieren, als die Verbrauchsfahrten ohne Zuladung gefahren wurden. Schöpft man die erwähnten Nutzlasten voll aus, wirkt sich das natürlich ebenso auf die Reichweiten aus wie das gefahrene Tempo, das VW zum Beispiel von Haus aus auf 90 km/hbeschränkt. Besser wären 100 km/h gewesen, da man sich so auf der Autobahn -zugegeben nicht das angestammte Revier dieser E-Nutzfahrzeuge -permanent mit den Lkw matcht, was äußerst mühsam ist. Der eVito läuft gar nur 80 km/h, kann aber auf 100 beziehungsweise 120 km/h upgegradet werden. Mit 130 km/h Höchstgeschwindigkeit ist der Renault Kangoo Z.E. für alle heimischen Straßen gerüstet.

Um die leeren Akkus wieder aufzuladen, gibt es unterschiedliche Möglichkeiten. Interessant: Renault und VW setzen auf eine fix eingestellte Rekuperation, die sich mit dem Fahrpedal steuern lassen kann, beim Mercedes geschieht dies über Schaltwippen in mehreren Stufen. Alle Fahrzeuge lassen sich an einer herkömmlichen Schuko-Steckdose laden, was aber bei allendrei Autos rund 17 bis 20 Stunden dauert und somit kein Szenario für den täglichen Einsatz ist.

Sinnvoller ist eine Wallbox, wenngleich keines der Fahrzeuge die volle Ladeleistung abrufen kann. Der Kangoo z.E. lädt nur einphasig und das ist in Österreich - um eine Netz-Schieflast zu vermeiden -nur bis maximal 3,7 Kilowatt erlaubt. Somit liegt die Ladedauer zwischen neun und zehn Stunden, was im Regelfall über Nacht gut machbar wäre. eVito und e-Crafter können immerhin zweiphasig -ideal wäre es, alledrei verfügbaren Phasen zu nutzen - laden, was die Wartezeit auf rund sechs Stunden verkürzt. Als einziges Auto im Vergleich verfügt der e-Crafter zusätzlich über eine Schnelllademöglichkeit. Ein Akkustand von 80 Prozent ist hier nach nur 45 Minuten erreicht, was den täglichen Einsatzradius mitunter deutlich erweitert. Um über den aktuellen Ladestand informiert zu werden, bieten Mercedes und Renault eine Smartphone-App, über die sich das Fahrzeug auch ver-und entriegeln oder die Standklimatisierung aktivieren lässt. Beim VW klappt das (noch) nicht.

Günstiger Unterhalt, hoher Preis
Last but not least kommen wir zum Kostenkapitel. Die Stromkosten - Ladeverluste bis zu 20 Prozent nicht berücksichtigt -liegen auf Basis von 20 Cent pro Kilowattstunde beim Renault bei 2,76, beim VW bei 3,68 und beim Mercedes bei vier Euro auf 100 Kilometer. Auch die Wartungs-und Verschleißkosten sind deutlich niedriger als bei konventionellen Transportern. Dickster Brocken ist ganz klar die Anschaffung. Der Kangoo Maxi Z.E. Complete (inklusive Batterie) kommt auf mindestens 29.350 (alle Preise netto), der Mercedes eVito auf 41.990 und der vollausgestattete VW e-Crafter auf 69.840 Euro. Davon abgezogen werden können Förderungen in der Höhe von 5.000 Euro (höchst zulässiges Gesamtgewicht zwischen zwei und 2,5 Tonnen wie etwa beim Kangoo Z.E.) beziehungsweise 10.000 Euro bei Fahrzeugen zwischen 2,5 und 3,5 Tonnen, also eVito oder e-Crafter.

Ob sich ein elektrischer Transporter wirklich rechnet, muss also genau kalkuliert werden. Sinnvoll ist der Einsatz nur, wenn man mit den Reichweiten das Auslangen findet. Und die werden mit weiteren neuen Modellen – ein Fiat Ducato electric ist mit bis zu 360 Kilometern Reichweite angekündigt – weiter zunehmen.

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