Der zum Camper umgebaute VW Bus erfreut sich seit 25 Jahren großer
Beliebtheit. Der t5 California ist ein Universalgenie, das zum
spontanen Campen ebenso taugt wie als Alltagsfahrzeug, wenngleich
hier und dort Kompromisse nicht ganz ausbleiben. fLOtte&Wirtschaft
hat probegewohnt.
Camping polarisiert. Die einen lieben es, die anderen hassen es,
dazwischen bleibt nur wenig Spielraum. Wer meint, dass Camper sparsam
sind und sich kein Hotel leisten können, der soll sich aber nicht
täuschen. Wer sich entscheidet, einen Wohnwagen oder gar ein
Wohnmobil zu kaufen, muss zumeist richtig tief in die Tasche greifen.
Das gilt auch beim VW T5 California, der auch von leidenschaftlichen
Campern preislich zumeist weit unterschätzt wurde.
Multitalent mit kleinen Abstrichen
Der Californiaistals "Beach"und "Comfortline"zuhaben. Während der
Beach -vereinfacht gesagt -ein Multivan mit bis zu neun Sitzplätzen
und Hochdach ist, verfügt der Comfortline zusätzlich über eine
Küchen-bzw. Schrankzeile und weiteres Zubehör. Was beim Camping
klarerweise von Vorteil ist, sich aber im Alltag als Nachteil
erweist. Schließlich verbleiben standardmäßig lediglich vier
Sitzplätze (ein fünfter lässt sich gegen die Fahrtrichtung eingebaut
nachrüsten), den Stauraum und auch die Zuladung eines klassischen
Multivan kann der California aber klarerweise nicht bieten. Dennoch
ist der auch in der Campingvariante ein echter Allrounder. Das
beginnt bereits beim Antrieb, der eine große Vielfalt von Front-bis
Allradantrieb und von Diesel-bis zu Benzinmotoren ermöglicht. Unser
Testwagen war mit dem 140 PS starken TDI (Testverbrauch 9,5 Liter)
vernünftig motorisiert, weniger sollte es - vor allem mit voller
Urlaubsbeladung - aber nicht sein. Im Winter oder auf Sanddünen - ja,
in den letzten Jahrzehnten wagten sich etliche unerschrockene
Abenteurer mit ihren Bullis in ferne Gefilde - ist der
4motion-Allradantrieb eine echte Hilfe.
Kein günstiges Vergnügen
Das alles hat aber freilich auch seinen Preis, für 58.645 Euro gibt
es den 114 PS starken Turbodiesel in Basisausstattung, 45.610 Euro
kostet der günstigste "Beach" mit bescheidenen 84-Diesel-PS. Unser
140-PS-TDI bringt es mit Allradantrieb bereits auf stolze 69.190
Euro, weitere 11.000 Euro gingen für Extras wie das Navigationssystem
(2.622 Euro), 18-Zoll-Leichtmetallräder (1.065 Euro), das
Sandbeige-metallic (1.048 Euro), Xenon-Scheinwerfer (1.638 Euro),
Climatronic (1.138 Euro) und weitere "Kleinigkeiten" drauf. Macht
nach Adam Riese unterm Strich über 80.000 Euro.
Frage der Relation
Die Anti-Camper -so sieüberhaupt bis hierher gelesen haben - werden
spätestens jetzt die Hände über dem Kopf zusammenschlagen und
hochrechnen, wie viele Urlaube sich um das Geld machen lassen. Die
Camping-Freunde dürften ob des Preises zwar auch nicht in
Jubelstimmung ausbrechen, werden aber nun wohl eher argumentieren,
dass ein fein ausgestatteter Audi A6 auch nicht weniger kostet und
dabei viel weniger bietet. Wie man es dreht und wendet, es bleibt
eine Frage des Geschmacks und des Budgets, ob der VW California in
den Familienfuhrpark passt. Gar nicht so wenig Fahrzeuge werden
übrigens von angehenden Pensionisten gekauft, die sich mit der
Abfertigung den Traum von der großen Freiheit erfüllen möchten.
Pfiffige Details für den Camping-Alltag
Und genau dieses Gefühl der Freiheit weiß der Bulli perfekt zu
vermitteln. Auch deshalb, weil er über mehrere wirklich pfiffige
Details verfügt, die spontanes Campen leicht machen. So sind etwa
zwei Campingklappsessel in der Heckklappe (Foto rechts unten)
untergebracht, den zugehörigen Klapptisch haben wir erst nach Tagen
entdeckt, an der Innenseite der Schiebetür.
Im Innenraum lässt sich der Tisch ebenfalls mit wenigen Handgriffen
aufstellen, deutlich mühsamer ist das Drehen des Fahrersitzes, der
sich nicht so ohne weiteres am Lenkrad vorbeizirkeln lässt. Für 850
Euro gibt es eine ausfahrbare Markise, das Ausstelldach des
Generation-Sondermodells lässt sich per Knopfdruck sogar elektrisch
aus-und einklappen.
Komfortabler Schlafplatz im Aufstelldach
Tagsüber kann man das obere Bett ebenfalls hochklappen und hat
dadurch Stehhöhe im vorderen Teil des Fahrzeugs. Um das Nachtlager im
ersten Stock zu erklimmen, ist eine gewisse Gelenkigkeit nicht von
Nachteil, dafür wird man mit einem komfortablen Schlaflager belohnt.
Und wenn am nächsten Morgen dieSonne in den California blinzelt,
dann weiß man, was Freiheit bedeutet. Zumindest dann, wenn man nicht
an die nächste Leasingrate denken muss ...