Der Seat Leon TGI widerlegt sämtliche Vorurteile, die
Erdgasfahrzeugen bisher angelastet wurden. Denn der Spanier bietet
dank bivalentem Antrieb gleichermaßen Fahrspaß und Sparpotenzial.
Das Praktische an Vorurteilen ist, sie lassen sich widerlegen. Und
das geschieht am besten hinterrücks. So wurde zumindest der Kollege,
der Erdgasautos sonst stets als "lahme Krücken" bezeichnet und darauf
besteht, dass "Staubwischen mehr Spaß macht, als mit schweren
Stahltanks durch die Welt zu grundeln" vom Seat Leon TGI ordentlich
aufs Glatteis geführt.
Kein Unterschied
Von außen ist der bivalente Charakter des Spaniers nämlich nur am
"TGI"-Schriftzug am Kofferraumdeckel erkennbar. Und während der Fahrt
spüren weder Lenker noch Insassen, ob in den vier Brennkammern gerade
Gas oder Benzin verbrannt wird. Es ist also wenig verwunderlich, dass
dem durchaus autoaffinen Kollegen beim Einsteigen und nachher nicht
aufgefallen ist, dass er in einem Erdgasauto chauffiert wird.
Stattdessen fand er lobende Worte für den herzhaften Antritt des 110
PS starken Motors, die bequemen Sitze und das aufgeräumte Cockpit im
feschen Spanier. Bei der Beantwortung der obligatorischen Frage nach
dem Verbrauch in Kilogramm erstarrten dann aber zuerst seine
Gesichtszüge, kurz darauf stoß ihm diese Frage sauer auf: "Was, das
ist ein Erdgasauto?" - "Ja, schau nicht so blöd." Die weitere Fahrt
bis zum Ziel ging wortlos ins Land, zu sehr war der Mitfahrer damit
beschäftigt, seineaus den Fugen geratene Vorstellung von Gasautos
zurechtzurücken.
Große Reichweite
Als er beim Ausladen des Kofferraums erkennen musste, dass der
Gastank nur den Platz des Reservereifens schluckt, ansonsten aber
noch ein Ladevolumen zwischen 275 und 1.105 Liter bereitsteht, bekam
er feuchte Augen. Und als man ihm süffisant erklärte, dass, wenn die
Gastanks nach rund 350 Kilometer leer wären, ein 50-Liter-Benzintank
als Reserve bereitstünde, mit dem man gut und gern weitere 750
Kilometer schaffen könne, wollte man ihm am liebsten ein Taschentuch
reichen.
Trösten ließ er sich nur dadurch, dass es in Österreich derzeit nur
rund 200 Erdgas-Tankstellen gibt und das Sparpotenzial des Autos
deshalb nicht vollkommen auszureizen ist. Dauerhaft sparen lässt sich
im Leon TGI nämlich nur, wenn man Gas in der Nachbarschaft oder ohne
große Umwege tanken kann. Und das ist vor allem am Land nach wie vor
die Ausnahme.