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Studie: BEV am Massenmarkt angekommen

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Bild von Bruno auf Pixabay

Mit einem Marktanteil batterieelektrischer Autos von 18 Prozent ist Österreich weltweit in führender Position. Andere Länder liegen hier deutlich dahinter.

Marktanteile wie nie zuvor, eine Produktion, die wieder Fahrt aufnimmt bei gleichzeitig leichtem Rücklauf der Aufträge – das sind drei Kernaussagen des „Electric Vehicle Sales Review“, durchgeführt von Strategy&, der Strategieberatung von PwC, für den die Neuzulassungszahlen in weltweit 20 ausgewählten Märkten ausgewertet werden.

Österreich nimmt hierbei eine echte Vorreiterposition ein: So wurden im zweiten Quartal 2023 mit 12.137 Stück um 65,6 Prozent mehr BEVs verkauft als im Vorjahreszeitraum, in dem der Zuwachs bei 56,8 Prozent (11.235 Stück) lag. Damit erreichen batterieelektrische Fahrzeuge im ersten Halbjahr mit insgesamt 23.372 Exemplaren einen Marktanteil von 18,4 Prozent und durchbrechen somit die Schwelle zum Massenmarkt. „Damit wird – trotz der zwischenzeitigen Energiekrise mit gestiegenen Stromkosten – zunehmend klar, dass Elektromobilität auf dem Weg ist, im Individualverkehr zu dominieren. Diese Entwicklung wird durch einen kontinuierlichen Ausbau der Ladeinfrastruktur unterschiedlicher Akteure stark gestützt. Damit die Mobilitätswende aber auch zur Klimawende beiträgt, ist der Ausbau der erneuerbaren Energieversorgung eine dringende Voraussetzung“, sagt Johannes Schneider, Partner bei Strategy& Österreich.

Vollhybrid am beliebtesten
Am liebsten greifen Herr und Frau Österreicher aber zu hybriden Fahrzeugen mit einem Marktanteil von 20,6 Prozent. Insgesamt wurden in den vergangenen sechs Monaten 26.079 Hybrid-Modelle neuzugelassen, Plug-In-Hybride (PHEV) machen mit 8.812 Stück sieben Prozent aus. In Summe bringen elektrifizierte Fahrzeuge (BEV, PHEV, Hybride) mit 58.263 Exemplaren einen Anteil von 46 Prozent am Gesamtmarkt auf.

Globaler Mainstream-Markt
Etwas anders sieht es weltweit aus. Da liegt der von 12,7 Prozent für BEV allerdings deutlich darunter, zeigen aber ein signifikantes Wachstum von 38,6 Prozent im Beobachtungszeitraum. Die drei größten europäischen Märkte – Frankreich, Deutschland und das Vereinigte Königreich – befinden sich am Wendepunkt zum Mainstream-Markt mit einem BEV-Anteil von jeweils etwa 16 Prozent und Zuwächsen zwischen 32 Prozent und 48 Prozent. Die Gründe hierfür liegen vor allem an der Sättigung der jeweiligen Märkte begründet. So wiesen Norwegens BEV-Verkäufe mit zwei Prozent das geringste Wachstum auf (Marktanteil bereits bei 83,1 Prozent, im Gegensatz zum Beispiel zu Indonesion, wo sich die BEV-Verkäufe verzehnfacht haben, wenn auch ausgehend von einer niedrigen Basis von weniger als 500 Einheiten.

Rabattschlacht erreicht Europa
Gemischte Gefühle weckt die aktuelle Lage bei europäischen Autobauern. Die Produktion zieht jetzt zwar wieder an, zugleich gingen die Auftragseingänge leicht zurück. Ist es nun schlauer, die Produktion zu drosseln oder Fahrzeuge stärker zu rabattieren? Am deutschen Markt setzt man zum Beispiel verstärkt auf Rabatte. So erhöhte sich der durchschnittliche Preisnachlass für BEVs zum Beispiel im Premiumsegment innerhalb eines Monats um 26,6 Prozent und betrug im Juli dieses Jahres 13,8 Prozent.

Die chipmangelbedingte Verschnaufpause, die das BEV-Angebot künstlich verknappt und nicht zuletzt europäischen Herstellern große Gewinne beschert hat, ist vorüber. Mit dem Eintritt in den Massenmarkt herrschen nun auch im Elektrosegment normale Marktbedingungen – mit allem, was dazu gehört“, sagt Günther Reiter, Automotive Leader bei PwC Österreich. „Die Early-Adopter und Überzeugungskäufer haben sich eingedeckt. Nun greifen die Mainstreamkäufer zu, die jedoch härtere Kriterien hinsichtlich Produkt und Preis anlegen. Die europäischen OEMs werden aktuell in einen Preiskampf gezwungen, den sie nur bestehen können, wenn sie noch Puffer bei den Kosten haben. Am Ende werden jene Marken als Sieger vom Feld gehen, die ihre Lieferketten wie beim Verbrenner üblich kontrollieren und mit alltagstauglichen Fahrzeugen im Volumenmarkt überzeugen.“

Neue Player
Interessant auch, welche Fahrzeuge wo gerne genommen werden: Während deutsche Autobauer ihre dominierende Position am chinesischen Gesamtmarkt im vergangenen Quartal räumen mussten, können sie auf ihrem Heimatmarkt ihre Stellung behaupten. Im Juni kommen sie zusammen auf mehr als 45 Prozent Marktanteil und machen drei der fünf am meisten verkauften Automarken aus. Der erfolgreichste chinesische Produzent MG kommt auf 3,7 Prozent Marktanteil. Der MG 4 belegt beim Ranking der beliebtesten BEV-Modelle in den vier wichtigsten EU-Märkten Deutschland, Frankreich, Italien und Spanien im ersten Halbjahr 2023 allerdings bereits den siebten Platz und liegt damit vor dem Volkswagen ID.3, Renault Megane Electric und Audi Q4 e-tron. Dominiert wird das Ranking vom Tesla Model Y, gefolgt vom Fiat 500e auf Platz 2 und dem Volkswagen ID.4 und ID.5 auf Platz 3.

Oligopolbildung
Kurz bevor steht auch der Startschuss der Batteriezellfertigung in Europa. Der chinesische Marktführer CATL hat im thüringischen Arnstadt ein Werk mit einer jährlichen Speicherkapazität von 14 Gigawattstunden eröffnet. Ein noch größeres Werk ist in Ungarn geplant. „Mit dem Ausbau der Batteriezellfertigung in Europa macht der Hochlauf der E-Mobilität einen großen Sprung nach vorne. Allein mit der deutschen Produktionskapazität von CATL können 200.000 Plug-In-Hybride ausgerüstet werden und damit ein knappes Fünftel aller in Deutschland produzierten Fahrzeuge. Gerade die deutschen Hersteller stehen nun allerdings vor der Frage, ob sie sich in eine starke Abhängigkeit von Batteriezulieferern begeben sollen, die mit günstigen Konditionen bei Exklusivabnahmen locken, um in der aktuell kritischen Phase Kosten zu senken. Oder ob sie dem Werben widerstehen und durch den Aufbau eigener Fertigung die strategische Kontrolle über die Lieferketten langfristig zurückzuerlangen“, so Schneider weiter.

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