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E-Mobility: Heimspiel mit großen Zahlen

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Die niederösterreichische Wirtschaftsagentur ecoplus veranstaltete heuer bereits zum fünften Mal ihre Fachtagung Elektromobilität. Die hochkarätigen Experten loteten vorhandene Potenziale aus und machten mit eindringlichen Beispielen klar, dass es keine Alternative zur "New Mobility" gibt.

Jedes fünfte in Österreich angemeldete Elektroauto trage ein niederösterreichisches Kennzeichen, stellte Jochen Danninger, Geschäftsführer der ecoplus Wirtschaftsagentur, gleich zu Beginn klar, dass das größte Bundesland nicht am Beginn steht, sondern sich bereits auf den Weg in die Zukunft gemachthat. Niederösterreich verfüge heute mit mehr als 1.200 öffentlich zugänglichen Ladestationen - darunter mehr als 50 Schnelllader -über ein flächendeckendes Netz. Alle 30 Kilometer sei ein öffentlich zugänglicher Ladeanschluss erreichbar. Im Jahr 2019 allein hätten sich die Niederösterreicher schon 1.500 Elektroautos angeschafft. Danningers Keynote eröffnete die Fachtagung E-Mobilität der niederösterreichischen Wirtschaftsagentur ecoplus.

Nicht "ob", sondern "wann"

Wer schon einmal ein Rhetorikseminar besucht hat, kennt die Technik der "großen Zahl": Mit eindringlichen Beispielen oder auf den ersten Blick verblüffenden Tatsachen wird die Aufmerksamkeit der Zuhörer gefesselt. Nun sind Expertentreffen zur E-Mobilität bekanntlich keine Orte kollektiven Zweifelns: Dass sich der dekarbonisierte Verkehr durchsetzen wird, scheint ausgemacht. Und wie um einander noch mehr zu bestärken, wartete mancher Redner mit jeder Menge "großer Zahlen" auf. Etwa Andreas Blin, Geschäftsführer der has to be gmbh, einem App-Anbieter für Ladeinfrastruktur. Er legte dar, dass der chinesische Mobilitätsanbieter Didi (das Uber im Reich der Mittesozusagen) 30 Millionen Fahrten vermittelt - und zwar pro Tag. Blin prognostiziert eine Automobilität, in der sich der Kunde zwar mit den Anbietern, aber nicht mit den Fahrzeugen auskennt, also so wie es in der Luftfahrt heute schon sei: "Jeder kennt die Airline, wenige den Flugzeugtyp."

Mobilitätsformel

Die Formel für eine in Zukunft erfolgreiche Mobilitätswirtschaft laute "M=s*d 2", Mobilität gleich Software mal Dienstleistung zum Quadrat, eine Formel, die er, Blin, zugegebenermaßen von einem anderen Redner auf einer Konferenz abgekupfert habe. Die Karten würden gerade neu gemischt und verteilt, so Blin. Das Engagement von Volkswagen könne für E-Mobilität den Kipppunkt darstellen. Nach zwei Quartalen der Produktion bei VW habe man mehr ID.3 auf den Straßen als Teslas.

Allerdings müsse man verhindern, dass die Ladeproblematik auf den Endkunden abgewälzt würde. "Der Kunde will fahren, nicht laden", warnte Blin vor Inseldenken bei den Infrastruktur-Betreibern. Dieser Gefahr könne mit offenen Schnittstellen und kundengerechter Software als one-stop-shop begegnet werden. Wenn50 Prozent der Wege mit vollelektrischen Fahrzeugen zurückgelegt würden, steige der Energiebedarf insgesamt um nur neun Prozent, rechnete Felix Lehfuß vom Austrian Institute of Technology (AIT) vor.

