Kia EV3 – schon gefahren: Kein Jausengegner
Mit dem EV3 bringt Kia den kleinen Bruder des Flaggschiffs EV9. Die Optik ist speziell, Platzangebot, Reichweite und Bed...
Es war eines der größten Talente des Erfinders Gottlieb Daimler, immer neue Anwendungsgebiete für seinen Motor zu finden. So stieß er auf das Motorrad, auf die Motor-Draisine, auf eine motorisierte Feuerwehrspritze und auch im Jahr 1896 auf den Lkw.
Pragmatismus prägte die Konstruktion des ersten Lkw der Welt, der wie eine Kutsche mit Motor und ohne Deichsel aussah. Der „Phoenix“ genannte, vier PS starke Zweizylinder-Heckmotor mit 1,06 Liter Hubraum stammte aus dem Pkw. Ihn kombinierte Daimler mit einem Riemenantrieb auf die Hinterachse. Dort saßen zudem Schraubenfedern, die die Erschütterungen vom empfindlich reagierenden Motor fernhielten. Schließlich rollte das Fahrzeug auf harten Eisenreifen.
Per Kette lenkte Daimler die blattgefederte Vorderachse. Wie bei einer Kutsche saß der Fahrer vorne auf dem Fahrerbock. Der Motor befand sich am Fahrzeugheck. Der Verbrauch des Benziners lag bei ungefähr sechs Litern pro 100 Kilometer. In der damaligen Terminologie hieß das „0,4 Kilogramm pro PS und Stunde“.
Bemerkenswert ist, dass der erste Lkw die heute noch vor allem in Baufahrzeugen üblichen Außenplanetenachsen schon 125 Jahre vorwegnahm: Denn das Riemengetriebe schickte die Kraft des Motors auf eine quer (zur Längsachse des Wagens) montierte Welle, deren beide Enden mit einem Ritzel versehen waren. Jedes dieser Ritzel griff nun seinerseits in die Innenverzahnung eines Zahnkranzes, der mit dem anzutreibenden Rad fest verbunden war. So funktionieren im Prinzip seither die Außenplanetenachsen der schweren Mercedes-Benz Lkw bis zur aktuellen Arocs-Baureihe.
1898 verlegten Gottlieb Daimler und Wilhelm Maybach beim Sechs-PS-Fahrzeug den bis dahin am Heck postierten zweizylindrigen Phoenix-Motor unter den Fahrersitz, wobei das Viergang-Riemengetriebe ebenfalls nach vorn wanderte. Doch ließ auch diese Lösung noch einige Wünsche offen. Noch im gleichen Jahr bekam der Lkw dann schließlich jenes Gesicht, das ihn vom Pkw erstmals deutlich unterschied und den Weg zu immer höherer Leistung und Nutzlast ebnen sollte: Der Motor fand seinen Platz nun ganz vorn, war vor der Vorderachse angeordnet und gab seine zehn Pferdestärken über ein Viergang-Zahnradgetriebe sowie durchgängige Längswelle und Ritzel an die Innenzahnkränze der eisenbereiften Hinterräder weiter.
Entscheidend verbesserte Daimler bei diesen Fahrzeugen aber nicht nur den Triebstrang, sondern auch den Motor selbst. Statt einer Glührohrzündung entflammte nun die neue Niederspannungs-Magnetzündung von Bosch das Benzin-Luft-Gemisch in den Kolben des 2,2-Liter-Zweizylinders, und auch der Kühler griff auf ein vollkommen neues Konstruktionsprinzip zurück.
Gottlieb Daimler ließ – wahrscheinlich wegen der vielen Neuerungen – erstmal Vorsicht walten, bevor er mit dem neuen Fünftonner an die Öffentlichkeit ging. „Kundenerprobung" hieße jenes Testverfahren heute, dem er das für damalige Verhältnisse hochmoderne Fahrzeug unterzog. Monatelang setzte Daimler seinen neuen Fünftonner den täglichen Strapazen des Betriebs in einer Heidenheimer Ziegelei aus und stellte die erkannten Schwächen konsequent ab.
Der erste Käufer des ersten Lkw findet sich aus dem Mutterland der Industrialisierung: England. Trotzdem soll es aber noch bis zum Jahr 1901 dauern, bis sich bei einem Vergleichstest in Liverpool ein Lkw dem damals auf der Insel üblichen Dampflastwagen als überlegen erweist.
Auch in Paris war der Daimler-Lkw ein gern gesehener Gast. Gottlieb Daimler nahm den weiten Weg ins pulsierende Paris auf sich, um auf der Weltausstellung die Werbetrommel für das neue Produkt zu rühren. Dort fand im Anschluss an einen vom Automobil-Klub Frankreich durchgeführten Wettbewerb „Motorwagen für den Stadtverkehr" eine Automobil-Ausstellung in den Tuileriengärten statt, auf der Gottlieb Daimler den neuen Fünftonner sowie einen vier PS starken Riemenwagen präsentierte. „Große Menschenmengen, viele Wagen aller Art und unser Lastwagen gefallen sehr", notierte Daimlers Gemahlin Lina zufrieden im Juni 1898.
Die zweite Generation der von 1899 bis 1903 gefertigten Daimler-Lkw setzte sich aus Grundtypen mit 1,25 bis 5,0 Tonnen Nutzlast zusammen, deren Motorisierung per Zwei- und Vierzylinder von vier bis zwölf PS reichte.
Im Detail sieht das nahezu lückenlose Programm der DMG ab 1905 so aus: leichte Laster mit drei Nutzlastklassen von 500 über 1000 kg bis 1500 Kilogramm Nutzlast, die ihre treibende Kraft aus Zweizylindermotoren mit acht bis 16 PS beziehen. Vierzylinder mit 16 bis 35 PS befeuern die schwere Klasse mit zwei bis fünf Tonnen Nutzlast.
Den Sprung vom Transporter zum gestandenen Lkw wagte Karl Benz im Jahr 1900. Aus drei Modellen bestand das erste Sortiment: Mit einem fünf bis sieben PS starken Einzylinder war die leichteste Variante (1250 Kilogramm Nutzlast) bestückt, der Mittelschwere für 2,50 Tonnen Nutzlast bediente sich eines zehn PS starken Einzylinders, und der Schwere für 5,0 Tonnen Nutzlast kam mit einem Zweizylinder-Contra-Motor daher, der es auf 14 Pferdestärken brachte. Allen drei war gemeinsam, dass der Motor nicht mehr am Heck, sondern nun vorne und liegend angeordnet war und die Hinterachse per Vierganggetriebe und Kette antrieb.
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