Volkswagen startet mit insgesamt 15 Elektro-Golf einen neunmonatigen
Flottenversuch bei ausgewählten österreichischen Firmen. Vor kurzem
wurden die Fahrzeuge übergeben.
In den Entwicklungsabteilungen der Automobilhersteller rauchen die
Ingenieursköpfe zum Thema Elektromobilität bereits seit Jahrzehnten.
Langsam, aber sicher nehmen diese Forschungsergebnisse Form an
-teilweise bereits in Serienreife. Volkswagen scheint etwas
hinterherzuhinken, denn Serienfahrzeug gibt es noch keines. Groß
angelegte Tests lassen allerdings erahnen, dass dasnicht mehr allzu
lange dauern wird. Aber warum ist VW allem Anschein nach spät dran?
Hohe Ansprüche
"Wir haben bei Volkswagen sehr hohe Ansprüche an unsere Produkte, das
ist bei Elektrofahrzeugen nicht anders", antwortet Dr. Rudolf Krebs,
Konzernbeauftragter für das Thema Elektrotraktion. Der elektrisch
betriebene VW Golf Blue-e-Motion dürfe sich zum Beispiel beim Komfort
nicht von einem normalen Golf unterscheiden, die Batteriekapazität
müsse nach zehn Jahren bei noch mindestens 80 Prozent liegen.
Ausgewählte Partner
Für Volkswagen war die Zeit nun reif, größere Fahrzeugflotten in die
Praxiserprobung bei ausgewählten Kunden zu schicken. Im Vorjahr waren
in Deutschland über 80 Elektroautos im Einsatz, die in Summe mehr als
eine halbe Million Kilometer zurückgelegt haben. Mit dem Startschuss
für die 15 GolfBlue-e-Motion umfassende Flotte in Österreich beginnt
der erste Test außerhalb Deutschlands.
"Österreich eignet sich aufgrund seiner Topografie und der
unterschiedlichen klimatischen Bedingungen besonders gut für einen
groß angelegten Test", so Krebs. Weitere Länder wie Frankreich,
Belgien, USA und China sollen in absehbarer Zeit folgen. Hierzulande
kommen in den neun Monaten des Tests Unternehmen mit großen Fuhrparks
in den Genuss des Elektro-Golf. Lebensministerium, ÖAMTC, ÖBB, A1,
Post, Rewe, Spar, Porr, Red Bull, Coca Cola, Verbund, Raiffeisen und
Kapsch bekommen je ein Fahrzeug zur Verfügung gestellt, zwei Autos
bleiben bei Porsche Austria.
85 kW, 150 km Reichweite
Angetrieben wird der E-Golf von einem 115 PS (85 kW) starken
Elektromotor, der ein Drehmoment von 270 Nm bereitstellt. Die
324-V-Batterie hat eine Kapazität von 26,5 kWh und ermöglicht eine
Reichweite von rund 150 Kilometern. Ein Wert, der laut Krebs in der
Praxis aber -je nach Fahrweise und Klimatisierung -sowohl nach oben
als auch nach unten abweichen kann und sich zwischen 80 und 200
Kilometern bewegt. Die Aufladung erfolgt entweder mittels fixinstallierter Wallbox und Starkstrom in zwei bis drei Stunden oder
mit einer herkömmlichen Steckdose in acht bis neun Stunden. Zu jedem
Fahrzeug gehört ein iPhone, das dem Fahrer jederzeit alle relevanten
Informationen zum Ladestand und der verbleibenden Ladedauer
übermittelt.
Erneuerbare Energiequellen
Allerdings mache die gesamte Elektromobilität nur dann Sinn, wenn man
sich alternativer Stromquellen bedient, gibt Krebs zu bedenken:
"Beziehe ich den Strom aus einem Braunkohlekraftwerk, entspricht das
umgerechnet einem CO 2 -Ausstoß von 215 g/km." Und dann wäre der
Verbrennungsmotor klarer Sieger.