Kia EV3 – schon gefahren: Kein Jausengegner
Mit dem EV3 bringt Kia den kleinen Bruder des Flaggschiffs EV9. Die Optik ist speziell, Platzangebot, Reichweite und Bed...
Vom "Klimakiller" zum "Antichrist": In der PR-Schlacht um Energie und Mobilität der Zukunft wird lustvoll mit Kraftausdrücken um sich geworfen und mit wechselseitigen Schuldzuweisungen versucht, die eigenen Hausaufgaben auf die lange Bank zu schieben.
Im Streit rund um den globalen menschenverursachten Klimawandel wird gern eins gegen das andere ausgespielt, nicht zuletzt, weil es sich mit diesem "blame game", dem gegenseitigen Abtausch von Schuldzuweisungen, hervorragend auf Zeit spielen lässt.
Gegenseitige Schuldzuweisungen
Während die Demonstranten vor der Internationalen Automobilausstellung in Frankfurt den Feind im "Ca(r)pitalism" ausgemacht zu haben glauben, verweisen Vertreter des so verunglimpften Wirtschaftszweigs gern auf die Schiff- oder die Luftfahrt, die ja auch extrem viel "Dreck hinausbläst". Aber auch dieInternetwirtschaft wird herangezogen, um nicht allzu hektisch vor der eigenen Tür kehren zu müssen: Meldungen vom Energieverbrauch von Serverfarmen oder für das "Schürfen" von Bitcoins - so richtig sie sein mögen - beruhigen das eigene Gewissen mit der Feststellung, dass auch andere ihre Hausaufgaben unerledigt vor sich herschieben.
Als vor ein paar Wochen dann noch ein tragischer Autounfall mit einem SUV medial Staub aufwirbelte, rückten hüben wie drüben die weißen Ritter der Massenkommunikation aus, um ihrer Fraktion wortreich beizuspringen. Eine schnelle Presseschau fördert zutage, wie verhärtet die Fronten sind: Bilder von weltweiten Demonstrationen, auf denen das "Ende Geländewagen" oder ähnliches postuliert wird, werden von Kommentaren wie dem in der "Welt" vom 18. September konterkariert, der im Vorspann "sachliche Diskussion" einmahnt, um dann das Aufkommen "einer neuen Form von Religion, deren Antichrist das Auto ist", zu beklagen.
In der Tat: Nichts täte der Debatte auf allen Seiten wohler als etwas Sachlichkeit. Denn die Wissenschaft mag sich in Details uneins sein, in einem sicher nicht: Ein ganzes Bündel an Maßnahmen -an allererster Stelle das Umkrempeln der Primärenergie, die wir nutzen -wird nötig sein, um die weltweit nach wie vor steigenden CO2-Emissionen einzudämmen. Denn der weltweite Energieverbrauch steigt unverdrossen und fossile Energiequellen stillen einen Löwenanteil dieses Hungers, dessen Ursache nicht nur die stark wachsenden Volkswirtschaften wie China und Indien sind.
Auch der europäische und der US-amerikanische Energiemarkt fressen immer mehr - und zuletzt auch wieder schneller. Wie der britische Energiekonzern BP in seinem jährlichen "Statistical Review of World Energy" schreibt, haben die USA 2018 ihre bisher größte Fördererhöhung von Erdöl und Erdgas vorgenommen. "Der globale Energiebedarf stieg 2018 um 2,9 Prozent, die CO2-Emissionen um zwei Prozent - schneller als je zuvor seit 2010/11. Das ist kein nachhaltiger Weg", warnen die Studienautoren des Energiekonzerns vor der wachsenden Diskrepanz zwischen dem öffentlichen Aufschrei und dem tatsächlichen Fortschritt.
Macht's die Technik?
Zukunftsforscher Sven Gabor Janszky vom Thinktank 2b Ahead ist überzeugt, dass es durch technischen Fortschritt gelingen kann, den Energiehunger weiter zu stillen und gleichzeitig die klimaschädlichen Emissionen zu senken. Im Interview mit dem Online-Magazin "Manage IT" kritisiert er die Fridays-for-Future-Bewegung. Sie fordere Verzicht und Verbote, ohne echte Lösungen anzubieten. "Ich bin in der DDR aufgewachsen und weiß, wie wertvoll die Freiheit des eigenen Bewusstseins ist. Wenn ich lese, dass jemand ein besseres Bewusstsein für mich gefunden habe und ich einfach nur kein Fleisch essen, kein Flugzeug besteigen und kein Auto fahren darf, dann gehen bei mir die Alarmglocken an", so Janszky, der unter anderem den schnellen globalen Ausbau der Atomkraft fordert.
Die ist allerdings nicht nur in Österreich heftig umstritten, hauptsächlich wegen der ungeklärten Frage der Endlagerung. Wie die verwendete Primärenergie auf klimafreundlich und nachhaltig umgestaltet werden kann, meint zum Beispiel Dr. Markus Schermann (siehe auch Seite 72) zu wissen, Chef der Österreich-Niederlassung des chinesischen Autobauers Great Wall Motors. Wie er vorrechnet, kommt pro Jahr deutlich mehr Sonnenergie auf der Erde an als auf dem Planeten in Form fossiler Quellen überhaupt gespeichert ist. Gleichzeitig sinken die Preise für Solarzellen ebenso wie für benötigte Batteriespeicher.
Nur wenn der Wandel bei der Primärenergie hin zu nachhaltigen Quellen gelingt, wird das Elektroauto zur klimafreundlichen Alternative für die Mobilität der Zukunft, egal, ob als Variante mit Wasserstofftank und Brennstoffzelle oder nur mit Batterie. Dann können mithilfe des überschüssigen Sonnenstroms neben Wasserstoff, dersich ausgezeichnet als Energiespeicher eignet, auch noch e-Fuels erzeugt und damit die Verbrennertechnologie am Leben erhalten werden.
Dafür könnte es allerdings schon bald zu spät sein. In ihrem "Automotive Disruption Radar" merkt die Beratungsagentur Roland Berger an, dass die Autoindustrie langsam, aber sicher den Weg hin zur Elektromobilität einschlägt. Die Klimadebatte verleihe E-Autos und Plug-ins einen deutlichen Schub, urteilen die Autoren. "Die Hersteller fahren Werke für E-Fahrzeuge hoch, sichern sich langfristig die Versorgung mit Batterien und stellen sich dem Wandel", lobt Wolfgang Bernhart, Partner von Roland Berger. Allerdings fehle es in vielen Ländern noch an Ladeinfrastruktur. Auch in Österreich befinden sich die Batterieelektrischen weiter auf dem Vormarsch. Die Neuzulassungen sind im Vorjahresvergleich von Jänner bis September um 64,7 Prozent vorn. Der Bestand liegt per August 2019 allerdings mit knapp 27.000 Stück bei einem nach wie vor zarten Marktanteil von 0,5 Prozent.
Kreuzfahrt, Kurzflug oder Schnitzel?
Gegen die Zahlen der BP-Studie nehmen sich die mit großem Eifer geführten Debatten à la "Elektro oder Brennstoffzelle" lächerlich aus. Die Antwort auf die Frage, ob man besser Kreuzfahrten oder Kurzstreckenflüge verbieten soll, wird die vielen komplizierten Probleme nicht lösen.
Dasselbe gilt für die allseits mit Gusto bestrittene "Schnitzeldebatte", wenn auch eine in "Science" veröffentlichte Studie behauptet, ein weltweiter kompletter Verzicht auf tierische Produkte könnte die durch Ernährung entstandenen CO2-Emissionen um 49 Prozent reduzieren. Mahlzeit!
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