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EU-Strafzölle – die wichtigsten Fragen - Update 17.06.!

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hit1912/Adobe Stock

Mit einer noch nie eingesetzten Maßnahme möchte die EU das Preis-Dumping chinesischer Hersteller eindämmen. Was das genau bedeutet. Wer betroffen ist, und wer nicht. Wir liefern die Antworten.

Worum geht es?

Auch wenn es natürlich nicht eindeutig zu beweisen ist, so scheint es für die EU und viele europäischen Hersteller dennoch klar zu sein, dass China einheimische Hersteller subventioniert, um deren Produkte zu unschlagbaren Preisen in Europa anbieten zu können.

 

Wieso ist das so schlimm?

Laut EU-Gremien handelt es sich bei diesen Maßnahmen nicht um eine einfache Wirtschaftsförderung, sondern um gezielte Aktionen, um der Konkurrenz mit Dumpingpreisen langsam den Garaus zu machen. Auf Amtsdeutsch heißt das: Wettbewerbsverzerrend, denn die Autokonzerne aus der EU können bei diesen Tarifen nicht mithalten.

 

Ab wann gelten die Strafzölle?

Noch gar nicht. Bislang handelt es sich nur um eine Ankündigung – oder Drohung, wie man das jetzt auch immer sehen möchte. Bis 4. Juli will man China noch für Verhandlungen Zeit geben. Erst dann soll darüber entschieden werden, wann es los geht.

 

Wie realistisch ist die Einführung dieser Zölle?

Das ist gerade in der Europäischen Union nicht so ganz klar. Auch wenn es bis zum 4. Juli zu keiner Einigung mit China kommen sollte, müssen die Zölle zuerst von den EU-Mitgliedstaaten bestätigt werden. Das heißt: Mindestens 55 Prozent der Mitgliedsländer, die zusammen mindestens 65 Prozent der EU-Bevölkerung ausmachen, müssen dafür sein. Entscheidet sich die sogenannte "qualifizierte Mehrheit" gegen die Zölle, kommen sie nicht. Falls es zu keiner Mehrheit kommt, liegt die Entscheidung ob der Einführung bei der EU-Kommission.

 

Wer ist betroffen?

Da gehen die Meinungen noch etwas außeinander. Die einen sagen, es seien nur die  großen drei des Reichs der Mitte strafzubezollen: BYD, Geely und SAIC. Sprich: Alle, die bislang in großem Stil in der alten Welt Autos verkaufen. Andere Stimmen besagen dass wirklich jedes Modell zum Handkuss kommt, das in China vom Band rollt. Dazu zählen somit auch europäische Marken, die mittlerweile unter chinesischer Flagge agieren, wie zum Beispiel Volvo. Aber auch jene, die in China nur fertigen lassen, wie zum Beispiel Cupra, Stellantis, BMW aber auch VW und Tesla. Wie mit Marken umgegangen wird, die noch nicht in die EU importieren, ist noch offen.

 

Wie hoch sind die Strafzölle?

Das variiert je nach Marktanteil. Als Faustregel gilt jetzt einmal: 21 Prozent für Unternehmen, die bei den EU-Untersuchungen kooperiert haben. Maximal 38,1 Prozent für jene, die nicht kooperiert haben.

 

Beispiele:

17,4 Prozent für BYD

20 Prozent für Geely

38,1 Prozent für die SAIC-Gruppe, zu der auch MG gehört.

Generell kann gesagt werden, dass sich im Schnitt die Höhe der abzugebenden Zölle bei rund 30 Prozent bewegen wird – zusätzlich zu den bislang schon vorhandenen zehn Prozent.

 

Wer ist nicht betroffen?

Simpel gesagt: Keiner. Wobei es für die EU ein ziemlicher Aufwand ist. Es ist nämlich nicht möglich, generelle Strafzölle für ein Land zu verhängen. Man muss jedem einzelnen Hersteller nachweisen, subventioniert zu werden. Es könnte also zu juristischen Spitzfindigkeiten führen, dank deren dann einzelne Produzenten straffrei davonkommen.

 

Wie wird China reagieren?

Derzeit reagiert man in Peking nur empört ob der angedrohten Strafzölle. Doch sollte es ernst werden, dürfte es nicht dabei bleiben. Die Möglichkeiten sind vielfältig. Schließlich kommen zahlreiche Rohstoffe, seltene Erden und ganze Akkus aus China, die von europäischen Herstellern gerne genommen werden. Diese könnten empfindlich teurer oder gar künstlich verknappt werden. Ebenso möglich: Strafzölle für nach China importierte europäische Autos. Genau das würde der EU-Industrie aber stark zusetzen. China gilt nach wie vor als größter Absatzmarkt. Kurz: Ein Handelskrieg wäre wahrscheinlich, weswegen man eben bis Anfang Juli noch mit Peking verhandeln möchte.

 

Was passiert, wenn die Verhandlungen erfolglos bleiben?

Dann werden MG und Co schlagartig teurer, und zwar empfindlich. Für einen MG4 bedeutet das einen Preissprung von mehr als 10.000 Euro nach oben, ein BYD Atto 3 wäre mit knapp 6.000 Euro Aufpreis nicht viel besser dran. Modelle wie der VW ID.3 oder der brandneue Ford Explorer wären mit einem Schlag unschlagbar günstiger.

 

Werden durch Strafzölle die EU-Hersteller gestärkt?

Es gibt drei Szenarien: Da der Mitbewerb zu teuer wird, greifen die Kunden no na zu deutschen oder französischen Produkten. Das Preisniveau von BEV könnte aber für viele dann uninteressant sein, wenn die Diskonter aus Fernost wegfallen – die Zulassungen gehen generell zurück. Oder aber, Chinas Regierung greift noch tiefer in die Tasche und gleicht auch die Strafzölle mit höheren Subventionen aus.

 

Verschwinden chinesische Hersteller von den EU-Märkten?

Nein, dazu sind die angekündigten Zölle zu niedrig. Man möchte ja keine Situation schaffen, in der die EU der Bad Boy ist, und China der Geschaßte. Branchenkenner gehen davon aus, dass für einen Rückzug Strafzölle von mindestens 50 Prozent notwendig seien.

 

Was, wenn die Autos in Europa produziert werden?

BYD etwa möchte nächstes Jahr in Ungarn ein Werk eröffnen, womit die Frage berechtigt ist, ob Autos, die von einem chinesischen Unternehmen in der EU produziert werden, überhaupt unter diese Strafzoll-Regelung fallen können. Streng genommen natürlich nicht.

 

Gibt es derartige Strafzölle auf chinesische Produkte auch anderswo?

In den USA zum Beispiel werden massive Strafzölle auf diverse Erzeugnisse aus China erhoben. Für Elektroautos zum Beispiel werden statt wie bisher 25 demnächst 100 Prozent des Kaufpreises fällig,  aber auch andere strategische Industrien wie Solarzellen, Halbleiter oder Medikamente werden davon betroffen sein.

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