Eine größere Herausforderung für das Energienetz seien allerdings möglicherweise auftretende Spitzen. Diese könne man durch Ausbau der Netze, aber auch durch "smart charging"-Ladeinfrastruktur bewältigen. "E-Mobilität ist kein Adhoc-Problem", so Lehfuß. Man müsse jetzt beginnen und entsprechendenNetzausbau anstoßen. Grundsätzlich verbrauche ein E-Fahrzeug derzeit im Schnitt 16 kWh/100 km, ein Auto mit Verbrennungsmotor 52 kWh, ersteres sei also deutlich sparsamer.

Dass es keine Alternative zur Elektrifizierung gebe, mahnte Markus Schermann ein. Er ist CEO bei Great Wall Motors Research&Development in Kottingbrunn, wo der chinesische Autoriese vor allem an der Steuerelektronik für Akkus forscht. Dabei lieferte auch er eine "große Zahl", um seine Thesen zu untermauern. Was an Sonnenenergie pro Jahr auf der Erde auftreffe, sei mehr als auf der Erde in Form von fossilen Energieträgern gespeichert sei. Er gehe jedenfalls davon aus, dass das Elektroauto in der Zukunft günstiger sein werde als ein Auto mit Verbrennungsmotor.

Drei Strategien zum elektrischen Schwerverkehr

Was für den Pkw eine "g'mahte Wiesen" zu sein scheint, tut sich am Transportsektor noch deutlich schwerer. Gerald Gregori, Consulter und Vizepräsident der Bundesvereinigung Logistik Österreich, skizzierte drei Strategien zur möglichen Elektrifizierung schwerer Lkw. Damit die Batterie sich weiter durchsetzen könne, seien vor allem das Unterschreiten der Preisgrenze von 100 US-Dollar pro Kilowattstunde Kapazität, aber auch ausreichend potente Schnelllademöglichkeiten wichtige Faktoren. Die Wasserstofftechnologie habe den Vorteil einer sehr hohen Energiedichte, dem stünde allerdings der Nachteil einer nicht vorhandenen Infrastruktur gegenüber. Aus Klimasicht müsse man auch bedenken, dass nur "grün erzeugter" Wasserstoff auch klimaschonend sei.

Der "E-Highway" schließlich, bei dem die Fahrzeuge über Oberleitungen mit Strom versorgt werden, sei trotz teurer -ebenfalls noch nicht vorhandener -Infrastruktur ein realistischer Lösungsansatz, da nur kleine Akkus in den Fahrzeugen benötigt würden und deshalb hohe Nutzlasten möglich seien. Er gehe für die Zukunft von einem Mix aller drei Varianten aus, so Gregori, der auch die vergünstigten Mauttarife für wasserstoff-und batterieelektrisch betriebene Lkw ab 2020 begrüßte. "Die Tarife sind noch nicht das, was die Branche möchte, aber wir kommen runter".

Geteiltes Auto ist halber Verkehr?

Wie man die breite Masse von der Elektromobilität überzeugen kann? Man müsse einen Vorteil für den Endverbraucher schaffen, fordert Dipl.-Ing. Oliver Danninger vom Amt der Niederösterreichischen Landesregierung. Wenn Mobility as a Service sich durchsetzen solle, müsse eine möglichst reibungslose Dienstleistung, aber auch niedrige Kosten und Verlässlichkeit gegeben sein.

Danninger sprach sich bei künftigen Mobilitätsdienstleistungen für einen Mix aus marktbasierten und von der öffentlichen Hand getragenen Services aus. Einige Anbieter solcher Services - etwa die Consulting-Agentur im-plan-tat - präsentierten erfolgreiche Projekte: etwa die Umstellung oder Erweiterung von Firmenfuhrparks auf beziehungsweise mit öffentlichen Carsharing-Angeboten. Dabei zeige sich, dass die Nutzer nach und nach Vertrauen in die E-Mobilität fassen. "Die Menschen trauen sich erst nach einer gewissen Zeit, das Elektroauto auch für längere Strecken zu nehmen, das sehen wir deutlich am Nutzerverhalten", so Lisa Weissinger von im-plan-tat.

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