Test: VW ID.7 Tourer
Auch wenn der Passat gerade neu auf den Markt gebracht wurde, der ID.7 Tourer ist so etwas wie der legitime Nachfolger. ...
Es gibt Momente, in der selbst die tapferste Theorie von der beinharten Realität ausgebremst wird, da hier Logik nicht immer funktioniert. Und meist liegt das an einem unberechenbaren Faktor: dem Kunden.
Michael Fleiss ist ein schlauer Mann. Der CEO von Volvo/Geely in Europa skizzierte im Rahmen des 45. Internationalen Wiener Motorensymposiums zum Beispiel das ideale Elektroauto. Der Akku reicht für 200 Kilometer Fahrtstrecke, alles andere wäre unnötig und nur Gewicht in Form sündteurer seltener Erden, die man die meiste Zeit nur spazieren fährt. Schließlich fährt kaum jemand mehr an einem Tag. Und am Abend kann man ja wieder nachzapfen. Zudem wäre so ein Mobil aufgrund der kleinen Batterie schön leicht und schön günstig, die Herstellung wenig energieintensiv und so weiter. Ohne überlegen zu müssen, muss man Herrn Fleiss beipflichten.
Soll es aber einmal weiter weg gehen, wäre auch das kein Problem, da es intelligenter ist, öfter Ladestopps einzulegen, um möglichst schnell den Stromspeicher mit frischen Ampere wieder zu füllen. Auch hier möchte ich ihm zustimmen, es tauchen aber erste Zweifel am Horizont des guten Willens auf, ob sich dieser heroische Plan jemals umsetzen lassen könnte. Denn spätestens jetzt kollidiert selbst die tapferste Theorie mit der bunten Praxis, die leider ein ganz anderes Liedchen singt. Und zwar gleich in mehreren Strophen. Zuerst bräuchte man – rein theoretisch – für diesen Plan deutlich mehr Schnelllader allerorts und entsprechend dimensionierte Leitungen, um dem Ansturm gewachsen zu sein. Dann aber – so lehrt uns leider die Realität – kämpft der geneigte Elektromobilist mit nicht funktionierenden Ladepunkten genau so wie mit rebellierenden Ladekarten und Ladeleistungen zahlreicher Modelle, die nicht einmal annähernd dem entsprechen, was die Prospekte versprechen.
Natürlich, könnte man jetzt sagen, dass das nur temporäre Probleme wären. Aber wie uns die Geschichte der Technik lehrt, scheitert selbst die genialste Erfindung an einem Faktor, der nie wirklich einkalkuliert werden kann: dem Wunsch des Konsumenten. Was früher das Kofferraumvolumen und noch früher die Beschleunigung von Null auf 100 war, ist heute nun einmal die theoretische Reichweite des Stromers das Argument, das beim Kauf zieht wie kein anderes. Der zahlende Kunde will das einfach, so unlogisch das für viele schlaue Köpfe auch klingen mag. Als zum Beispiel jeder einen Diesel wollte, hatte das nur in Ausnahmefällen etwas mit echtem Benötigen zu tun, meist wäre ein schlanker Benziner die schlauere Wahl gewesen. Oder der Kombi, dessen Kofferraum eh meist nur leer war und es die günstigere Limousine auch getan hätte.
Und obwohl ich Logik über alles schätze, kann ich die zahlende Klientel durchaus verstehen, vor allem bei der Reichweite. Denn abgesehen davon, dass kaum einer die höheren Strompreise zahlen wollen würde, weil die Vielzahl an Megachargern ja auch irgendwie finanziert werden müssen – im Vergleich zu den Dieseln und den Kombis geht es hier um eine essenzielle Eigenschaft des Automobils: das Ankommen. Oder besser: das Weiterkommen. Was ich damit sagen möchte: Es stimmt schon, dass man mit modernen BEV immer ans Ziel kommt. Aber ob man von dort auch wieder wegkommt, ist eine andere Story. Die oben erwähnten Probleme mit den nicht überall verlässlichen Ladesäulen bedeuten nämlich, dass die Reichweiten der BEV nie voll genutzt werden können. Man muss also immer einen gewissen Kilometerpolster einrechnen, um nicht in irgendeinem anonymen Industriegebiet zu stranden.
Doch bitte verstehen Sie mich nicht falsch: Herr Fleiss hat mit seinen Plänen definitiv Recht. Das Problem ist nur, dass der zahlende Kunde halt immer rechter hat.
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