VERLAG TEAM KONTAKT MEDIADATEN ABO
logo

RDKS: System-Unterschiede

main-photo

Prof. Dipl.-Ing. Dr. Bernhard Geringer ist Vorstand des Instituts für Fahrzeugantriebe und Automobiltechnik der TU Wien. Er gilt international als einer der renommiertesten Experten für Fahrzeug-und Motorentechnik.

Die Europäische Kommission hat in ihrem Weißbuch aus 2011 das Ziel der "Vision Null Unfalltote bis 2050" dargelegt. Um dieses häre Ziel zu erreichen, muss die Fahrzeugtechnik einen wichtigen Beitrag zur Verbesserung der Sicherheitsbilanz des Straßenverkehrs leisten. Die Einführung von Reifendrucküberwachungssystemen stellt dabei einen weiteren wichtigen Schritt dar, um die Verkehrssicherheit zu erhöhen. Ab 1. November 2014 müssen alle Neufahrzeuge -Pkw und leichte Nutzfahrzeuge -mit einem Reifendruckkontrollsystem (kurz RDKS bzw. englisch TPMS für tire pressure monitoring systems) ausgestattetwerden. Praktisch gibt es verschiedene direkte und indirekte technische Lösungen zur Erfüllung dieser Vorschrift.

Direkte Systeme sind präziser

Direkte Systeme bestehen aus einem Drucksensor, einem Sender und einer Energieversorgung, appliziert in jedem Rad, sowie einem fahrzeugseitigen Empfänger zur Datenübermittlung an die Bordelektronik mit entsprechender Signalverarbeitung und Ausgabe am Bordcomputer. Die Vorteile der direkten Systeme liegen in der präzisen und unmittelbaren Echtzeit-Druckerfassung sowie der Möglichkeit einer genauen Einstellung des Sollbereichs für den Reifendruck. Die Nachteile sind die relativ hohen Kosten, da jedes Rad eine eigene Messeinheit braucht -auch Winterreifen und sinnvollerweise genauso das vollwertige Reserverad. Zusätzlich ist die durch den Sensor bedingte Unwucht zu kompensieren und das System muss nach jedem Radwechsel neu konfiguriertbzw. kalibriert werden.

Indirekte Messungüber ABS-Sensorik

Da die geltenden Genehmigungsvorschriften (ECE Regelung Nr. 64) für Fahrzeughersteller hinsichtlich Reifendrucküberwachungssystem konstruktiven Spielraum lassen wie etwa: Bei "plötzlichem Druckverlust" muss die Warnung innerhalb von 10 Minuten, bei schleichendem Druckverlust dagegen erst nach 60 Minuten erfolgen, dies, nachdem der Betriebsdruck in einem der Fahrzeugreifen um 20 Prozent gesunken ist. So sind auch indirekte Überwachungssysteme einsetzbar, die über das ABS die Drehzahl der Räder über den Luftdruck erfassen. Das Funktionsprinzip dieses Systems beruht einerseits darauf, dass weniger Luftdruck einen kleineren Abrollradius und somit eine dauerhaft höhere Raddrehzahl bedingt und andererseits detektiert es den radindividuellen, druckabhängigen Schwingungszustand der Räder. Dadurch kann auch langsamer Druckverlust an allen Rädern erkannt werden.

Preis-und Handlingvorteil für die indirekten Systeme

Vorteil der indirektenÜberwachung ist die bessere Kosteneffizienz und, dass bei Radwechsel auf keine spezielle Ausrüstung und Kompatibilität geachtet werden muss. Nachteil ist das langsamere Erkennen eines Druckabfalls und dass das System keinen absoluten Druckmesswert ausgeben kann. Mit der Einführung der Regelung ab November kommt insbesondere auf die Reifenhändler und Fachwerkstätten eine große Zusatzaufgabe hinzu: Für direkte Mess-Systeme müssen jeweils für das spezielle Fahrzeug bzw. deren Fahrzeugelektronik passende Sensoren in die Räder verbaut und die Elektronik darauf justiert werden. Weiters muss auf den Zustand der Batterien in den Sensoren geachtet werden.

RDKS-Fehler ab 2017 schwerer Mangel

Gesetzlich gibt es momentan eine Grauzone, was die Betriebsfähigkeit des Fahrzeuges bei Ausfall des RDKS betrifft: In Österreich gilt dieser derzeit noch als leichter Mangel, in Deutschland dagegen bereits als erheblicher. Mit 2017 kommt diese Einstufung des erheblichen Mangels auch bei uns, wodurch das Fahrzeug die Betriebserlaubnis nach aktueller Gesetzeslage verlieren würde. Schließlich darf auch der Preis der Sensoren für die Räder nicht außer Acht gelassen werden.

Das Fazit

Zur Hebung der Verkehrssicherheit und des Kraftstoffverbrauches ist die Einführung eines Reifendruckkontrollsystems (RDKS) ein weiterer, sehr sinnvoller Baustein. Die beiden technisch verfügbaren Lösungen haben Vor-und Nachteile. Insbesondere das direkt mit einem Sensor messende System zeigt sehr genau die Reifendruckwerte jedes einzelnen Reifens an, braucht aber spezielle Sensoren in den Rädern; das indirekte System zeigt ebenso verlässlich unzureichenden Luftdruck an. Für den Konsumenten stehen damit sehr praxisorientierte und leicht handhabbare Systeme zur Verfügung. Die Notfallsysteme befreien den Autofahrer zwar nicht von regelmäßigen Kontrollen des Soll-Reifendrucks, im Falle eines klassischen Reifenschadens wird aber unverzüglich gewarnt und somit werden gefährliche Situationen bis hin zu Reifenplatzern auf der Autobahn sicher vermieden. Ein deutlicher Sicherheitsgewinn zum Preis der zusätzlichen Technik. Dies sollte uns der Mehraufwand wert sein.

Letzte Meldungen

Mehr lesen >>

Aktuelle Fahrzeugtests

Mehr lesen >>
  • Kia EV3 – schon gefahren: Kein Jausengegner

  • Test: Honda e:Ny1

  • Schon gefahren: Ford Capri

  • Schon gefahren: Nissan Interstar

  • Test: Lexus LBX

  • Schon gefahren: Cupra Terramar

  • Dauertest-Abschluss: Toyota bZ4X

  • Test: Suzuki Swift Hybrid

  • Schon gefahren: Renault 5 E-Tech Electric

  • Test: Kia Sorento 2,2 CRDi

Newsletter
Mit dem FLOTTE-Newsletter immer informiert bleiben!
Logo

Kommende Veranstaltungen

FLEET Convention 2025

Time: 24/06/2025

Location: Hofburg Wien

A&W Tag 2025

Time: 14/10/2025

Location: Hofburg Wien

© 2024 A&W Verlag GmbH All Rights Reserved Developed by itMedia