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Zukunft des Autos - IAA 2015

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Prof. Dipl.-Ing. Dr. Bernhard Geringer ist Vorstand des Instituts für Fahrzeugantriebe und Automobiltechnik der TU Wien. Er gilt international als einer der renommiertesten Experten für Fahrzeug- und Motorentechnik.

Das Auto steht zunehmend im Fokus, aber gleichzeitig auch vermehrt in der Kritik in derÖffentlichkeit. Klimawandel, Urbanisierung und Luftqualität sind Kriterien, die oft im Widerspruch zu der zunehmenden weltweiten individuellen Mobilität und damit dem Segen, aber auch den Herausforderungen durch die Autos stehen. Die im zweijährigen Rhythmus stattfindende internationale Automobil-Ausstellung (IAA) in Frankfurt ist ein Gradmesser der Innovationen zum Pkw und deshalb ein wichtiger Meilenstein des aktuellen Fortschrittes.

Autonomes Fahren

Dieses Jahr gab es nicht ein, sondern gleich mehrere Highlights, die von Industrie und Politik hervorgestrichen wurden, um die großen - um nicht fantastischen sagen zu müssen - Weiterentwicklungen und revolutionären Innovationsschritte rund ums Automobil zu beschreiben. Der Aufhänger war das fahrerlose Fahren, auch als autonomes oder auch teilautonomes Fahren bezeichnet. Der Wunsch vieler Autofahrer - aber auch der öffentlichen Meinung - ist die Fähigkeit, dass mein Pkw jederzeit und verlässlich selbstständig pilotieren kann. Ich gebe dem System nur mein Ziel und vielleicht die ein oder andere Streckenoption an und das Ding fährt allein. So wie früher das Pferd selbstständig den Reiter von der Kneipe heimbrachte.

Fehlende Infrastruktur und Rechtslage

Dieser Wunsch ist bei heutigen Straßenverhältnissen, Staus, schlechtem Wetter und ermüdendem langsamen Dahingleiten verständlich, aber leider noch lang nicht in Reinform Realität. Die technischen Voraussetzungen - vor allem auf Fahrzeugebene - sind schon sehr weit gediehen. Die Infrastruktur zur Kommunikationsmöglichkeit mit den intelligenten Fahrzeugen (car to x) existiert aber nicht. Auch die Kommunikation der Fahrzeuge untereinander (car to car) ist noch lang nicht Realität. Aber am wenigsten bereit für das fahrerlose Fahren ist unser Rechtssystem. Die Haftungsfrage (Wer ist im Falle eines Unfalles nun zu belangen: der untätige Fahrer oder das autonome Fahrsystem und damit der Hersteller?) ist weltweit noch komplett ungeklärt und erfordert eine klare und hoffentlich einheitliche Festlegung.

Immer mehr Assistenzsysteme

Viel weiter ist das unterstützende Assistenzsystem des Fahrers: Bis auf Weiteres hat dieser die alleinige Verantwortung über das Fahrzeug. Ihm stehen aber immer leistungsvollere und intelligentere elektronische Hilfssysteme wie Abstandsradar, Notbremsassistent, Nachtsichtsystem, Spurführassistent oder die Einparkhilfe bishin zum automatischen Einparkassistenten zur Verfügung. Alle diese Systeme sind nicht vollautonom, aber helfen effektiv, bis hin zum teilautonomen Übernehmen (z. B: Spurführung für kurze Zeitbereiche). Die Weiterentwicklung solcher elektronischen Fahrunterstützungen ist sehr sinnvoll, um sowohlden Fahrer oder die Fahrerin zu unterstützen beziehungsweise zu entlasten und damit teils drastisch die Sicherheit zu erhöhen. Man denke nur an die leidvollen Auffahrunfälle von Lkw auf stehende Kolonnen mit schwersten Verletzungen oder Todesfolgen. Auch wenn das vollautonome Fahrzeug noch Wunschvorstellung ist und vielleicht auf Autobahnen in zehn bis 15 Jahren umgesetzt werden kann, die Weiterentwicklung der Assistenzsysteme hin bis zum allein fahrenden Fahrzeug wird bis dahin enorme Sicherheitsgewinne und weiter sinkende Zahlen an Toten und Verletzten im Straßenverkehr bringen.

Diversifizierung bei Karosserie und Antrieb

Neben diesem Topthema war auf der IAA ein weiteres Auffächern in verschiedenste Fahrzeugvarianten (von der Limousine über Cabrio bis zum SUV und Roadster) und ebenso ein starkes Diversifizieren in den Antriebstechniken zu sehen. Es ist nicht mehr die Frage, ob es zukünftig nur mehr den Elektro- oder Brennstoffzellenantrieb gibt. Es wird eine laufendeVerbreiterung der Lösungen erfolgen. Letztendlich muss der Käufer entscheiden, wofür er das Fahrzeug verwenden will und dementsprechend die Karosserievariante, aber auch den dazu passenden Antrieb kaufen. Jede Variante hat ihre Stärken und Schwächen. Es gibt nicht mehr die Aussage des einen "besten" Autos, sondern ein jeweils optimales für meinen Zweck.

Das Fazit

Die Innovationskraft der Wirtschaft im Bereich Automobil ist nach wie vor fast unvorstellbar, neue Entwicklungs- und neuerdings Produktionstechnologien (Stichwort Industrie 4.0) führen zu einer fulminanten Verbreiterung der Innovationen und Ausführungen. Dieses Jahr prägt das autonome Fahren die Autowelt. Dieses kommt, aber in vielen kleinen Teilschritten, und über das assistierte Fahren wird Schritt für Schritt mehr "Autonomie" eingebracht. Dafür brauchen wir noch diefehlenden rechtlichen Vorgaben. Bei den Fahrzeugausführungen - ob Karosserie oder Antrieb - wird es keine Universallösung geben, sondern das Feld wird kundenindividuell breiter und mit teils dramatischen Ausmaßen aufgefächert. Dies kann sehr nützlich, aber auch unübersichtlich oder sogar unzweckmäßig sein. Aber der Käufer und der Markt wird die richtige Balance einstellen.

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