Warum ISS Ground Services voll auf Erdgas-Fahrzeuge setzt, wieso man
vom Sparpotenzialüberrascht war und warum es trotzdem noch sehr viel
zu tun gibt für die Autohersteller.
Seit vielen Jahren ist Erdgas weit mehr als nur ein alternativer
Kraftstoff. Mit CNG (Compressed Natural Gas) betriebene Fahrzeuge
lassen sich deutlich günstiger betreiben als mit herkömmlichen,
fossilen Kraftstoffen. Und trotzdem kommen Erdgasautos nicht so
richtig in die Gänge. Eigentlich unverständlich, wie die
Praxiserfahrungen von ISS Ground Services am Flughafen Wien-Schwechat
zeigen.
Probleme mit dem Diesel-Partikelfilter
Michael Wachuda, Fuhrparkverantwortlicher der ISS Ground Services,
hat vor rund einem Jahr den Großteil der Vorfeldfahrzeuge auf Erdgas
umgestellt und mittlerweile 11 CNG-Autos im Einsatz. Mit den zuvor
eingesetzten Dieselfahrzeugen gab es immer wieder Probleme, wie
Wachuda berichtet: "Wir fahren hier nur mit maximal 40 km/h, da kann
sich der Partikelfilter nicht regenerieren. Wir müssten aufdie
Autobahn fahren, um die für die Regeneration nötigen Temperaturen zu
erreichen, aber da bräuchte ich einen eigenen Mitarbeiter dafür." Auf
der Suche nach Alternativen war schnell klar, dass Elektroautos für
den geplanten Einsatzzweck auch nicht ideal waren: "Unsere Fahrzeuge
sind permanentim Einsatz, lange Standzeiten zum Nachladen können wir
uns einfach nicht leisten."
Erdgasautos als Lösung
Irgendwann kam man dann auf das Thema Erdgas. Da zudem die
Flughafen-eigene Erdgastankstelle benutzt werden kann, begann man
sich intensiver mit der Thematik zu beschäftigen. Wenig später wurden
6 VW Caddy CNG und ein Iveco CNG-Transporter angeschafft, aktuell
zählen 9 Caddy und 2 Iveco zum ISS-Fuhrpark.
Preislich liegen die Autos in etwa auf jenem Niveau von Fahrzeugen
mit Dieselmotor, je nach Bundesland kann man zusätzlich noch in den
Genuss von Förderungen kommen. Die Fahrzeuge sind mit einer eher
konservativen Rate geleast, um am Ende der Laufzeit keine bösen
Überraschungen zu erleben, schließlich mangelt es noch an Erfahrungen
beim Wiederverkauf.
45 Prozent Einsparung
Auf Erdgas zu setzen, ist jedenfalls eine Entscheidung, die
man nicht
bereuen sollte, wie Mag. (FH) David Hiersche, Geschäftsführer der
ISS Ground Services GmbH, mit Stolz berichtet: „Wir waren uns anfangs
nicht sicher, wie hoch
das Sparpotenzial von Erdgas wirklich
ausfallen würde, die
Praxis hat unsere kühnsten Erwartungen aber
deutlich übertroffen. Die Treibstoffersparnis liegt bei satten 45
Prozent!“
Erdgasautos noch Stiefkinder
Trotz aller Zufriedenheit sieht Wachuda noch einiges an
Verbesserungspotenzial: "Es ist zum Beispiel nahezu unmöglich, einen
Händler zu finden, der ein Erdgasauto als Vorführwagen anbietet. Und
niemand kauft gern die Katze im Sack. Und mindestens genauso wichtig
ist ein kompetenter Werkstattpartner, der die Servicierung der
Fahrzeuge übernimmt." ISS Ground Services vertraut hier auf das
VW-Autohaus Gramatneusiedl.
Für Geschäftsführer Hiersche fehlt generelles Knowhow: "Es gibt nicht
viele Leute, die beim Thema Erdgas sattelfest sind. Und wenn man als
potenzieller Käufer dann unsicher wird, greifen die meisten dann
wieder zum klassischen Dieselfahrzeug. Das ist schade, denn
mittlerweile bieten einige namhafte Hersteller interessante Fahrzeuge
für die unterschiedlichsten Einsatzzwecke an."
Gute Infrastruktur inÖsterreich
Auf dem Flughafen legen die ISS-Erdgas-Fahrzeuge zwischen 15.000 und
20.000 km jährlich zurück, auf der Kurzstrecke haben sich die Autos
also bestens bewährt. Ob die Vorteile auf der Langstrecke ebenso groß
sind, ist für Hiersche aber eher fraglich. Schließlich sei die
Reichweite doch deutlich niedriger als bei Dieselautos. Die öfter
gehörte Ausrede der schlechten Infrastruktur kann man indes
mittlerweile nicht mehr gelten lassen, österreichweit gibt es derzeit
über 170 Erdgastankstellen, vor allem an den Hauptrouten und in den
Ballungszentren ist der Ausbau sehr gut. Zudem sind die meisten
CNG-Modelle bivalent ausgelegt, sprich, man hat neben den Erdgastanks
auch einen kleinen Benzintank. Die Angst, liegen zu bleiben, ist also
unbegründet.
Kampf gegen Vorurteile
Apropos Angst. DerÖAMTC hat festgestellt, dass Erdgasautos
mindestens genauso sicher sind wie mit Diesel oder Benzin betriebene
Fahrzeuge. Und auch Garagen stellen für CNG-Autos kein Tabu dar, die
Einfahrbeschränkung gilt vielmehr für Flüssiggas-Fahrzeuge. Es lohnt
sich also gerade für Firmen, dem Erdgasantriebeine Chance zu geben,
schließlich hat doch niemand etwas zu verschenken, oder?