Test: Seat Leon TSI
Seat hat seine neue sympathische Rolle gefunden. Einfach gute Autos zu bauen, wie den Leon mit 115-Benzin-PS und Schaltg...
Seit Herbst 2012 gibt es die ersteöffentliche Wasserstofftankstelle in Österreich. FLOTTE & Wirtschaft hat das derzeit einzige Wasserstoff-Auto im Land einem Test unterzogen.
Bis vor Kurzem warÖsterreich Wasserstoff-freie Zone, zumindest was die öffentlichen Tankstellen anbelangt. In der Shuttleworth-Straße im 22. Wiener Bezirk besteht seit Mitte Oktober 2012 die Möglichkeit, Wasserstoff-Fahrzeuge zu betanken. Allein, es gibt bis dato keine solchen Fahrzeuge, mit Ausnahme jener Mercedes B-Klasse, die die OMV geleast hat. Und genau dieses Auto stand uns für einen Test zur Verfügung.
Wäre nicht die auffällige Beklebung, würde kaum jemand eine solch spezielle Technik unter dem Blechkleid vermuten. Auch das Interieur entspricht -mit Ausnahme der Armaturen -dem Serienmodell des Vorgängermodells der B-Klasse.
Seit 2010 in Kleinserie
Vorgängermodell deshalb, da die Kleinserie "F-CELL" bereits seit 2010 auf den Straßen rollt, einige Fahrzeuge auch bei der OMV in Deutschland. Käuflich zu erwerben sind diese als Versuchsträger ausgelegten Autos nicht, nach Ende der Leasingdauer gehen sie zurück zu Mercedes Benz. Während BMW das Wasserstoffprojekt mit dem Hydrogen7 Ende 2009 mangels neuer Erkenntnisse eingestellt hat, ist für Mercedes eine größere Flotte an Fahrzeugen denkbar, so die nötige Infrastruktur auch vorhanden ist.
Daimler-Boss Dr. Dieter Zetsche glaubt an das Potenzial der Brennstoffzelle, die als Energietauscher Wasserstoff in elektrischen Strom verwandelt. Daimler engagiert sich gemeinsam mit der Linde-Group auch für den Ausbau des Wasserstoff-Tankstellen-Netzes um das "Henne-Ei-Problem" zu lösen.
Es bleibt nur Wasserdampf
Zurück zum Testauto. Der Dreh am Zündschlüssel bewirkt akustisch zunächst gar nichts. Es bleibt mucksmäuschenstill. Stellt man den Wählhebel auf D und tritt behutsam aufs Gaspedal, setzt sich die B-Klasse geräuschlos in Bewegung, so wie man es von Elektroautos kennt. Im Unterschied zu diesen muss der Minivan aber nicht regelmäßig an die Steckdose. Die Brennstoffzelle ist, vereinfacht ausgedrückt, ein ins Fahrzeug integriertes Mini-Kraftwerk, das den Strom zum Fahren produziert.
Das System besteht aus 4 Komponenten. Der Wasserstoff wird in speziellen Druckgasbehältern bei circa 700 bargespeichert, diese Tanks fassen bis zu 3,7 kg Wasserstoff. Im sogenannten Brennstoffzellen-Stack reagiert Wasserstoff mit Luft und produziert Strom. Als einzige Emission dieses Vorgangs entsteht einfacher Wasserdampf. Dieser Strom wird in der Lithium-Ionen-Batterie gespeichert und bei Bedarf an die4. Komponente, den Elektromotor, weitergeleitet. Der Elektromotor leistet bis zu 100 kW und kann seine Energie nicht nur aus der Batterie, sondern auch direkt aus der Brennstoffzelle beziehen. Die Beschleunigung erfolgt äußerst zügig und auf der Autobahn lässt sich das Tempolimit von 130 km/h locker knacken.
Knapp 400 km Reichweite
Was in der Theorie reichlich kompliziert klingt, erweist sich in der Praxis als völlig simple Art der Fortbewegung. Die Reichweite der Mercedes B-Klasse F-CELL (engl. Fuel-Cell für Brennstoffzelle) beträgt knapp 400 Kilometer und ist in der Praxis, wie bei allen anderen Energieformen, auch stark vom Einsatzgebiet und dem Fahrer abhängig. Der werksseitig angegebene Durchschnittsverbrauch liegt bei 0,97 Kilogramm Wasserstoff auf 100 Kilometern, bei unserem Praxistest lag der Verbrauch zwischen 1,1 und 1,3 Kilogramm. Womit sich natürlich die Frage stellt, was denn so ein Kilogramm Wasserstoff eigentlich kostet.
Ausbau der Infrastruktur
In der Shuttleworth-Straße zahlt man aktuell 90 Cent für 100 Gramm, sprich 9 Euro pro Kilogramm. Der Preis orientiert sich am deutschen Markt, wo es Mitte 2012 15 öffentliche Wasserstofftankstellen gab. Bis 2015 soll die Zahl auf 50 wachsen, woran auch Autohersteller wie Mercedes stark interessiert sind. Orientiert mansich am Normverbrauch, so bewegen sich die Treibstoffkosten bei 9 Euro auf 100 Kilometern, was bei einem Spritpreis von 1,5 Euro pro Liter umgerechnet einem Verbrauch von 6 Litern fossilem Treibstoff entsprechen würde. Bei einer verbesserten Infrastruktur und mehr Fahrzeugen würde dieser Preis allerdings noch sinken und Brennstoffzellen-Autos auch wirtschaftlich interessanter machen. Prof. Dipl.-Ing. Dr. Bernhard Geringer, Vorstand des Institutes für Verbrennungskraftmaschinen und Kraftfahrzeugbau an der TU Wien und Kolumnist bei FLOTTE&Wirtschaft schätzt, dass weltweit bis 2015 lediglich 5.000 Wasserstoff-Autos unterwegs sein werden.
Noch ein teures Vergnügen
Ein großes Fragezeichen steht derzeit noch hinter dem Preis der Autos selbst. Experten gehen davon aus, dass allein der Preis der Brennstoffzelle bei rund 100.000 Euro liegt. Optimistische Prognosen räumen Wasserstoff-Autos in 10 Jahren Marktchancen ein, andere sehen das Konzept überhaupt erst ab 2030 als realistisch in der Großserie. Last but not least sind auch Energieunternehmen wie die OMV -Forschungsprojekte laufen bereits - gefordert, den Wasserstoff nicht wie derzeit üblich aus fossilen Energieträgern, sondern verstärkt aus erneuerbaren Energien wie Sonne, Wasser und Wind zu gewinnen, um aktiv zur Nachhaltigkeit beizutragen.
Fazit: Wer das Brennstoffzellen-Auto gefahren ist, hofft, dass es diese Technik bald zur Serienreife schafft.
(Von Stefan Schmudermaier)
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